sehr licht, und dem Frühling, wenn er verspricht und die Un- ruh in die Adern treibt, nicht unähnlich; es war als tanzte der Herbst mit ihm; wie große Herrn nach Schlachten und Krieg sich Feste geben! -- Nun lockte mich wieder die Brücke, ich ging hinüber, klar war das Wasser, die Sonne recht warm, und ich nach dem Schiffbauerdamm. Da dacht' ich, das ist Varnhagens Weg. Und mir wurde wieder weh! In der größ- ten Sonne weiter! Am Ephraim'schen Garten mußt' ich um- kehren; es wird zu einsam, und durch den Thiergarten konnt' ich doch gar allein nicht. Ich sah deinen Weg noch Einmal an, und kehre langsam um; indem ich's thue, hatte ich die Sonne hinter mir, und einen herrlichen, dicken, grünen, von ihr beschienenen Baum vor mir, der im Ephraim'schen Vorgar- ten steht. Ich gehe heran, um niedrighängende, noch sehr konservirte Blätter für dich zu nehmen. Ich konnte es nicht aushalten, den Baum allein zu sehen: er hatte mir das Herz erquicken können! Als ich aber heran kam, war der Zweig doch viel höher, als es aussah. Ich war ganz allein; ein Bürger kömmt vom Thiergarten her an, mit einem Stock unter dem Arm, einem grauen Kleide, einem dreieckigen Hut. "O! mein Herr, Sie sind doch größer als ich, der Baum ist noch so schön grün, reißen Sie mir wohl ein Blatt ab!" Der Mann suchte mit großem Antheil das grünste, gab es mir recht mit Freude; und als ich mich bedankt hatte, und von ihm ging, sah er mich mit großem Vergnügen an; er schien sich zu freuen, daß Eine mit einem Schanzlöper, und Hut und Schal an so was Vergnügen findet. Ich habe es in Wasser gestellt, und schicke es hier mit. --
ſehr licht, und dem Frühling, wenn er verſpricht und die Un- ruh in die Adern treibt, nicht unähnlich; es war als tanzte der Herbſt mit ihm; wie große Herrn nach Schlachten und Krieg ſich Feſte geben! — Nun lockte mich wieder die Brücke, ich ging hinüber, klar war das Waſſer, die Sonne recht warm, und ich nach dem Schiffbauerdamm. Da dacht’ ich, das iſt Varnhagens Weg. Und mir wurde wieder weh! In der größ- ten Sonne weiter! Am Ephraim’ſchen Garten mußt’ ich um- kehren; es wird zu einſam, und durch den Thiergarten konnt’ ich doch gar allein nicht. Ich ſah deinen Weg noch Einmal an, und kehre langſam um; indem ich’s thue, hatte ich die Sonne hinter mir, und einen herrlichen, dicken, grünen, von ihr beſchienenen Baum vor mir, der im Ephraim’ſchen Vorgar- ten ſteht. Ich gehe heran, um niedrighängende, noch ſehr konſervirte Blätter für dich zu nehmen. Ich konnte es nicht aushalten, den Baum allein zu ſehen: er hatte mir das Herz erquicken können! Als ich aber heran kam, war der Zweig doch viel höher, als es ausſah. Ich war ganz allein; ein Bürger kömmt vom Thiergarten her an, mit einem Stock unter dem Arm, einem grauen Kleide, einem dreieckigen Hut. „O! mein Herr, Sie ſind doch größer als ich, der Baum iſt noch ſo ſchön grün, reißen Sie mir wohl ein Blatt ab!“ Der Mann ſuchte mit großem Antheil das grünſte, gab es mir recht mit Freude; und als ich mich bedankt hatte, und von ihm ging, ſah er mich mit großem Vergnügen an; er ſchien ſich zu freuen, daß Eine mit einem Schanzlöper, und Hut und Schal an ſo was Vergnügen findet. Ich habe es in Waſſer geſtellt, und ſchicke es hier mit. —
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ſehr licht, und dem Frühling, wenn er verſpricht und die Un-
ruh in die Adern treibt, nicht unähnlich; es war als tanzte
der Herbſt mit ihm; wie große Herrn nach Schlachten und
Krieg ſich Feſte geben! — Nun lockte mich wieder die Brücke,
ich ging hinüber, klar war das Waſſer, die Sonne recht warm,
und ich nach dem Schiffbauerdamm. Da dacht’ ich, das iſt
Varnhagens Weg. Und mir wurde wieder weh! In der größ-
ten Sonne weiter! Am Ephraim’ſchen Garten mußt’ ich um-
kehren; es wird zu einſam, und durch den Thiergarten konnt’
ich doch gar allein nicht. Ich ſah deinen Weg noch Einmal
an, und kehre langſam um; indem ich’s thue, hatte ich die
Sonne hinter mir, und einen herrlichen, dicken, grünen, von
ihr beſchienenen Baum vor mir, der im Ephraim’ſchen Vorgar-
ten ſteht. Ich gehe heran, um niedrighängende, noch ſehr
konſervirte Blätter für dich zu nehmen. Ich konnte es nicht
aushalten, den Baum allein zu ſehen: er hatte mir das Herz
erquicken können! Als ich aber heran kam, war der Zweig
doch viel höher, als es ausſah. Ich war ganz allein; ein
Bürger kömmt vom Thiergarten her an, mit einem Stock
unter dem Arm, einem grauen Kleide, einem dreieckigen Hut.
„O! mein Herr, Sie ſind doch größer als ich, der Baum iſt
noch ſo ſchön grün, reißen Sie mir wohl ein Blatt ab!“ Der
Mann ſuchte mit großem Antheil das grünſte, gab es mir
recht mit Freude; und als ich mich bedankt hatte, und von
ihm ging, ſah er mich mit großem Vergnügen an; er ſchien
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und Schal an ſo was Vergnügen findet. Ich habe es in
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/375>, abgerufen am 22.12.2024.
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