kriegerischer Verhältnisse keinen Unterschied, und die Dänen fochten gegen uns wie die Franzosen, denen untergeordnet zu sein sie sich bald gewöhnten. Hätte Tettenborn bloß den Eingebungen des Augenblicks fol¬ gen wollen, so würde ihm, nachdem die Dänen sich so rasch in Feinde verwandelt hatten, völlig frei gestanden haben, mit aller Reiterei sogleich in Holstein einzufal¬ len, das Land zu überschwemmen, die Truppen zu zer¬ streuen oder zu entwaffnen; wie leicht jenes Einbrechen geschehen konnte, hat das Gelingen des spätern, viel schwierigern Versuchs gezeigt. Allein er wollte die höhern Entscheidungen abwarten, die erst den Gesichtspunkt aufstellen mußten, aus welchem das neue Verhältniß der Dänen zu behandeln sei. Dieses verzögernde Ab¬ warten, und die Hoffnung, daß die Schweden jetzt in jedem Fall lebhafter den Krieg betreiben würden, in welchem sie ihre eigentlichsten Feinde nicht länger als Gegner vermissen sollten, erhöhte die Spannung nach dieser Seite außerordentlich.
Die Franzosen hatten kaum einige Tage damit zu¬ gebracht, sich in dem unglücklichen Hamburg festzu¬ setzen und ihre vorhabenden Zerstörungen zu beginnen, als sie auch ernstere Versuche machten, in das Lauen¬ burgische einzudringen, durch dessen Besetzung wir nach ihrem Sinne noch in Frankreich waren. Tettenborn sah die Unmöglichkeit, dem Vorrücken zahlreichen Fu߬ volks auf die Dauer mit Vortheil zu widerstehen, da
kriegeriſcher Verhaͤltniſſe keinen Unterſchied, und die Daͤnen fochten gegen uns wie die Franzoſen, denen untergeordnet zu ſein ſie ſich bald gewoͤhnten. Haͤtte Tettenborn bloß den Eingebungen des Augenblicks fol¬ gen wollen, ſo wuͤrde ihm, nachdem die Daͤnen ſich ſo raſch in Feinde verwandelt hatten, voͤllig frei geſtanden haben, mit aller Reiterei ſogleich in Holſtein einzufal¬ len, das Land zu uͤberſchwemmen, die Truppen zu zer¬ ſtreuen oder zu entwaffnen; wie leicht jenes Einbrechen geſchehen konnte, hat das Gelingen des ſpaͤtern, viel ſchwierigern Verſuchs gezeigt. Allein er wollte die hoͤhern Entſcheidungen abwarten, die erſt den Geſichtspunkt aufſtellen mußten, aus welchem das neue Verhaͤltniß der Daͤnen zu behandeln ſei. Dieſes verzoͤgernde Ab¬ warten, und die Hoffnung, daß die Schweden jetzt in jedem Fall lebhafter den Krieg betreiben wuͤrden, in welchem ſie ihre eigentlichſten Feinde nicht laͤnger als Gegner vermiſſen ſollten, erhoͤhte die Spannung nach dieſer Seite außerordentlich.
Die Franzoſen hatten kaum einige Tage damit zu¬ gebracht, ſich in dem ungluͤcklichen Hamburg feſtzu¬ ſetzen und ihre vorhabenden Zerſtoͤrungen zu beginnen, als ſie auch ernſtere Verſuche machten, in das Lauen¬ burgiſche einzudringen, durch deſſen Beſetzung wir nach ihrem Sinne noch in Frankreich waren. Tettenborn ſah die Unmoͤglichkeit, dem Vorruͤcken zahlreichen Fu߬ volks auf die Dauer mit Vortheil zu widerſtehen, da
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kriegeriſcher Verhaͤltniſſe keinen Unterſchied, und die
Daͤnen fochten gegen uns wie die Franzoſen, denen
untergeordnet zu ſein ſie ſich bald gewoͤhnten. Haͤtte
Tettenborn bloß den Eingebungen des Augenblicks fol¬
gen wollen, ſo wuͤrde ihm, nachdem die Daͤnen ſich ſo
raſch in Feinde verwandelt hatten, voͤllig frei geſtanden
haben, mit aller Reiterei ſogleich in Holſtein einzufal¬
len, das Land zu uͤberſchwemmen, die Truppen zu zer¬
ſtreuen oder zu entwaffnen; wie leicht jenes Einbrechen
geſchehen konnte, hat das Gelingen des ſpaͤtern, viel
ſchwierigern Verſuchs gezeigt. Allein er wollte die hoͤhern
Entſcheidungen abwarten, die erſt den Geſichtspunkt
aufſtellen mußten, aus welchem das neue Verhaͤltniß
der Daͤnen zu behandeln ſei. Dieſes verzoͤgernde Ab¬
warten, und die Hoffnung, daß die Schweden jetzt in
jedem Fall lebhafter den Krieg betreiben wuͤrden, in
welchem ſie ihre eigentlichſten Feinde nicht laͤnger als
Gegner vermiſſen ſollten, erhoͤhte die Spannung nach
dieſer Seite außerordentlich.
Die Franzoſen hatten kaum einige Tage damit zu¬
gebracht, ſich in dem ungluͤcklichen Hamburg feſtzu¬
ſetzen und ihre vorhabenden Zerſtoͤrungen zu beginnen,
als ſie auch ernſtere Verſuche machten, in das Lauen¬
burgiſche einzudringen, durch deſſen Beſetzung wir nach
ihrem Sinne noch in Frankreich waren. Tettenborn
ſah die Unmoͤglichkeit, dem Vorruͤcken zahlreichen Fu߬
volks auf die Dauer mit Vortheil zu widerſtehen, da
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/400>, abgerufen am 25.11.2024.
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