bendigen Theilnahme fertig. Was sollt' ich wohl noch sagen! Weißt du was? -- Die Universität, wenn sie auch, als blo- ßer Anfang zu einer, verscheiden muß, ist schön; und wahrlich einem jeden hier nach seinen Kräften lieb. Sie ist ein Pro- dukt des Geistes. Mitten in der Besiegung, der Armuth, ja der Furcht, der Störung, erdacht, entworfen, angefangen! Ein Grünen der Erde durch ihr eigenes Feuer, möge Phöbus gnädig leuchten, und keine Pfeile den Kühnen schicken! Neu- mann ist seit dem September noch mit dem Grafen auf den Gütern. Mit Fouque bin ich durch meine Krankheit außer Briefwechsel. Doch lese ich viel von ihm; er und die Baro- nin schreiben Robert. Ich bin in Briefwechsel mit Gentz; mein einzig Vergnügen. Marwitz soll in Friedersdorf sein. -- Berlin ist nicht schöner geworden, aber alles übrige häßlicher: also im Winter weiß man nicht wo man sich hinwünschen soll! Fürst de Ligne schreibt mir auch jetzt. Ich habe ihm sechs Seiten französisch geschrieben vorige Woche, mit dem härtesten Gewissen. Meine Franzosen verstehen mein Deutsch. Der Philolog Wolf, der in Wien war, lobt Friedrich Schle- gels Liebenswürdigkeit. Wolf schreibt göttlich wie kein ande- rer Deutscher. Aber ich denke vor vierzehn Tagen, als ich ihn eben las, und ganz anbetete, der Schlag rührt mich, ihn sächsisch singen zu hören; wie kann man in solchem Gesange solche Perioden ausgraben? Ja! er gräbt sie manchmal los! Als ich Schleiermachern Wolfs Zuschrift an Goethe so sehr lobte, meinte der, sie sei auf den Effekt geschrieben. "Nun da hat er gut gerechnet; auf mich hat sie den größten gemacht," sagt' ich pathetisch ernst; Schleiermacher lachte mir in's Ge-
bendigen Theilnahme fertig. Was ſollt’ ich wohl noch ſagen! Weißt du was? — Die Univerſität, wenn ſie auch, als blo- ßer Anfang zu einer, verſcheiden muß, iſt ſchön; und wahrlich einem jeden hier nach ſeinen Kräften lieb. Sie iſt ein Pro- dukt des Geiſtes. Mitten in der Beſiegung, der Armuth, ja der Furcht, der Störung, erdacht, entworfen, angefangen! Ein Grünen der Erde durch ihr eigenes Feuer, möge Phöbus gnädig leuchten, und keine Pfeile den Kühnen ſchicken! Neu- mann iſt ſeit dem September noch mit dem Grafen auf den Gütern. Mit Fouqué bin ich durch meine Krankheit außer Briefwechſel. Doch leſe ich viel von ihm; er und die Baro- nin ſchreiben Robert. Ich bin in Briefwechſel mit Gentz; mein einzig Vergnügen. Marwitz ſoll in Friedersdorf ſein. — Berlin iſt nicht ſchöner geworden, aber alles übrige häßlicher: alſo im Winter weiß man nicht wo man ſich hinwünſchen ſoll! Fürſt de Ligne ſchreibt mir auch jetzt. Ich habe ihm ſechs Seiten franzöſiſch geſchrieben vorige Woche, mit dem härteſten Gewiſſen. Meine Franzoſen verſtehen mein Deutſch. Der Philolog Wolf, der in Wien war, lobt Friedrich Schle- gels Liebenswürdigkeit. Wolf ſchreibt göttlich wie kein ande- rer Deutſcher. Aber ich denke vor vierzehn Tagen, als ich ihn eben las, und ganz anbetete, der Schlag rührt mich, ihn ſächſiſch ſingen zu hören; wie kann man in ſolchem Geſange ſolche Perioden ausgraben? Ja! er gräbt ſie manchmal los! Als ich Schleiermachern Wolfs Zuſchrift an Goethe ſo ſehr lobte, meinte der, ſie ſei auf den Effekt geſchrieben. „Nun da hat er gut gerechnet; auf mich hat ſie den größten gemacht,“ ſagt’ ich pathetiſch ernſt; Schleiermacher lachte mir in’s Ge-
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bendigen Theilnahme fertig. Was ſollt’ ich wohl noch ſagen!
Weißt du was? — Die Univerſität, wenn ſie auch, als blo-
ßer Anfang zu einer, verſcheiden muß, iſt ſchön; und wahrlich
einem jeden hier nach ſeinen Kräften lieb. Sie iſt ein Pro-
dukt des Geiſtes. Mitten in der Beſiegung, der Armuth, ja
der Furcht, der Störung, erdacht, entworfen, angefangen!
Ein Grünen der Erde durch ihr eigenes Feuer, möge Phöbus
gnädig leuchten, und keine Pfeile den Kühnen ſchicken! Neu-
mann iſt ſeit dem September noch mit dem Grafen auf den
Gütern. Mit Fouqué bin ich durch meine Krankheit außer
Briefwechſel. Doch leſe ich viel von ihm; er und die Baro-
nin ſchreiben Robert. Ich bin in Briefwechſel mit Gentz;
mein einzig Vergnügen. Marwitz ſoll in Friedersdorf ſein. —
Berlin iſt nicht ſchöner geworden, aber alles übrige häßlicher:
alſo im Winter weiß man nicht wo man ſich hinwünſchen
ſoll! Fürſt de Ligne ſchreibt mir auch jetzt. Ich habe ihm
ſechs Seiten franzöſiſch geſchrieben vorige Woche, mit dem
härteſten Gewiſſen. Meine Franzoſen verſtehen mein Deutſch.
Der Philolog Wolf, der in Wien war, lobt Friedrich Schle-
gels Liebenswürdigkeit. Wolf ſchreibt göttlich wie kein ande-
rer Deutſcher. Aber ich denke vor vierzehn Tagen, als ich
ihn eben las, und ganz anbetete, der Schlag rührt mich, ihn
ſächſiſch ſingen zu hören; wie kann man in ſolchem Geſange
ſolche Perioden ausgraben? Ja! er gräbt ſie manchmal los!
Als ich Schleiermachern Wolfs Zuſchrift an Goethe ſo ſehr
lobte, meinte der, ſie ſei auf den Effekt geſchrieben. „Nun da
hat er gut gerechnet; auf mich hat ſie den größten gemacht,“
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/501>, abgerufen am 22.12.2024.
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