je n'ai plus ni caractere ni volonte! insense, faible et mepri- sable, je n'attends rien de vous, et sans but comme sans esperance je cede malgre moi au charme irresistible que je trouve a vous aimer;" so kennt man eins. Das andere ist, wenn einem jede körperliche Berührung, außer der des ge- liebten Gegenstandes, unwillkürlich und unwiderstehlich ekelt.
Die ganze Welt ist eigentlich ein tragischer Embarras.
Einen gepackten Reisewagen und einen Dolch sollte ein jeder haben; daß, wenn er sich fühlt, er gleich abreisen kann.
Es gelingt einem beinah nie eine Sache, von der es einem nicht nachher leid thut, daß sie einem gelungen ist; und es mißlingt keine, daß es einen nicht nachher freute.
Düngen Sie mit Verzweiflung, -- aber sie muß ächt sein, -- und Sie werden vortreffliche Ärnte haben.
An Gustav von Brinckmann, in Hamburg.
Berlin, Montag, Mitte Mai's 1800.
Lieber! Brinckmann. Sehen Sie mich in Thränen geba- det zu Ihren Füßen; und nicht leiden, daß Sie nach Schwe- den gehn. Ich bin ja bei Ihnen. Gott! macht denn das alles aus, daß ich nicht reisen kann. O! Sie würden gewiß gleich um ein Merkliches besser, wenn ich nur hinein träte. Ach Gott ach Gott! jedes Wort, fürcht' ich, schadet Ihnen,
je n’ai plus ni caractère ni volonté! insensé, faible et mépri- sable, je n’attends rien de vous, et sans but comme sans espérance je cède malgré moi au charme irrésistible que je trouve à vous aimer;“ ſo kennt man eins. Das andere iſt, wenn einem jede körperliche Berührung, außer der des ge- liebten Gegenſtandes, unwillkürlich und unwiderſtehlich ekelt.
Die ganze Welt iſt eigentlich ein tragiſcher Embarras.
Einen gepackten Reiſewagen und einen Dolch ſollte ein jeder haben; daß, wenn er ſich fühlt, er gleich abreiſen kann.
Es gelingt einem beinah nie eine Sache, von der es einem nicht nachher leid thut, daß ſie einem gelungen iſt; und es mißlingt keine, daß es einen nicht nachher freute.
Düngen Sie mit Verzweiflung, — aber ſie muß ächt ſein, — und Sie werden vortreffliche Ärnte haben.
An Guſtav von Brinckmann, in Hamburg.
Berlin, Montag, Mitte Mai’s 1800.
Lieber! Brinckmann. Sehen Sie mich in Thränen geba- det zu Ihren Füßen; und nicht leiden, daß Sie nach Schwe- den gehn. Ich bin ja bei Ihnen. Gott! macht denn das alles aus, daß ich nicht reiſen kann. O! Sie würden gewiß gleich um ein Merkliches beſſer, wenn ich nur hinein träte. Ach Gott ach Gott! jedes Wort, fürcht’ ich, ſchadet Ihnen,
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je n’ai plus ni caractère ni volonté! insensé, faible et mépri-
sable, je n’attends rien de vous, et sans but comme
sans espérance je cède malgré moi au charme irrésistible que
je trouve à vous aimer;“ ſo kennt man eins. Das andere
iſt, wenn einem jede körperliche Berührung, außer der des ge-
liebten Gegenſtandes, unwillkürlich und unwiderſtehlich ekelt.
Die ganze Welt iſt eigentlich ein tragiſcher Embarras.
Einen gepackten Reiſewagen und einen Dolch ſollte ein
jeder haben; daß, wenn er ſich fühlt, er gleich abreiſen kann.
Es gelingt einem beinah nie eine Sache, von der es einem
nicht nachher leid thut, daß ſie einem gelungen iſt; und es
mißlingt keine, daß es einen nicht nachher freute.
Düngen Sie mit Verzweiflung, — aber ſie muß ächt
ſein, — und Sie werden vortreffliche Ärnte haben.
An Guſtav von Brinckmann, in Hamburg.
Berlin, Montag, Mitte Mai’s 1800.
Lieber! Brinckmann. Sehen Sie mich in Thränen geba-
det zu Ihren Füßen; und nicht leiden, daß Sie nach Schwe-
den gehn. Ich bin ja bei Ihnen. Gott! macht denn das
alles aus, daß ich nicht reiſen kann. O! Sie würden gewiß
gleich um ein Merkliches beſſer, wenn ich nur hinein träte.
Ach Gott ach Gott! jedes Wort, fürcht’ ich, ſchadet Ihnen,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/210>, abgerufen am 22.12.2024.
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