ringsten Klöster, wie man sagt; und ich finde, daß es ein enormes Gebäude ist; ich will sie alle sehen; Mad. Gaspari wird mich hinführen, wenn ich zurückkomme, und dazu will sie mir bei den Jesuiten eine Musik von Mozart bestellen, die er zur Messe und auf Gebete komponirte, die der Kaiser Joseph in's Deutsche übersetzen ließ: kurz, wenn man hier nichts sieht, als Kirchen und Klöster, so hat man eine der größten Merkwürdigkeiten gesehen, wenigstens wir, die wir von so was nichts wissen, und sogar wenig glaubten: nun brenne ich erst vor Begier, Italien, das sorglose, katholische, musikalische Italien zu sehen. Also ennuyire ich mich hier nicht; auf die Jesuiten freue ich mich gar todt. Der Gottes- dienst ist schön und angenehm, denn es ist ewige Musik, Gemählde, schöne Gebäude, Gerüche, und hübsche Kostume; die Lebensart aber in dem Frauenkloster für mich schrecklich, par exemple alle Zimmer dieser Mädchen stehen offen, ganz egale Möbel und egal schlechte Betten, auch die der Äbtissin Baroneß Mutius, welche sehr artig ist; sie pflegen Kranke, und heißen Elisabether; jeder Orden ist verschieden in Lebensart und Regeln; diese sehen Männer, ich selbst sah welche bei ih- nen: ausgehen dürfen sie nicht: und möblirt sind sie nicht splen- did, sie dürfen nicht einmal. Aber von der Ordnung, Aufge- räumtheit und Reinlichkeit hab' ich immer nur geträumt, und sie heute gefunden. Diese Jungfren sind Gärtner, Apotheker, lassen Ader, backen Brot, kurz thun alles; auffallend sind mir ihre grobe Mannshände gewesen, wovon ich auch nicht eine Ausnahme fand, und noch mehr ihr Mannsgang, den eine jede hat, nämlich ganz so, als wenn Berger eine Paterrolle
ringſten Klöſter, wie man ſagt; und ich finde, daß es ein enormes Gebäude iſt; ich will ſie alle ſehen; Mad. Gaspari wird mich hinführen, wenn ich zurückkomme, und dazu will ſie mir bei den Jeſuiten eine Muſik von Mozart beſtellen, die er zur Meſſe und auf Gebete komponirte, die der Kaiſer Joſeph in’s Deutſche überſetzen ließ: kurz, wenn man hier nichts ſieht, als Kirchen und Klöſter, ſo hat man eine der größten Merkwürdigkeiten geſehen, wenigſtens wir, die wir von ſo was nichts wiſſen, und ſogar wenig glaubten: nun brenne ich erſt vor Begier, Italien, das ſorgloſe, katholiſche, muſikaliſche Italien zu ſehen. Alſo ennuyire ich mich hier nicht; auf die Jeſuiten freue ich mich gar todt. Der Gottes- dienſt iſt ſchön und angenehm, denn es iſt ewige Muſik, Gemählde, ſchöne Gebäude, Gerüche, und hübſche Koſtume; die Lebensart aber in dem Frauenkloſter für mich ſchrecklich, par exemple alle Zimmer dieſer Mädchen ſtehen offen, ganz egale Möbel und egal ſchlechte Betten, auch die der Äbtiſſin Baroneß Mutius, welche ſehr artig iſt; ſie pflegen Kranke, und heißen Eliſabether; jeder Orden iſt verſchieden in Lebensart und Regeln; dieſe ſehen Männer, ich ſelbſt ſah welche bei ih- nen: ausgehen dürfen ſie nicht: und möblirt ſind ſie nicht ſplen- did, ſie dürfen nicht einmal. Aber von der Ordnung, Aufge- räumtheit und Reinlichkeit hab’ ich immer nur geträumt, und ſie heute gefunden. Dieſe Jungfren ſind Gärtner, Apotheker, laſſen Ader, backen Brot, kurz thun alles; auffallend ſind mir ihre grobe Mannshände geweſen, wovon ich auch nicht eine Ausnahme fand, und noch mehr ihr Mannsgang, den eine jede hat, nämlich ganz ſo, als wenn Berger eine Paterrolle
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ringſten Klöſter, wie man ſagt; und ich finde, daß es ein
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ſie mir bei den Jeſuiten eine Muſik von Mozart beſtellen,
die er zur Meſſe und auf Gebete komponirte, die der Kaiſer
Joſeph in’s Deutſche überſetzen ließ: kurz, wenn man hier
nichts ſieht, als Kirchen und Klöſter, ſo hat man eine der
größten Merkwürdigkeiten geſehen, wenigſtens wir, die wir
von ſo was nichts wiſſen, und ſogar wenig glaubten: nun
brenne ich erſt vor Begier, Italien, das ſorgloſe, katholiſche,
muſikaliſche Italien zu ſehen. Alſo ennuyire ich mich hier
nicht; auf die Jeſuiten freue ich mich gar todt. Der Gottes-
dienſt iſt ſchön und angenehm, denn es iſt ewige Muſik,
Gemählde, ſchöne Gebäude, Gerüche, und hübſche Koſtume;
die Lebensart aber in dem Frauenkloſter für mich ſchrecklich,
par exemple alle Zimmer dieſer Mädchen ſtehen offen, ganz
egale Möbel und egal ſchlechte Betten, auch die der Äbtiſſin
Baroneß Mutius, welche ſehr artig iſt; ſie pflegen Kranke,
und heißen Eliſabether; jeder Orden iſt verſchieden in Lebensart
und Regeln; dieſe ſehen Männer, ich ſelbſt ſah welche bei ih-
nen: ausgehen dürfen ſie nicht: und möblirt ſind ſie nicht ſplen-
did, ſie dürfen nicht einmal. Aber von der Ordnung, Aufge-
räumtheit und Reinlichkeit hab’ ich immer nur geträumt, und
ſie heute gefunden. Dieſe Jungfren ſind Gärtner, Apotheker,
laſſen Ader, backen Brot, kurz thun alles; auffallend ſind mir
ihre grobe Mannshände geweſen, wovon ich auch nicht eine
Ausnahme fand, und noch mehr ihr Mannsgang, den eine
jede hat, nämlich ganz ſo, als wenn Berger eine Paterrolle
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/99>, abgerufen am 22.12.2024.
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