viele der besten Lützow'schen Jäger. Auch in der Rich¬ tung von Lübeck war der Feind durch die hanseatische Reiterei mit vielem Glücke verfolgt und bis an die Thore der Stadt gejagt worden, wo, schon im Zurück¬ reiten nach dem letzten Angriff, noch der tapfere Ma¬ jor von Arnim durch eine Kanonenkugel getödtet wurde, ein Verlust, den die von ihm geführte hanseatische Rei¬ terei schmerzlich empfand. Inzwischen waren auch die Truppen Wallmoden's nach und nach angelangt; allein die Verfolgung hatte bereits ihr Ziel gefunden, und der Feind den ernsten Entschluß gezeigt, die Stecknitz mit Anstrengung zu vertheidigen, weßhalb er auch je¬ den unsrer Versuche auf Mölln mit aller Macht ver¬ eitelte. Das Hauptquartier des Marschalls Davoust befand sich in Ratzeburg, wo er sich, wie in Schwerin, der durch Seen und sumpfiges Uferland geschützten Stellung erfreute, und zwar weniger bedroht, aber eben so unthätig blieb.
Der Beobachtungskrieg, auf welchen sich bald alles, was der Feind wollte und wir konnten, hier beschrän¬ ken mußte, zeigte eine trübe Aussicht, die sich unbe¬ rechenbar ausdehnte, und sowohl den Anführern, als den Truppen, mit jedem Tage lästiger wurde; in un¬ ruhiger Spannung erspähte man eine Gelegenheit zu kräftiger Unternehmung, und gab scharf Acht, ob irgend eine Bewegung des Feindes jene Gelegenheit herbei¬ führen möchte. Die vielen einzelnen glücklichen Gefechte
viele der beſten Luͤtzow'ſchen Jaͤger. Auch in der Rich¬ tung von Luͤbeck war der Feind durch die hanſeatiſche Reiterei mit vielem Gluͤcke verfolgt und bis an die Thore der Stadt gejagt worden, wo, ſchon im Zuruͤck¬ reiten nach dem letzten Angriff, noch der tapfere Ma¬ jor von Arnim durch eine Kanonenkugel getoͤdtet wurde, ein Verluſt, den die von ihm gefuͤhrte hanſeatiſche Rei¬ terei ſchmerzlich empfand. Inzwiſchen waren auch die Truppen Wallmoden's nach und nach angelangt; allein die Verfolgung hatte bereits ihr Ziel gefunden, und der Feind den ernſten Entſchluß gezeigt, die Stecknitz mit Anſtrengung zu vertheidigen, weßhalb er auch je¬ den unſrer Verſuche auf Moͤlln mit aller Macht ver¬ eitelte. Das Hauptquartier des Marſchalls Davouſt befand ſich in Ratzeburg, wo er ſich, wie in Schwerin, der durch Seen und ſumpfiges Uferland geſchuͤtzten Stellung erfreute, und zwar weniger bedroht, aber eben ſo unthaͤtig blieb.
Der Beobachtungskrieg, auf welchen ſich bald alles, was der Feind wollte und wir konnten, hier beſchraͤn¬ ken mußte, zeigte eine truͤbe Ausſicht, die ſich unbe¬ rechenbar ausdehnte, und ſowohl den Anfuͤhrern, als den Truppen, mit jedem Tage laͤſtiger wurde; in un¬ ruhiger Spannung erſpaͤhte man eine Gelegenheit zu kraͤftiger Unternehmung, und gab ſcharf Acht, ob irgend eine Bewegung des Feindes jene Gelegenheit herbei¬ fuͤhren moͤchte. Die vielen einzelnen gluͤcklichen Gefechte
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viele der beſten Luͤtzow'ſchen Jaͤger. Auch in der Rich¬
tung von Luͤbeck war der Feind durch die hanſeatiſche
Reiterei mit vielem Gluͤcke verfolgt und bis an die
Thore der Stadt gejagt worden, wo, ſchon im Zuruͤck¬
reiten nach dem letzten Angriff, noch der tapfere Ma¬
jor von Arnim durch eine Kanonenkugel getoͤdtet wurde,
ein Verluſt, den die von ihm gefuͤhrte hanſeatiſche Rei¬
terei ſchmerzlich empfand. Inzwiſchen waren auch die
Truppen Wallmoden's nach und nach angelangt; allein
die Verfolgung hatte bereits ihr Ziel gefunden, und
der Feind den ernſten Entſchluß gezeigt, die Stecknitz
mit Anſtrengung zu vertheidigen, weßhalb er auch je¬
den unſrer Verſuche auf Moͤlln mit aller Macht ver¬
eitelte. Das Hauptquartier des Marſchalls Davouſt
befand ſich in Ratzeburg, wo er ſich, wie in Schwerin,
der durch Seen und ſumpfiges Uferland geſchuͤtzten
Stellung erfreute, und zwar weniger bedroht, aber
eben ſo unthaͤtig blieb.
Der Beobachtungskrieg, auf welchen ſich bald alles,
was der Feind wollte und wir konnten, hier beſchraͤn¬
ken mußte, zeigte eine truͤbe Ausſicht, die ſich unbe¬
rechenbar ausdehnte, und ſowohl den Anfuͤhrern, als
den Truppen, mit jedem Tage laͤſtiger wurde; in un¬
ruhiger Spannung erſpaͤhte man eine Gelegenheit zu
kraͤftiger Unternehmung, und gab ſcharf Acht, ob irgend
eine Bewegung des Feindes jene Gelegenheit herbei¬
fuͤhren moͤchte. Die vielen einzelnen gluͤcklichen Gefechte
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/439>, abgerufen am 23.11.2024.
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