daß ich nie nichts hoffte von dem, was ich kannte: das Ächte, für mich von Gott Gemachte, hätte mich ergriffen, gefaßt mit seinen Händen, wie ich es gefaßt hätte. Auch dir, mein Freund, würd' ich jetzt keine Vorschläge des Zusammenseins und Bleibens machen, wenn etwas Besseres für dich da wäre, oder du es glaubtest. So aber bist du der meiner Freunde, der es weiß und sagt, daß nichts für ihn da ist. Und so ruf' ich dich noch Einmal. Was sollte auch da sein? Vater- land; große Handlungen; in der, für die Idee leben; Reli- gion haben: -- sind Schalen. Schalen, bei den Menschen, die das nächste von Gott Gegebene nicht zu fassen wissen mit ihren Sinnen, zu halten, mit einem gottgekräftigten Herzen. -- Ich erliege vor Kopfweh, von der gestrigen Feuchtigkeit. -- Ich kenne auserwählte Menschen, die eine Welt bilden könn- ten, mit dem Vermögen, mit den Kräften und Kenntnissen, die sie haben; aber sie genügen sich nicht, wie sie mir genü- gen würden. Blieben sie bei einander, in einer schönen Ge- gend, besorgten ihre Lebensbedürfnisse, ihre Geschäfte, jeder für sich, und für die Andern gelegentlich, studirten weiter, fänden Eheweiber, lebten fest und freudig und sicher, und ohne wei- teren hohlen Plan, als dies zu wollen; auch Aufsehen zu machen würd' ihnen nicht entgehen, und sie bildeten schon von selbst einen lebendigen, einen weiterwirkenden Kreis um sich her. Was ist alle Gesellschaft, aller Staat, und alle jemali- gen Einrichtungen eines solchen, anders, als Mittel, Zweck und Folge eines solchen Lebens? Aber Ruhm wollen sie; zeh- ren, ohne beizutragen: und nichts kriegen sie. Bessere noch, denken sie, werden sie finden, und nichts finden sie. Mit
daß ich nie nichts hoffte von dem, was ich kannte: das Ächte, für mich von Gott Gemachte, hätte mich ergriffen, gefaßt mit ſeinen Händen, wie ich es gefaßt hätte. Auch dir, mein Freund, würd’ ich jetzt keine Vorſchläge des Zuſammenſeins und Bleibens machen, wenn etwas Beſſeres für dich da wäre, oder du es glaubteſt. So aber biſt du der meiner Freunde, der es weiß und ſagt, daß nichts für ihn da iſt. Und ſo ruf’ ich dich noch Einmal. Was ſollte auch da ſein? Vater- land; große Handlungen; in der, für die Idee leben; Reli- gion haben: — ſind Schalen. Schalen, bei den Menſchen, die das nächſte von Gott Gegebene nicht zu faſſen wiſſen mit ihren Sinnen, zu halten, mit einem gottgekräftigten Herzen. — Ich erliege vor Kopfweh, von der geſtrigen Feuchtigkeit. — Ich kenne auserwählte Menſchen, die eine Welt bilden könn- ten, mit dem Vermögen, mit den Kräften und Kenntniſſen, die ſie haben; aber ſie genügen ſich nicht, wie ſie mir genü- gen würden. Blieben ſie bei einander, in einer ſchönen Ge- gend, beſorgten ihre Lebensbedürfniſſe, ihre Geſchäfte, jeder für ſich, und für die Andern gelegentlich, ſtudirten weiter, fänden Eheweiber, lebten feſt und freudig und ſicher, und ohne wei- teren hohlen Plan, als dies zu wollen; auch Aufſehen zu machen würd’ ihnen nicht entgehen, und ſie bildeten ſchon von ſelbſt einen lebendigen, einen weiterwirkenden Kreis um ſich her. Was iſt alle Geſellſchaft, aller Staat, und alle jemali- gen Einrichtungen eines ſolchen, anders, als Mittel, Zweck und Folge eines ſolchen Lebens? Aber Ruhm wollen ſie; zeh- ren, ohne beizutragen: und nichts kriegen ſie. Beſſere noch, denken ſie, werden ſie finden, und nichts finden ſie. Mit
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daß ich nie nichts hoffte von dem, was ich kannte: das Ächte,
für mich von Gott Gemachte, hätte mich ergriffen, gefaßt
mit ſeinen Händen, wie ich es gefaßt hätte. Auch dir, mein
Freund, würd’ ich jetzt keine Vorſchläge des Zuſammenſeins
und Bleibens machen, wenn etwas Beſſeres für dich da wäre,
oder du es glaubteſt. So aber biſt du der meiner Freunde,
der es weiß und ſagt, daß nichts für ihn da iſt. Und ſo
ruf’ ich dich noch Einmal. Was ſollte auch da ſein? Vater-
land; große Handlungen; in der, für die Idee leben; Reli-
gion haben: — ſind Schalen. Schalen, bei den Menſchen,
die das nächſte von Gott Gegebene nicht zu faſſen wiſſen mit
ihren Sinnen, zu halten, mit einem gottgekräftigten Herzen.
— Ich erliege vor Kopfweh, von der geſtrigen Feuchtigkeit. —
Ich kenne auserwählte Menſchen, die eine Welt bilden könn-
ten, mit dem Vermögen, mit den Kräften und Kenntniſſen,
die ſie haben; aber ſie genügen ſich nicht, wie ſie mir genü-
gen würden. Blieben ſie bei einander, in einer ſchönen Ge-
gend, beſorgten ihre Lebensbedürfniſſe, ihre Geſchäfte, jeder für
ſich, und für die Andern gelegentlich, ſtudirten weiter, fänden
Eheweiber, lebten feſt und freudig und ſicher, und ohne wei-
teren hohlen Plan, als dies zu wollen; auch Aufſehen zu
machen würd’ ihnen nicht entgehen, und ſie bildeten ſchon von
ſelbſt einen lebendigen, einen weiterwirkenden Kreis um ſich
her. Was iſt alle Geſellſchaft, aller Staat, und alle jemali-
gen Einrichtungen eines ſolchen, anders, als Mittel, Zweck
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ren, ohne beizutragen: und nichts kriegen ſie. Beſſere noch,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/505>, abgerufen am 22.12.2024.
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