Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

nem Freund Varnhagen diesen Frühling: ich machte ihn ra-
send! -- Sie hatten mich gelehrt, sie für etwas zu halten --
er fand es aber schon vorher so, sagte er mir. Ich habe
gleich, wie ich Ihren Brief bekam, geantwortet; das ist die
beste Art. Sonnabend kann dieser Brief erst abgehen: schickt
mir bis dahin Hr. von Laroche nichts, so lasse ich's holen:
ich will darüber mit Ihnen in diesem Briefe noch sprechen.
Wenn Sie mir die Ehre erzeigen, zu antworten -- und Sie
thun's! -- so schreiben Sie ja recht deutlich! Adieu bis
Sonnabend!


Der Brief wird mir jetzt abgeholt, weil dem Kanzleidiener
sein Weg hier vorbei fällt, und er mich von Minister Massow,
mit dem ich in Einem Landhaus wohnte, noch kennt, und mir
absolut einen Gefallen thun will. Ich kann also Hrn. von
Laroche's Sendung nicht abwarten, und muß Ihnen so Adieu
sagen. -- Nun habe ich mit dem Manne gesprochen: er will
morgen wiederkommen. Es ist Nachmirtag, und ich habe noch
Zeit Ihnen zu sagen, daß ich vorgestern Abend noch ganz par
hazard
bei der Schönarmigen war. Die Familie findet Sie
allerliebst; und nach ihrer Erzählung toben Sie doch auch ein
wenig in dem Radziwill'schen Hotel; vergleichen die Menschen
zu Meerkatzen; kurz wie hier. Daß Sie ernst bei diesen klei-
nen Redeflüßchen geblieben sind, war ich überzeugt. Mit Einem
Wort, der Chef wird geliebt. Sonst fiel nichts vor; außer
daß ich an allem und an jedem Worte abnehmen konnte wie's
dort steht. Hier sagt man wieder seit zwei Tagen, der König
käme nicht. -- Lieber Geheimer Staatsrath, wirken Sie mir

nem Freund Varnhagen dieſen Frühling: ich machte ihn ra-
ſend! — Sie hatten mich gelehrt, ſie für etwas zu halten —
er fand es aber ſchon vorher ſo, ſagte er mir. Ich habe
gleich, wie ich Ihren Brief bekam, geantwortet; das iſt die
beſte Art. Sonnabend kann dieſer Brief erſt abgehen: ſchickt
mir bis dahin Hr. von Laroche nichts, ſo laſſe ich’s holen:
ich will darüber mit Ihnen in dieſem Briefe noch ſprechen.
Wenn Sie mir die Ehre erzeigen, zu antworten — und Sie
thun’s! — ſo ſchreiben Sie ja recht deutlich! Adieu bis
Sonnabend!


Der Brief wird mir jetzt abgeholt, weil dem Kanzleidiener
ſein Weg hier vorbei fällt, und er mich von Miniſter Maſſow,
mit dem ich in Einem Landhaus wohnte, noch kennt, und mir
abſolut einen Gefallen thun will. Ich kann alſo Hrn. von
Laroche’s Sendung nicht abwarten, und muß Ihnen ſo Adieu
ſagen. — Nun habe ich mit dem Manne geſprochen: er will
morgen wiederkommen. Es iſt Nachmirtag, und ich habe noch
Zeit Ihnen zu ſagen, daß ich vorgeſtern Abend noch ganz par
hazard
bei der Schönarmigen war. Die Familie findet Sie
allerliebſt; und nach ihrer Erzählung toben Sie doch auch ein
wenig in dem Radziwill’ſchen Hotel; vergleichen die Menſchen
zu Meerkatzen; kurz wie hier. Daß Sie ernſt bei dieſen klei-
nen Redeflüßchen geblieben ſind, war ich überzeugt. Mit Einem
Wort, der Chef wird geliebt. Sonſt fiel nichts vor; außer
daß ich an allem und an jedem Worte abnehmen konnte wie’s
dort ſteht. Hier ſagt man wieder ſeit zwei Tagen, der König
käme nicht. — Lieber Geheimer Staatsrath, wirken Sie mir

