der Feind in größter Eile früher befestigt, aber mit Uebereilung verlassen hatte, ohne Widerstand eingerückt. Auf diese Nachricht brachen wir am 18. September aus der Görde auf, und marschirten nach Dalmburg, wo das Fußvolk und die Kanonen zurück blieben, während Tettenborn mit den Kosaken weiter zog und noch den¬ selben Nachmittag Lüneburg erreichte. Unverzüglich sandte er von hier aus den Rittmeister von Herbert in der Richtung von Tostädt auf die Straße von Hamburg nach Bremen; dieser ließ den Lieutenant von Hoch¬ wächter auf die Straße von Hamburg nach Celle vor¬ gehen, wo derselbe sogleich einen Scharmützel gegen Gendarmen und Douaniers zu bestehen hatte, mit großer Tapferkeit den Feind warf, und mehrere Gefangene machte. Andere Partheien rückten schnell nach Winsen vor, und besetzten an der Elbe Artlenburg, Brackede und Honsdorf, Lauenburg gegenüber. Die Stadt Lüneburg wurde auf das sorgfältigste verschlossen und bewacht, um den Feind über unsere Stärke in völliger Ungewißheit und Täuschung zu erhalten. Durch dieses Vorrücken und Aussenden von Partheien erhielt unser bisheriger Stand gegen den Feind plötzlich eine ganz andere Wendung; seine Hauptverbindung rückwärts mit Bremen sah er bedroht und erschwert; seine Stellung an der Stecknitz in der Front durch Truppen bewacht, die wenigstens stark genug waren, um jeden Streifzug zu verbieten, und in der Flanke auf dem linken Elbufer
der Feind in groͤßter Eile fruͤher befeſtigt, aber mit Uebereilung verlaſſen hatte, ohne Widerſtand eingeruͤckt. Auf dieſe Nachricht brachen wir am 18. September aus der Goͤrde auf, und marſchirten nach Dalmburg, wo das Fußvolk und die Kanonen zuruͤck blieben, waͤhrend Tettenborn mit den Koſaken weiter zog und noch den¬ ſelben Nachmittag Luͤneburg erreichte. Unverzuͤglich ſandte er von hier aus den Rittmeiſter von Herbert in der Richtung von Toſtaͤdt auf die Straße von Hamburg nach Bremen; dieſer ließ den Lieutenant von Hoch¬ waͤchter auf die Straße von Hamburg nach Celle vor¬ gehen, wo derſelbe ſogleich einen Scharmuͤtzel gegen Gendarmen und Douaniers zu beſtehen hatte, mit großer Tapferkeit den Feind warf, und mehrere Gefangene machte. Andere Partheien ruͤckten ſchnell nach Winſen vor, und beſetzten an der Elbe Artlenburg, Brackede und Honsdorf, Lauenburg gegenuͤber. Die Stadt Luͤneburg wurde auf das ſorgfaͤltigſte verſchloſſen und bewacht, um den Feind uͤber unſere Staͤrke in voͤlliger Ungewißheit und Taͤuſchung zu erhalten. Durch dieſes Vorruͤcken und Ausſenden von Partheien erhielt unſer bisheriger Stand gegen den Feind ploͤtzlich eine ganz andere Wendung; ſeine Hauptverbindung ruͤckwaͤrts mit Bremen ſah er bedroht und erſchwert; ſeine Stellung an der Stecknitz in der Front durch Truppen bewacht, die wenigſtens ſtark genug waren, um jeden Streifzug zu verbieten, und in der Flanke auf dem linken Elbufer
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der Feind in groͤßter Eile fruͤher befeſtigt, aber mit
Uebereilung verlaſſen hatte, ohne Widerſtand eingeruͤckt.
Auf dieſe Nachricht brachen wir am 18. September aus
der Goͤrde auf, und marſchirten nach Dalmburg, wo
das Fußvolk und die Kanonen zuruͤck blieben, waͤhrend
Tettenborn mit den Koſaken weiter zog und noch den¬
ſelben Nachmittag Luͤneburg erreichte. Unverzuͤglich ſandte
er von hier aus den Rittmeiſter von Herbert in der
Richtung von Toſtaͤdt auf die Straße von Hamburg
nach Bremen; dieſer ließ den Lieutenant von Hoch¬
waͤchter auf die Straße von Hamburg nach Celle vor¬
gehen, wo derſelbe ſogleich einen Scharmuͤtzel gegen
Gendarmen und Douaniers zu beſtehen hatte, mit großer
Tapferkeit den Feind warf, und mehrere Gefangene
machte. Andere Partheien ruͤckten ſchnell nach Winſen
vor, und beſetzten an der Elbe Artlenburg, Brackede
und Honsdorf, Lauenburg gegenuͤber. Die Stadt
Luͤneburg wurde auf das ſorgfaͤltigſte verſchloſſen und
bewacht, um den Feind uͤber unſere Staͤrke in voͤlliger
Ungewißheit und Taͤuſchung zu erhalten. Durch dieſes
Vorruͤcken und Ausſenden von Partheien erhielt unſer
bisheriger Stand gegen den Feind ploͤtzlich eine ganz
andere Wendung; ſeine Hauptverbindung ruͤckwaͤrts mit
Bremen ſah er bedroht und erſchwert; ſeine Stellung
an der Stecknitz in der Front durch Truppen bewacht,
die wenigſtens ſtark genug waren, um jeden Streifzug
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/457>, abgerufen am 24.11.2024.
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