der Feind gegen die abgesessenen Kosaken jedesmal Ge¬ schütz aufführte, um sie zu vertreiben, und jedes kleine Gefecht durch Kanonendonner verherrlichte, zogen wir uns langsam und ohne Verlust über Gresse, Badekow und Schildefelde nach Vellahn, wo Tettenborn früh am 21. August eintraf, und weil es ihm unerträglich fiel, mit seinen tapfern Truppen vor dem zaghaften, aber übermächtigen Feinde noch weiter zurückzugehen, so wollte er hier dem Feinde, dessen von Büchen und Boitzenburg heranziehende Abtheilungen hier vereinigt über 25,000 Mann betragen mußten, kämpfend Stand halten. Der Marschall Davoust war selbst an der Spitze der Vorrückenden, hatte aber in vier vollen Ta¬ gen nur wenige Meilen zurückgelegt, seine Reiterei wagte er kaum zu zeigen, alle seine Truppen machten gleichsam Vorposten, Kanonen wurden Plänkler. Wir konnten dieses Uebermaß von Vorsicht um so weniger begreifen, als wir aus aufgefangenen Briefen wußten, daß Napoleon den Marschall Davoust angewiesen hatte, die Truppen Wallmoden's als neu errichtete und schlechte gar nicht für bedeutend anzusehen.
Die Gegend von Vellahn hat Höhen und Wald; hinter diesen legte Tettenborn, nach getroffener Ver¬ abredung mit Wallmoden, der sein Hauptquartier in Klodran genommen, und den General von Dörnberg in die linke Flanke des Feindes vorgeschoben hatte, auf die zweckmäßigste Weise Reiterei und Geschütz in Ver¬
der Feind gegen die abgeſeſſenen Koſaken jedesmal Ge¬ ſchuͤtz auffuͤhrte, um ſie zu vertreiben, und jedes kleine Gefecht durch Kanonendonner verherrlichte, zogen wir uns langſam und ohne Verluſt uͤber Greſſe, Badekow und Schildefelde nach Vellahn, wo Tettenborn fruͤh am 21. Auguſt eintraf, und weil es ihm unertraͤglich fiel, mit ſeinen tapfern Truppen vor dem zaghaften, aber uͤbermaͤchtigen Feinde noch weiter zuruͤckzugehen, ſo wollte er hier dem Feinde, deſſen von Buͤchen und Boitzenburg heranziehende Abtheilungen hier vereinigt uͤber 25,000 Mann betragen mußten, kaͤmpfend Stand halten. Der Marſchall Davouſt war ſelbſt an der Spitze der Vorruͤckenden, hatte aber in vier vollen Ta¬ gen nur wenige Meilen zuruͤckgelegt, ſeine Reiterei wagte er kaum zu zeigen, alle ſeine Truppen machten gleichſam Vorpoſten, Kanonen wurden Plaͤnkler. Wir konnten dieſes Uebermaß von Vorſicht um ſo weniger begreifen, als wir aus aufgefangenen Briefen wußten, daß Napoleon den Marſchall Davouſt angewieſen hatte, die Truppen Wallmoden's als neu errichtete und ſchlechte gar nicht fuͤr bedeutend anzuſehen.
Die Gegend von Vellahn hat Hoͤhen und Wald; hinter dieſen legte Tettenborn, nach getroffener Ver¬ abredung mit Wallmoden, der ſein Hauptquartier in Klodran genommen, und den General von Doͤrnberg in die linke Flanke des Feindes vorgeſchoben hatte, auf die zweckmaͤßigſte Weiſe Reiterei und Geſchuͤtz in Ver¬
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der Feind gegen die abgeſeſſenen Koſaken jedesmal Ge¬
ſchuͤtz auffuͤhrte, um ſie zu vertreiben, und jedes kleine
Gefecht durch Kanonendonner verherrlichte, zogen wir
uns langſam und ohne Verluſt uͤber Greſſe, Badekow
und Schildefelde nach Vellahn, wo Tettenborn fruͤh
am 21. Auguſt eintraf, und weil es ihm unertraͤglich
fiel, mit ſeinen tapfern Truppen vor dem zaghaften,
aber uͤbermaͤchtigen Feinde noch weiter zuruͤckzugehen,
ſo wollte er hier dem Feinde, deſſen von Buͤchen und
Boitzenburg heranziehende Abtheilungen hier vereinigt
uͤber 25,000 Mann betragen mußten, kaͤmpfend Stand
halten. Der Marſchall Davouſt war ſelbſt an der
Spitze der Vorruͤckenden, hatte aber in vier vollen Ta¬
gen nur wenige Meilen zuruͤckgelegt, ſeine Reiterei
wagte er kaum zu zeigen, alle ſeine Truppen machten
gleichſam Vorpoſten, Kanonen wurden Plaͤnkler. Wir
konnten dieſes Uebermaß von Vorſicht um ſo weniger
begreifen, als wir aus aufgefangenen Briefen wußten,
daß Napoleon den Marſchall Davouſt angewieſen hatte,
die Truppen Wallmoden's als neu errichtete und ſchlechte
gar nicht fuͤr bedeutend anzuſehen.
Die Gegend von Vellahn hat Hoͤhen und Wald;
hinter dieſen legte Tettenborn, nach getroffener Ver¬
abredung mit Wallmoden, der ſein Hauptquartier in
Klodran genommen, und den General von Doͤrnberg
in die linke Flanke des Feindes vorgeſchoben hatte, auf
die zweckmaͤßigſte Weiſe Reiterei und Geſchuͤtz in Ver¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/420>, abgerufen am 24.11.2024.
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