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0445" n="431"/>
nem Freund Varnhagen die&#x017F;en Frühling: ich machte ihn ra-<lb/>
&#x017F;end! &#x2014; Sie hatten mich gelehrt, &#x017F;ie für etwas zu halten &#x2014;<lb/>
er fand es aber &#x017F;chon vorher &#x017F;o, &#x017F;agte er mir. Ich habe<lb/>
gleich, wie ich Ihren Brief bekam, geantwortet; das i&#x017F;t die<lb/>
be&#x017F;te Art. Sonnabend kann die&#x017F;er Brief er&#x017F;t abgehen: &#x017F;chickt<lb/>
mir bis dahin Hr. von Laroche nichts, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e ich&#x2019;s holen:<lb/>
ich will darüber mit Ihnen in die&#x017F;em Briefe noch &#x017F;prechen.<lb/>
Wenn Sie mir die Ehre erzeigen, zu antworten &#x2014; und Sie<lb/>
thun&#x2019;s! &#x2014; &#x017F;o &#x017F;chreiben Sie ja recht deutlich! Adieu bis<lb/>
Sonnabend!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <dateline> <hi rendition="#et">Freitag Morgen.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Der Brief wird mir jetzt abgeholt, weil dem Kanzleidiener<lb/>
&#x017F;ein Weg hier vorbei fällt, und er mich von Mini&#x017F;ter Ma&#x017F;&#x017F;ow,<lb/>
mit dem ich in Einem Landhaus wohnte, noch kennt, und mir<lb/>
ab&#x017F;olut einen Gefallen thun will. Ich kann al&#x017F;o Hrn. von<lb/>
Laroche&#x2019;s Sendung nicht abwarten, und muß Ihnen &#x017F;o Adieu<lb/>
&#x017F;agen. &#x2014; Nun habe ich mit dem Manne ge&#x017F;prochen: er will<lb/>
morgen wiederkommen. Es i&#x017F;t Nachmirtag, und ich habe noch<lb/>
Zeit Ihnen zu &#x017F;agen, daß ich vorge&#x017F;tern Abend noch ganz <hi rendition="#aq">par<lb/>
hazard</hi> bei der Schönarmigen war. Die Familie findet Sie<lb/>
allerlieb&#x017F;t; und nach ihrer Erzählung toben Sie doch auch ein<lb/>
wenig in dem Radziwill&#x2019;&#x017F;chen Hotel; vergleichen die Men&#x017F;chen<lb/>
zu Meerkatzen; kurz wie hier. Daß Sie ern&#x017F;t bei die&#x017F;en klei-<lb/>
nen Redeflüßchen geblieben &#x017F;ind, war ich überzeugt. Mit Einem<lb/>
Wort, der Chef wird geliebt. Son&#x017F;t fiel nichts vor; außer<lb/>
daß ich an allem und an jedem Worte abnehmen konnte wie&#x2019;s<lb/>
dort &#x017F;teht. Hier &#x017F;agt man wieder &#x017F;eit zwei Tagen, der König<lb/>
käme nicht. &#x2014; Lieber Geheimer Staatsrath, wirken Sie mir<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0445] nem Freund Varnhagen dieſen Frühling: ich machte ihn ra- ſend! — Sie hatten mich gelehrt, ſie für etwas zu halten — er fand es aber ſchon vorher ſo, ſagte er mir. Ich habe gleich, wie ich Ihren Brief bekam, geantwortet; das iſt die beſte Art. Sonnabend kann dieſer Brief erſt abgehen: ſchickt mir bis dahin Hr. von Laroche nichts, ſo laſſe ich’s holen: ich will darüber mit Ihnen in dieſem Briefe noch ſprechen. Wenn Sie mir die Ehre erzeigen, zu antworten — und Sie thun’s! — ſo ſchreiben Sie ja recht deutlich! Adieu bis Sonnabend! Freitag Morgen. Der Brief wird mir jetzt abgeholt, weil dem Kanzleidiener ſein Weg hier vorbei fällt, und er mich von Miniſter Maſſow, mit dem ich in Einem Landhaus wohnte, noch kennt, und mir abſolut einen Gefallen thun will. Ich kann alſo Hrn. von Laroche’s Sendung nicht abwarten, und muß Ihnen ſo Adieu ſagen. — Nun habe ich mit dem Manne geſprochen: er will morgen wiederkommen. Es iſt Nachmirtag, und ich habe noch Zeit Ihnen zu ſagen, daß ich vorgeſtern Abend noch ganz par hazard bei der Schönarmigen war. Die Familie findet Sie allerliebſt; und nach ihrer Erzählung toben Sie doch auch ein wenig in dem Radziwill’ſchen Hotel; vergleichen die Menſchen zu Meerkatzen; kurz wie hier. Daß Sie ernſt bei dieſen klei- nen Redeflüßchen geblieben ſind, war ich überzeugt. Mit Einem Wort, der Chef wird geliebt. Sonſt fiel nichts vor; außer daß ich an allem und an jedem Worte abnehmen konnte wie’s dort ſteht. Hier ſagt man wieder ſeit zwei Tagen, der König käme nicht. — Lieber Geheimer Staatsrath, wirken Sie mir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/445
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/445>, abgerufen am 23.12.2024.