ist mit einem Leipziger Rosenthal in größtem Stil umge- ben, wo Weidenalleen und Wiesen mit Gängen und Felder und Wälder, und wieder Wiesen und Gänge, die schönsten Spazirgänge machen, ohne an Größe und Natur zu verlie- ren, ein Boden wie die Stuben, und man geht wie auf lau- ter Terrassen. Wieder so viel Menschen, und alle mögliche Erfrischungen, und Kuchen, und was ihr wollt; die Tante kennt jeden Menschen, und jeder Mensch sie. Von da nach einem Garten Weiße, wieder so viel Menschen; der Garten nicht groß, doch führt die Hauptallee auf's Feld, und ge- währt wieder den Berghorizont. Darin war ein Chor guter Musiker, und zwei junge Leute, Studenten von den Jesuiten, sangen nicht übel Duo's aus allen Opern, mitten im Garten, welches hier sehr gebräuchlich ist; Diskant und Tenor, ein Fremder gab ihnen ein Duo, und sie sangen's vom Blatte. In diesem Garten sprach ich den kleinen Unruh, der immer aus den Wolken fallen wollte, mich zu sehen, seinen Augen nicht traute u. dgl., wir freuten uns sehr, und hofften uns wiederzusehen. Von da nach Paris, wo uns der Onkel er- wartete, der da Kränzchen mit den Ersten der Stadt hatte. Das lass' ich mir, bis ich mein Gebirg' gesehen habe, nur ge- fallen. In diesem Garten sind alle Offiziere von uns und hier: im Garten und in den nahen Sälen speisten Leute, wie bei Richards, es war also helle und große Promenade; manche Leute sah ich überall, wie bei uns; die Musik war mitten im Garten als es finster war mit Licht etablirt, und drum herum ich mit Louis und Röschen, und die Menschen; es wurde sehr munter, die Offiziere ließen Walzer spielen, und walzten
iſt mit einem Leipziger Roſenthal in größtem Stil umge- ben, wo Weidenalleen und Wieſen mit Gängen und Felder und Wälder, und wieder Wieſen und Gänge, die ſchönſten Spazirgänge machen, ohne an Größe und Natur zu verlie- ren, ein Boden wie die Stuben, und man geht wie auf lau- ter Terraſſen. Wieder ſo viel Menſchen, und alle mögliche Erfriſchungen, und Kuchen, und was ihr wollt; die Tante kennt jeden Menſchen, und jeder Menſch ſie. Von da nach einem Garten Weiße, wieder ſo viel Menſchen; der Garten nicht groß, doch führt die Hauptallee auf’s Feld, und ge- währt wieder den Berghorizont. Darin war ein Chor guter Muſiker, und zwei junge Leute, Studenten von den Jeſuiten, ſangen nicht übel Duo’s aus allen Opern, mitten im Garten, welches hier ſehr gebräuchlich iſt; Diskant und Tenor, ein Fremder gab ihnen ein Duo, und ſie ſangen’s vom Blatte. In dieſem Garten ſprach ich den kleinen Unruh, der immer aus den Wolken fallen wollte, mich zu ſehen, ſeinen Augen nicht traute u. dgl., wir freuten uns ſehr, und hofften uns wiederzuſehen. Von da nach Paris, wo uns der Onkel er- wartete, der da Kränzchen mit den Erſten der Stadt hatte. Das laſſ’ ich mir, bis ich mein Gebirg’ geſehen habe, nur ge- fallen. In dieſem Garten ſind alle Offiziere von uns und hier: im Garten und in den nahen Sälen ſpeiſten Leute, wie bei Richards, es war alſo helle und große Promenade; manche Leute ſah ich überall, wie bei uns; die Muſik war mitten im Garten als es finſter war mit Licht etablirt, und drum herum ich mit Louis und Röschen, und die Menſchen; es wurde ſehr munter, die Offiziere ließen Walzer ſpielen, und walzten
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iſt mit einem Leipziger Roſenthal in größtem Stil umge-
ben, wo Weidenalleen und Wieſen mit Gängen und Felder
und Wälder, und wieder Wieſen und Gänge, die ſchönſten
Spazirgänge machen, ohne an Größe und Natur zu verlie-
ren, ein Boden wie die Stuben, und man geht wie auf lau-
ter Terraſſen. Wieder ſo viel Menſchen, und alle mögliche
Erfriſchungen, und Kuchen, und was ihr wollt; die Tante
kennt jeden Menſchen, und jeder Menſch ſie. Von da nach
einem Garten Weiße, wieder ſo viel Menſchen; der Garten
nicht groß, doch führt die Hauptallee auf’s Feld, und ge-
währt wieder den Berghorizont. Darin war ein Chor guter
Muſiker, und zwei junge Leute, Studenten von den Jeſuiten,
ſangen nicht übel Duo’s aus allen Opern, mitten im Garten,
welches hier ſehr gebräuchlich iſt; Diskant und Tenor, ein
Fremder gab ihnen ein Duo, und ſie ſangen’s vom Blatte.
In dieſem Garten ſprach ich den kleinen Unruh, der immer
aus den Wolken fallen wollte, mich zu ſehen, ſeinen Augen
nicht traute u. dgl., wir freuten uns ſehr, und hofften uns
wiederzuſehen. Von da nach Paris, wo uns der Onkel er-
wartete, der da Kränzchen mit den Erſten der Stadt hatte.
Das laſſ’ ich mir, bis ich mein Gebirg’ geſehen habe, nur ge-
fallen. In dieſem Garten ſind alle Offiziere von uns und hier:
im Garten und in den nahen Sälen ſpeiſten Leute, wie bei
Richards, es war alſo helle und große Promenade; manche
Leute ſah ich überall, wie bei uns; die Muſik war mitten
im Garten als es finſter war mit Licht etablirt, und drum
herum ich mit Louis und Röschen, und die Menſchen; es wurde
ſehr munter, die Offiziere ließen Walzer ſpielen, und walzten
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/103>, abgerufen am 22.12.2024.
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