nicht anders grüßen, uns ernst und würdig darstellen, diese und keine andere Manier haben." Bei diesem geübten Äußern können die leicht gut aussehen; und nur erträgliche Gemüths- eigenschaften, eine gute schimmert da schön durch, und zeigt sich bequem. Die guten Civilisten hingegen, wenn sie durch Uniform neben jene Klasse gehoben werden, müssen zwiefach verlieren, weil man dann gar durch den scheinbaren Rock und die scheinbare Reglung aufmerksam gemacht wird, und jenes regelmäßige gewandt-stolze Betragen erwartet, ohne befriedigt zu werden, und aus übler Laune dann in die gute kommt, sie recht lächerlich zu finden. Bei uns haßte ich alle Unifor- men, die nicht militairisch waren, von je. Frau von Hüner- bein lieb' ich, weil sie gefallen will und gefällt, und fabelhaft unbefangen und aufrichtig in manchen Dingen; und sehr gut. Machen Sie die Bekanntschaft von Frau von B., über die Sie mir ganz excellent schreiben. Und mir das völlig vor die Seele bringen, was ich äußerst dunkel und verwirrt von ferne fühlte und sah. Dies war es doch eigentlich, was mich nicht zwang zu ihr hin zu gehen; ich sah wohl, sie war hübsch, aber kein großartiger Reiz wußte mich zu zwingen. Untersu- chen Sie sie recht; da sie ohnehin hübsch und liebenswürdig, aimable, ist. Dritter Punkt. Ich kenne den Komödiensaal in Potsdam, wenn es nämlich der ist, wo die Logen sind: mir gefällt er; und glauben Sie, wenn man nicht eine besondere Avantüre hat, so ist es gut, wenn eine doch nur mittelmäßig große Ballgesellschaft in Einen Saal gepreßt ist, wenn man auch dadurch in Winkel gebannt wird. Gedränge ist der Haupt- charme, und zerstreut sich erst eine solche Gesellschaft, die doch
nicht anders grüßen, uns ernſt und würdig darſtellen, dieſe und keine andere Manier haben.“ Bei dieſem geübten Äußern können die leicht gut ausſehen; und nur erträgliche Gemüths- eigenſchaften, eine gute ſchimmert da ſchön durch, und zeigt ſich bequem. Die guten Civiliſten hingegen, wenn ſie durch Uniform neben jene Klaſſe gehoben werden, müſſen zwiefach verlieren, weil man dann gar durch den ſcheinbaren Rock und die ſcheinbare Reglung aufmerkſam gemacht wird, und jenes regelmäßige gewandt-ſtolze Betragen erwartet, ohne befriedigt zu werden, und aus übler Laune dann in die gute kommt, ſie recht lächerlich zu finden. Bei uns haßte ich alle Unifor- men, die nicht militairiſch waren, von je. Frau von Hüner- bein lieb’ ich, weil ſie gefallen will und gefällt, und fabelhaft unbefangen und aufrichtig in manchen Dingen; und ſehr gut. Machen Sie die Bekanntſchaft von Frau von B., über die Sie mir ganz excellent ſchreiben. Und mir das völlig vor die Seele bringen, was ich äußerſt dunkel und verwirrt von ferne fühlte und ſah. Dies war es doch eigentlich, was mich nicht zwang zu ihr hin zu gehen; ich ſah wohl, ſie war hübſch, aber kein großartiger Reiz wußte mich zu zwingen. Unterſu- chen Sie ſie recht; da ſie ohnehin hübſch und liebenswürdig, aimable, iſt. Dritter Punkt. Ich kenne den Komödienſaal in Potsdam, wenn es nämlich der iſt, wo die Logen ſind: mir gefällt er; und glauben Sie, wenn man nicht eine beſondere Avantüre hat, ſo iſt es gut, wenn eine doch nur mittelmäßig große Ballgeſellſchaft in Einen Saal gepreßt iſt, wenn man auch dadurch in Winkel gebannt wird. Gedränge iſt der Haupt- charme, und zerſtreut ſich erſt eine ſolche Geſellſchaft, die doch
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nicht anders grüßen, uns ernſt und würdig darſtellen, dieſe und
keine andere Manier haben.“ Bei dieſem geübten Äußern
können die leicht gut ausſehen; und nur erträgliche Gemüths-
eigenſchaften, eine gute ſchimmert da ſchön durch, und zeigt
ſich bequem. Die guten Civiliſten hingegen, wenn ſie durch
Uniform neben jene Klaſſe gehoben werden, müſſen zwiefach
verlieren, weil man dann gar durch den ſcheinbaren Rock und
die ſcheinbare Reglung aufmerkſam gemacht wird, und jenes
regelmäßige gewandt-ſtolze Betragen erwartet, ohne befriedigt
zu werden, und aus übler Laune dann in die gute kommt,
ſie recht lächerlich zu finden. Bei uns haßte ich alle Unifor-
men, die nicht militairiſch waren, von je. Frau von Hüner-
bein lieb’ ich, weil ſie gefallen will und gefällt, und fabelhaft
unbefangen und aufrichtig in manchen Dingen; und ſehr gut.
Machen Sie die Bekanntſchaft von Frau von B., über die
Sie mir ganz excellent ſchreiben. Und mir das völlig vor die
Seele bringen, was ich äußerſt dunkel und verwirrt von ferne
fühlte und ſah. Dies war es doch eigentlich, was mich nicht
zwang zu ihr hin zu gehen; ich ſah wohl, ſie war hübſch,
aber kein großartiger Reiz wußte mich zu zwingen. Unterſu-
chen Sie ſie recht; da ſie ohnehin hübſch und liebenswürdig,
aimable, iſt. Dritter Punkt. Ich kenne den Komödienſaal in
Potsdam, wenn es nämlich der iſt, wo die Logen ſind: mir
gefällt er; und glauben Sie, wenn man nicht eine beſondere
Avantüre hat, ſo iſt es gut, wenn eine doch nur mittelmäßig
große Ballgeſellſchaft in Einen Saal gepreßt iſt, wenn man
auch dadurch in Winkel gebannt wird. Gedränge iſt der Haupt-
charme, und zerſtreut ſich erſt eine ſolche Geſellſchaft, die doch
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/581>, abgerufen am 22.12.2024.
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