Rücksicht auf die Oertlichkeit der nächsten Gegend machte den Marschall Davoust bald zu einem Hauptgegenstaude dieses Blattes, welches, mit dem Hauptquartier Tet¬ tenborn's seinen Erscheinungsort wechselnd, und unent¬ geltlich ausgetheilt und versandt, in kurzem eine unge¬ heure Gunst und Nachfrage fand. Es fehlte nicht an satirischen Ausfällen, in welchen die gute Laune unsers Hauptquartiers sich ergoß, und zu denen mehrere Offi¬ ziere, und unter andern auch Jahn, der bekannte Turn¬ lehrer, der als Hauptmann bei den Lützow'ern stand, ihre Beisteuer gaben. Die Franzosen waren bisher gewohnt, solche Feindseligkeiten allein auszuüben, und geriethen ganz außer sich, als man ihnen nicht das Gleiche, sondern Besseres bot, und ihr erschöpfter Witz nichts mehr zu finden wußte, um die treffende Wahr¬ heit zu entkräften, mit welcher der Marschall Davoust hier bald als der Vandale Gänserich, bald als Robinson und Hermite de Ratzebourg bezeichnet wurde. Diese Zeitung hat uns seitdem überall hinbegleitet, nach Bre¬ men und Dänemark, bis sie zuletzt in Frankreich mit dem 16. Stücke, das die fremde Sprache angenommen hatte, aufhörte, und noch ihr letztes Wort der Mar¬ schall Davoust blieb. Wir haben der litterarischen Ne¬ bensache hier vorzüglich deßhalb gedacht, um in Tetten¬ born das nach unsrer Meinung nicht geringe Verdienst anzuerkennen, daß er mit kräftigem Muthe auch in dieser Weise offen und für immer mit dem Feinde
Ruͤckſicht auf die Oertlichkeit der naͤchſten Gegend machte den Marſchall Davouſt bald zu einem Hauptgegenſtaude dieſes Blattes, welches, mit dem Hauptquartier Tet¬ tenborn's ſeinen Erſcheinungsort wechſelnd, und unent¬ geltlich ausgetheilt und verſandt, in kurzem eine unge¬ heure Gunſt und Nachfrage fand. Es fehlte nicht an ſatiriſchen Ausfaͤllen, in welchen die gute Laune unſers Hauptquartiers ſich ergoß, und zu denen mehrere Offi¬ ziere, und unter andern auch Jahn, der bekannte Turn¬ lehrer, der als Hauptmann bei den Luͤtzow'ern ſtand, ihre Beiſteuer gaben. Die Franzoſen waren bisher gewohnt, ſolche Feindſeligkeiten allein auszuuͤben, und geriethen ganz außer ſich, als man ihnen nicht das Gleiche, ſondern Beſſeres bot, und ihr erſchoͤpfter Witz nichts mehr zu finden wußte, um die treffende Wahr¬ heit zu entkraͤften, mit welcher der Marſchall Davouſt hier bald als der Vandale Gaͤnſerich, bald als Robinſon und Hermite de Ratzebourg bezeichnet wurde. Dieſe Zeitung hat uns ſeitdem uͤberall hinbegleitet, nach Bre¬ men und Daͤnemark, bis ſie zuletzt in Frankreich mit dem 16. Stuͤcke, das die fremde Sprache angenommen hatte, aufhoͤrte, und noch ihr letztes Wort der Mar¬ ſchall Davouſt blieb. Wir haben der litterariſchen Ne¬ benſache hier vorzuͤglich deßhalb gedacht, um in Tetten¬ born das nach unſrer Meinung nicht geringe Verdienſt anzuerkennen, daß er mit kraͤftigem Muthe auch in dieſer Weiſe offen und fuͤr immer mit dem Feinde
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Ruͤckſicht auf die Oertlichkeit der naͤchſten Gegend machte
den Marſchall Davouſt bald zu einem Hauptgegenſtaude
dieſes Blattes, welches, mit dem Hauptquartier Tet¬
tenborn's ſeinen Erſcheinungsort wechſelnd, und unent¬
geltlich ausgetheilt und verſandt, in kurzem eine unge¬
heure Gunſt und Nachfrage fand. Es fehlte nicht an
ſatiriſchen Ausfaͤllen, in welchen die gute Laune unſers
Hauptquartiers ſich ergoß, und zu denen mehrere Offi¬
ziere, und unter andern auch Jahn, der bekannte Turn¬
lehrer, der als Hauptmann bei den Luͤtzow'ern ſtand,
ihre Beiſteuer gaben. Die Franzoſen waren bisher
gewohnt, ſolche Feindſeligkeiten allein auszuuͤben, und
geriethen ganz außer ſich, als man ihnen nicht das
Gleiche, ſondern Beſſeres bot, und ihr erſchoͤpfter Witz
nichts mehr zu finden wußte, um die treffende Wahr¬
heit zu entkraͤften, mit welcher der Marſchall Davouſt
hier bald als der Vandale Gaͤnſerich, bald als Robinſon
und Hermite de Ratzebourg bezeichnet wurde. Dieſe
Zeitung hat uns ſeitdem uͤberall hinbegleitet, nach Bre¬
men und Daͤnemark, bis ſie zuletzt in Frankreich mit
dem 16. Stuͤcke, das die fremde Sprache angenommen
hatte, aufhoͤrte, und noch ihr letztes Wort der Mar¬
ſchall Davouſt blieb. Wir haben der litterariſchen Ne¬
benſache hier vorzuͤglich deßhalb gedacht, um in Tetten¬
born das nach unſrer Meinung nicht geringe Verdienſt
anzuerkennen, daß er mit kraͤftigem Muthe auch in
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/464>, abgerufen am 24.11.2024.
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