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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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am Schenkel von einer Kanone verwundet; achtzehn Jahr,
und muß lahm bleiben in jedem bessern Fall: ich habe vom
20. Juni Nachrichten von ihnen gehabt; sie waren bei diesem
Bruder. Verzeihen Sie Marwitz, und protegiren Sie ihn sehr:
ich weiß wie vorzüglich Sie ihn behandelten, und doch mögen
Sie ihn noch nicht so en detail kennen als ich. Erwogen
haben Sie sein Wesen, und durchdrungen muß es Ihr Blick
haben; und an Ihnen hatte ich meine Freude, als ich's ver-
nahm! Von der trempe ist mir beinah noch keiner vorge-
kommen: er ist ja wie alt bei seiner Jugend; dies muß man
aber auch gleich sein, sonst wird man nur ein Stock, und
bleibt nicht jung.

Ich wohne zwar in Charlottenburg, bin aber leider mehr
hier: es ist eine plötzliche Kälte eingefallen, die mir wehe thut,
und da fuhr ich gleich herein. Überall ist bei mir kein Stuhl,
keine Tasse verrückt: und nur ich habe mich hin und her zu
bewegen, um hier oder in Charlottenburg zu sein. Und das
wollten Sie nicht leiden? Sie scheinen es gar nicht zu ver-
stehen, wie schön man in Charlottenburg sein kann; und
vergessen zu haben, wie leicht hin und her. Daß Frau
von Humboldt einen Sohn hat, weiß ich schon; daß sie in
Neapel bleibt, freut mich in der Seele. Weiß ich doch ein
genießendes fühlendes Wesen in den Naturanstalten! Weiß
ich doch, daß Einer von meinen Ausgezeichneten lebt! --
Sein Sie nur mit Graf Dohna nicht Ein Herz und Eine
Seele! Und bedenken Sie, wie entfernt die distribuirenden
Mächte des Himmels ihn von Ihnen halten: wenn auch ir-
dische Götter und Statthalter ihn Ihnen nahe stellen. Wenn

am Schenkel von einer Kanone verwundet; achtzehn Jahr,
und muß lahm bleiben in jedem beſſern Fall: ich habe vom
20. Juni Nachrichten von ihnen gehabt; ſie waren bei dieſem
Bruder. Verzeihen Sie Marwitz, und protegiren Sie ihn ſehr:
ich weiß wie vorzüglich Sie ihn behandelten, und doch mögen
Sie ihn noch nicht ſo en détail kennen als ich. Erwogen
haben Sie ſein Weſen, und durchdrungen muß es Ihr Blick
haben; und an Ihnen hatte ich meine Freude, als ich’s ver-
nahm! Von der trempe iſt mir beinah noch keiner vorge-
kommen: er iſt ja wie alt bei ſeiner Jugend; dies muß man
aber auch gleich ſein, ſonſt wird man nur ein Stock, und
bleibt nicht jung.

Ich wohne zwar in Charlottenburg, bin aber leider mehr
hier: es iſt eine plötzliche Kälte eingefallen, die mir wehe thut,
und da fuhr ich gleich herein. Überall iſt bei mir kein Stuhl,
keine Taſſe verrückt: und nur ich habe mich hin und her zu
bewegen, um hier oder in Charlottenburg zu ſein. Und das
wollten Sie nicht leiden? Sie ſcheinen es gar nicht zu ver-
ſtehen, wie ſchön man in Charlottenburg ſein kann; und
vergeſſen zu haben, wie leicht hin und her. Daß Frau
von Humboldt einen Sohn hat, weiß ich ſchon; daß ſie in
Neapel bleibt, freut mich in der Seele. Weiß ich doch ein
genießendes fühlendes Weſen in den Naturanſtalten! Weiß
ich doch, daß Einer von meinen Ausgezeichneten lebt! —
Sein Sie nur mit Graf Dohna nicht Ein Herz und Eine
Seele! Und bedenken Sie, wie entfernt die diſtribuirenden
Mächte des Himmels ihn von Ihnen halten: wenn auch ir-
diſche Götter und Statthalter ihn Ihnen nahe ſtellen. Wenn

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[428/0442] am Schenkel von einer Kanone verwundet; achtzehn Jahr, und muß lahm bleiben in jedem beſſern Fall: ich habe vom 20. Juni Nachrichten von ihnen gehabt; ſie waren bei dieſem Bruder. Verzeihen Sie Marwitz, und protegiren Sie ihn ſehr: ich weiß wie vorzüglich Sie ihn behandelten, und doch mögen Sie ihn noch nicht ſo en détail kennen als ich. Erwogen haben Sie ſein Weſen, und durchdrungen muß es Ihr Blick haben; und an Ihnen hatte ich meine Freude, als ich’s ver- nahm! Von der trempe iſt mir beinah noch keiner vorge- kommen: er iſt ja wie alt bei ſeiner Jugend; dies muß man aber auch gleich ſein, ſonſt wird man nur ein Stock, und bleibt nicht jung. Ich wohne zwar in Charlottenburg, bin aber leider mehr hier: es iſt eine plötzliche Kälte eingefallen, die mir wehe thut, und da fuhr ich gleich herein. Überall iſt bei mir kein Stuhl, keine Taſſe verrückt: und nur ich habe mich hin und her zu bewegen, um hier oder in Charlottenburg zu ſein. Und das wollten Sie nicht leiden? Sie ſcheinen es gar nicht zu ver- ſtehen, wie ſchön man in Charlottenburg ſein kann; und vergeſſen zu haben, wie leicht hin und her. Daß Frau von Humboldt einen Sohn hat, weiß ich ſchon; daß ſie in Neapel bleibt, freut mich in der Seele. Weiß ich doch ein genießendes fühlendes Weſen in den Naturanſtalten! Weiß ich doch, daß Einer von meinen Ausgezeichneten lebt! — Sein Sie nur mit Graf Dohna nicht Ein Herz und Eine Seele! Und bedenken Sie, wie entfernt die diſtribuirenden Mächte des Himmels ihn von Ihnen halten: wenn auch ir- diſche Götter und Statthalter ihn Ihnen nahe ſtellen. Wenn

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/442>, abgerufen am 25.11.2024.