eine viel ausdauerndere Sicherheit hoffen lassen, die allerdings, wegen der Nähe von Altona und wegen des ganzen holsteinischen Elbufers, durch Dänemarks eignen Vortheil noch besonders verbürgt schien. Um die Sache auf das äußerste zu bringen, gaben auch so¬ gleich in derselben Nacht die Franzosen ihre Kunde von dem Abzug der Dänen dadurch zu erkennen, daß sie die Stadt aus Kanonen und Haubitzen heftig beschossen, indem ihre Batterieen auf der Feddel in der Zwischen¬ zeit trotz des hindernden Regens fertig geworden wa¬ ren. Der Schaden, den sie anrichteten, war nicht be¬ trächtlich, und auf einen kleinen Theil der Stadt be¬ schränkt, während ängstlicher Schrecken, den der nächt¬ liche Donner des Geschützes und der Anblick der hoch in den dunkeln Lüften fliegenden Granaten verursachte, die ganze Stadt erfüllte. Seinen eignen Kräften allein überlassen, schien Hamburg in dieser furchtbaren Nacht einem nachdrücklichen Angriff erliegen zu müssen, den man jeden Augenblick erwartete. Die Wachsamkeit war überall verdoppelt, die Posten verstärkt, alle Offi¬ ziere in Thätigkeit; ohne großen Verlust sollte der Feind nicht eindringen, so gewiß auch seine große Zahl von Truppen ihm dies am Ende sichern mußte; den eingedrungenen konnte man hoffen in den Straßen noch zu bekämpfen, vielleicht zu vertilgen. Allein der An¬ griff unterblieb, und auch das Beschießen der Stadt, das den Kriegsleuten überhaupt wenig bedeutet, und
eine viel ausdauerndere Sicherheit hoffen laſſen, die allerdings, wegen der Naͤhe von Altona und wegen des ganzen holſteiniſchen Elbufers, durch Daͤnemarks eignen Vortheil noch beſonders verbuͤrgt ſchien. Um die Sache auf das aͤußerſte zu bringen, gaben auch ſo¬ gleich in derſelben Nacht die Franzoſen ihre Kunde von dem Abzug der Daͤnen dadurch zu erkennen, daß ſie die Stadt aus Kanonen und Haubitzen heftig beſchoſſen, indem ihre Batterieen auf der Feddel in der Zwiſchen¬ zeit trotz des hindernden Regens fertig geworden wa¬ ren. Der Schaden, den ſie anrichteten, war nicht be¬ traͤchtlich, und auf einen kleinen Theil der Stadt be¬ ſchraͤnkt, waͤhrend aͤngſtlicher Schrecken, den der naͤcht¬ liche Donner des Geſchuͤtzes und der Anblick der hoch in den dunkeln Luͤften fliegenden Granaten verurſachte, die ganze Stadt erfuͤllte. Seinen eignen Kraͤften allein uͤberlaſſen, ſchien Hamburg in dieſer furchtbaren Nacht einem nachdruͤcklichen Angriff erliegen zu muͤſſen, den man jeden Augenblick erwartete. Die Wachſamkeit war uͤberall verdoppelt, die Poſten verſtaͤrkt, alle Offi¬ ziere in Thaͤtigkeit; ohne großen Verluſt ſollte der Feind nicht eindringen, ſo gewiß auch ſeine große Zahl von Truppen ihm dies am Ende ſichern mußte; den eingedrungenen konnte man hoffen in den Straßen noch zu bekaͤmpfen, vielleicht zu vertilgen. Allein der An¬ griff unterblieb, und auch das Beſchießen der Stadt, das den Kriegsleuten uͤberhaupt wenig bedeutet, und
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eine viel ausdauerndere Sicherheit hoffen laſſen, die
allerdings, wegen der Naͤhe von Altona und wegen
des ganzen holſteiniſchen Elbufers, durch Daͤnemarks
eignen Vortheil noch beſonders verbuͤrgt ſchien. Um
die Sache auf das aͤußerſte zu bringen, gaben auch ſo¬
gleich in derſelben Nacht die Franzoſen ihre Kunde von
dem Abzug der Daͤnen dadurch zu erkennen, daß ſie
die Stadt aus Kanonen und Haubitzen heftig beſchoſſen,
indem ihre Batterieen auf der Feddel in der Zwiſchen¬
zeit trotz des hindernden Regens fertig geworden wa¬
ren. Der Schaden, den ſie anrichteten, war nicht be¬
traͤchtlich, und auf einen kleinen Theil der Stadt be¬
ſchraͤnkt, waͤhrend aͤngſtlicher Schrecken, den der naͤcht¬
liche Donner des Geſchuͤtzes und der Anblick der hoch
in den dunkeln Luͤften fliegenden Granaten verurſachte,
die ganze Stadt erfuͤllte. Seinen eignen Kraͤften allein
uͤberlaſſen, ſchien Hamburg in dieſer furchtbaren Nacht
einem nachdruͤcklichen Angriff erliegen zu muͤſſen, den
man jeden Augenblick erwartete. Die Wachſamkeit
war uͤberall verdoppelt, die Poſten verſtaͤrkt, alle Offi¬
ziere in Thaͤtigkeit; ohne großen Verluſt ſollte der
Feind nicht eindringen, ſo gewiß auch ſeine große Zahl
von Truppen ihm dies am Ende ſichern mußte; den
eingedrungenen konnte man hoffen in den Straßen noch
zu bekaͤmpfen, vielleicht zu vertilgen. Allein der An¬
griff unterblieb, und auch das Beſchießen der Stadt,
das den Kriegsleuten uͤberhaupt wenig bedeutet, und
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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