Franzosen und die pedantischen Deutschen zu ehrender Hochachtung nöthigte. Gewiß ist es, daß die gemeinen Spanier, einzeln oder geschaart, bei seltsamer und oft mangelhafter Ausrüstung und Bekleidung, immer den gleichmäßigen Eindruck von vornehmen Leuten machten, sie schienen Alle von Adel, auch im niedrigsten Zustande sich bewußt, der besten Verhältnisse werth und fähig zu sein. Wirklich ertrugen sie mit großem Anstand und vollkommener Fassung das tiefe Mißgeschick, in welchem sie sich befangen fühlten, denn sie verhehlten es nicht, daß es ihnen eine Schmach sei, nach der Laune eines fremden Herrschers, den sie haßten, wie sie seine Nation verachteten, so in der Welt umherzuziehen, und ihre Unterwürfigkeit zur Schau zu tragen. Mit hohem An¬ theil sahen wir diese edlen südlichen Naturen voll Ernst und Feuer, von denen früher nur vereinzelte Beispiele uns genügen mußten, jetzt in solcher Vielheit und Masse als eine wandelnde Poesie vor unsern Augen, mit Entzücken horchten wir den Klängen der herrlichen Sprache, die auf den Straßen von allen Seiten uns zutönte, und nicht selten die gemeinste Oertlichkeit durch Guitarrenspiel und Gesang veredelten, die unsrer berausch¬ ten Einbildungskraft in dieser Art nur in Granada und Sevilla möglich geschienen hatten. Der romantische Zauber dieses spanischen Lebens wirkte nicht auf uns allein, auch die Franzosen empfanden ihn, und wichen gleichsam staunend und betroffen vor ihm zurück, der
Franzoſen und die pedantiſchen Deutſchen zu ehrender Hochachtung noͤthigte. Gewiß iſt es, daß die gemeinen Spanier, einzeln oder geſchaart, bei ſeltſamer und oft mangelhafter Ausruͤſtung und Bekleidung, immer den gleichmaͤßigen Eindruck von vornehmen Leuten machten, ſie ſchienen Alle von Adel, auch im niedrigſten Zuſtande ſich bewußt, der beſten Verhaͤltniſſe werth und faͤhig zu ſein. Wirklich ertrugen ſie mit großem Anſtand und vollkommener Faſſung das tiefe Mißgeſchick, in welchem ſie ſich befangen fuͤhlten, denn ſie verhehlten es nicht, daß es ihnen eine Schmach ſei, nach der Laune eines fremden Herrſchers, den ſie haßten, wie ſie ſeine Nation verachteten, ſo in der Welt umherzuziehen, und ihre Unterwuͤrfigkeit zur Schau zu tragen. Mit hohem An¬ theil ſahen wir dieſe edlen ſuͤdlichen Naturen voll Ernſt und Feuer, von denen fruͤher nur vereinzelte Beiſpiele uns genuͤgen mußten, jetzt in ſolcher Vielheit und Maſſe als eine wandelnde Poeſie vor unſern Augen, mit Entzuͤcken horchten wir den Klaͤngen der herrlichen Sprache, die auf den Straßen von allen Seiten uns zutoͤnte, und nicht ſelten die gemeinſte Oertlichkeit durch Guitarrenſpiel und Geſang veredelten, die unſrer berauſch¬ ten Einbildungskraft in dieſer Art nur in Granada und Sevilla moͤglich geſchienen hatten. Der romantiſche Zauber dieſes ſpaniſchen Lebens wirkte nicht auf uns allein, auch die Franzoſen empfanden ihn, und wichen gleichſam ſtaunend und betroffen vor ihm zuruͤck, der
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Franzoſen und die pedantiſchen Deutſchen zu ehrender
Hochachtung noͤthigte. Gewiß iſt es, daß die gemeinen
Spanier, einzeln oder geſchaart, bei ſeltſamer und oft
mangelhafter Ausruͤſtung und Bekleidung, immer den
gleichmaͤßigen Eindruck von vornehmen Leuten machten,
ſie ſchienen Alle von Adel, auch im niedrigſten Zuſtande
ſich bewußt, der beſten Verhaͤltniſſe werth und faͤhig zu
ſein. Wirklich ertrugen ſie mit großem Anſtand und
vollkommener Faſſung das tiefe Mißgeſchick, in welchem
ſie ſich befangen fuͤhlten, denn ſie verhehlten es nicht,
daß es ihnen eine Schmach ſei, nach der Laune eines
fremden Herrſchers, den ſie haßten, wie ſie ſeine Nation
verachteten, ſo in der Welt umherzuziehen, und ihre
Unterwuͤrfigkeit zur Schau zu tragen. Mit hohem An¬
theil ſahen wir dieſe edlen ſuͤdlichen Naturen voll Ernſt
und Feuer, von denen fruͤher nur vereinzelte Beiſpiele
uns genuͤgen mußten, jetzt in ſolcher Vielheit und Maſſe
als eine wandelnde Poeſie vor unſern Augen, mit
Entzuͤcken horchten wir den Klaͤngen der herrlichen
Sprache, die auf den Straßen von allen Seiten uns
zutoͤnte, und nicht ſelten die gemeinſte Oertlichkeit durch
Guitarrenſpiel und Geſang veredelten, die unſrer berauſch¬
ten Einbildungskraft in dieſer Art nur in Granada und
Sevilla moͤglich geſchienen hatten. Der romantiſche
Zauber dieſes ſpaniſchen Lebens wirkte nicht auf uns
allein, auch die Franzoſen empfanden ihn, und wichen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/58>, abgerufen am 25.11.2024.
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