Gutmüthigkeit, und macht gleich einen frischen, und, gelingt ihm keiner, daraus etwas. -- Als wir später im Bauer- garten spaziren gingen, wo die Kühe weideten, und ich mich fürchtete, fragte mich Graf Cl. ganz theilnehmend, ob und warum ich mich denn so sehr fürchtete? Und da antwortete ich in meiner Angst: "Warum soll ich mich denn vor dum- men Leuten mit Hörnern nicht fürchten?" Das konnten die beiden gar nicht vergessen und verlachen. -- Heute sollt' ich wieder bei Liebichs diniren. Tieck ist schon diesen Morgen hinaus -- und darum wollte man mich gerne -- mit Schle- gels Übersetzung des Macbeth, der soll nächstens gegeben wer- den, und Tieck spricht nun darüber, wie er und Shakespeare es meinen. Tieck wäre nie zu Liebichs und zur Brede ohne mich gekommen; aber du weißt, was ich im Menschenvolk zu verbinden verstehe; wie viel Bindendes die Menschen in sich tragen, und was nur zusammengewickelt daliegt; ich vermag es zu entwicklen, zu entwirren: und Prag wird in seinem Theater eine Veränderung erleiden. Dies auch nur schreib' ich, weil es dich amüsirt! -- Mich interessirt ganz etwas an- deres! Unser Zusammensein. Ruhe, Wohnung, Feld, Gesell- schaft; Thätigkeit, Angemessenes für dich im Frieden. Meine geliebten Freunde wieder zu haben! -- --
Gutmüthigkeit, und macht gleich einen friſchen, und, gelingt ihm keiner, daraus etwas. — Als wir ſpäter im Bauer- garten ſpaziren gingen, wo die Kühe weideten, und ich mich fürchtete, fragte mich Graf Cl. ganz theilnehmend, ob und warum ich mich denn ſo ſehr fürchtete? Und da antwortete ich in meiner Angſt: „Warum ſoll ich mich denn vor dum- men Leuten mit Hörnern nicht fürchten?“ Das konnten die beiden gar nicht vergeſſen und verlachen. — Heute ſollt’ ich wieder bei Liebichs diniren. Tieck iſt ſchon dieſen Morgen hinaus — und darum wollte man mich gerne — mit Schle- gels Überſetzung des Macbeth, der ſoll nächſtens gegeben wer- den, und Tieck ſpricht nun darüber, wie er und Shakeſpeare es meinen. Tieck wäre nie zu Liebichs und zur Brede ohne mich gekommen; aber du weißt, was ich im Menſchenvolk zu verbinden verſtehe; wie viel Bindendes die Menſchen in ſich tragen, und was nur zuſammengewickelt daliegt; ich vermag es zu entwicklen, zu entwirren: und Prag wird in ſeinem Theater eine Veränderung erleiden. Dies auch nur ſchreib’ ich, weil es dich amüſirt! — Mich intereſſirt ganz etwas an- deres! Unſer Zuſammenſein. Ruhe, Wohnung, Feld, Geſell- ſchaft; Thätigkeit, Angemeſſenes für dich im Frieden. Meine geliebten Freunde wieder zu haben! — —
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Gutmüthigkeit, und macht gleich einen friſchen, und, gelingt
ihm keiner, daraus etwas. — Als wir ſpäter im Bauer-
garten ſpaziren gingen, wo die Kühe weideten, und ich mich
fürchtete, fragte mich Graf Cl. ganz theilnehmend, ob und
warum ich mich denn ſo ſehr fürchtete? Und da antwortete
ich in meiner Angſt: „Warum ſoll ich mich denn vor dum-
men Leuten mit Hörnern nicht fürchten?“ Das konnten die
beiden gar nicht vergeſſen und verlachen. — Heute ſollt’ ich
wieder bei Liebichs diniren. Tieck iſt ſchon dieſen Morgen
hinaus — und darum wollte man mich gerne — mit Schle-
gels Überſetzung des Macbeth, der ſoll nächſtens gegeben wer-
den, und Tieck ſpricht nun darüber, wie er und Shakeſpeare
es meinen. Tieck wäre nie zu Liebichs und zur Brede ohne
mich gekommen; aber du weißt, was ich im Menſchenvolk zu
verbinden verſtehe; wie viel Bindendes die Menſchen in ſich
tragen, und was nur zuſammengewickelt daliegt; ich vermag
es zu entwicklen, zu entwirren: und Prag wird in ſeinem
Theater eine Veränderung erleiden. Dies auch nur ſchreib’
ich, weil es dich amüſirt! — Mich intereſſirt ganz etwas an-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/112>, abgerufen am 27.11.2024.
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