chen Abweisung war leicht zu berechnen, es stand zu erwarten, daß Dänemark nun auf's neue sich an Frank¬ reich anschließen, oder, wenn nicht dies, doch auf jeden Fall seine Truppen zurückziehen würde; in fünf bis sechs Tagen konnte der Befehl dazu eintreffen, denn der Graf von Bernstorff war bereits zu Glückstadt an's Land gestiegen und auf dem Wege nach Kopenhagen. Diese schreckliche Voraussicht so lange als möglich ge¬ heim zu halten, um bis auf die letzte Stunde der dä¬ nischen Truppen noch versichert zu bleiben und die Bürger nicht allen Muth verlieren zu lassen, mußte des Generals erste Sorge sein, die zweite auf Mittel zu sinnen, den unabwendbaren nahen Verlust durch irgend eine neue Hülfe zu ersetzen. Die dringendsten Berichte sandte er an Wallmoden und in das große Hauptquartier; allein in letzterem mußte die entlegene hamburgische Sache gegen dringend nahe Angelegen¬ heiten zurückstehen, und Wallmoden hatte den gemesse¬ nen Befehl, seine ganze Aufmerksamkeit auf die mitt¬ lere Elbe und die Gegend von Magdeburg zu wenden. Der Kronprinz von Schweden war noch nicht ange¬ kommen, Briefe und abgesandte Boten erwarteten ihn in Stralsund. Unter diesen Umständen blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, ob nicht die schwedi¬ schen Truppen, die in Mecklenburg, den Kronprinzen abwartend, stillstanden, zur Rettung Hamburgs herbei¬ zuziehen wären. Tettenborn wandte sich an den Ge¬
lll. 23
chen Abweiſung war leicht zu berechnen, es ſtand zu erwarten, daß Daͤnemark nun auf’s neue ſich an Frank¬ reich anſchließen, oder, wenn nicht dies, doch auf jeden Fall ſeine Truppen zuruͤckziehen wuͤrde; in fuͤnf bis ſechs Tagen konnte der Befehl dazu eintreffen, denn der Graf von Bernſtorff war bereits zu Gluͤckſtadt an’s Land geſtiegen und auf dem Wege nach Kopenhagen. Dieſe ſchreckliche Vorausſicht ſo lange als moͤglich ge¬ heim zu halten, um bis auf die letzte Stunde der daͤ¬ niſchen Truppen noch verſichert zu bleiben und die Buͤrger nicht allen Muth verlieren zu laſſen, mußte des Generals erſte Sorge ſein, die zweite auf Mittel zu ſinnen, den unabwendbaren nahen Verluſt durch irgend eine neue Huͤlfe zu erſetzen. Die dringendſten Berichte ſandte er an Wallmoden und in das große Hauptquartier; allein in letzterem mußte die entlegene hamburgiſche Sache gegen dringend nahe Angelegen¬ heiten zuruͤckſtehen, und Wallmoden hatte den gemeſſe¬ nen Befehl, ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die mitt¬ lere Elbe und die Gegend von Magdeburg zu wenden. Der Kronprinz von Schweden war noch nicht ange¬ kommen, Briefe und abgeſandte Boten erwarteten ihn in Stralſund. Unter dieſen Umſtaͤnden blieb nichts anderes uͤbrig, als zu verſuchen, ob nicht die ſchwedi¬ ſchen Truppen, die in Mecklenburg, den Kronprinzen abwartend, ſtillſtanden, zur Rettung Hamburgs herbei¬ zuziehen waͤren. Tettenborn wandte ſich an den Ge¬
lll. 23
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0365"n="353"/>
chen Abweiſung war leicht zu berechnen, es ſtand zu<lb/>
erwarten, daß Daͤnemark nun auf’s neue ſich an Frank¬<lb/>
reich anſchließen, oder, wenn nicht dies, doch auf jeden<lb/>
Fall ſeine Truppen zuruͤckziehen wuͤrde; in fuͤnf bis<lb/>ſechs Tagen konnte der Befehl dazu eintreffen, denn<lb/>
der Graf von Bernſtorff war bereits zu Gluͤckſtadt an’s<lb/>
Land geſtiegen und auf dem Wege nach Kopenhagen.<lb/>
Dieſe ſchreckliche Vorausſicht ſo lange als moͤglich ge¬<lb/>
heim zu halten, um bis auf die letzte Stunde der daͤ¬<lb/>
niſchen Truppen noch verſichert zu bleiben und die<lb/>
Buͤrger nicht allen Muth verlieren zu laſſen, mußte<lb/>
des Generals erſte Sorge ſein, die zweite auf Mittel<lb/>
zu ſinnen, den unabwendbaren nahen Verluſt durch<lb/>
irgend eine neue Huͤlfe zu erſetzen. Die dringendſten<lb/>
Berichte ſandte er an Wallmoden und in das große<lb/>
Hauptquartier; allein in letzterem mußte die entlegene<lb/>
hamburgiſche Sache gegen dringend nahe Angelegen¬<lb/>
heiten zuruͤckſtehen, und Wallmoden hatte den gemeſſe¬<lb/>
nen Befehl, ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die mitt¬<lb/>
lere Elbe und die Gegend von Magdeburg zu wenden.<lb/>
Der Kronprinz von Schweden war noch nicht ange¬<lb/>
kommen, Briefe und abgeſandte Boten erwarteten ihn<lb/>
in Stralſund. Unter dieſen Umſtaͤnden blieb nichts<lb/>
anderes uͤbrig, als zu verſuchen, ob nicht die ſchwedi¬<lb/>ſchen Truppen, die in Mecklenburg, den Kronprinzen<lb/>
abwartend, ſtillſtanden, zur Rettung Hamburgs herbei¬<lb/>
zuziehen waͤren. Tettenborn wandte ſich an den Ge¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">lll</hi>. <hirendition="#b">23</hi><lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[353/0365]
chen Abweiſung war leicht zu berechnen, es ſtand zu
erwarten, daß Daͤnemark nun auf’s neue ſich an Frank¬
reich anſchließen, oder, wenn nicht dies, doch auf jeden
Fall ſeine Truppen zuruͤckziehen wuͤrde; in fuͤnf bis
ſechs Tagen konnte der Befehl dazu eintreffen, denn
der Graf von Bernſtorff war bereits zu Gluͤckſtadt an’s
Land geſtiegen und auf dem Wege nach Kopenhagen.
Dieſe ſchreckliche Vorausſicht ſo lange als moͤglich ge¬
heim zu halten, um bis auf die letzte Stunde der daͤ¬
niſchen Truppen noch verſichert zu bleiben und die
Buͤrger nicht allen Muth verlieren zu laſſen, mußte
des Generals erſte Sorge ſein, die zweite auf Mittel
zu ſinnen, den unabwendbaren nahen Verluſt durch
irgend eine neue Huͤlfe zu erſetzen. Die dringendſten
Berichte ſandte er an Wallmoden und in das große
Hauptquartier; allein in letzterem mußte die entlegene
hamburgiſche Sache gegen dringend nahe Angelegen¬
heiten zuruͤckſtehen, und Wallmoden hatte den gemeſſe¬
nen Befehl, ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die mitt¬
lere Elbe und die Gegend von Magdeburg zu wenden.
Der Kronprinz von Schweden war noch nicht ange¬
kommen, Briefe und abgeſandte Boten erwarteten ihn
in Stralſund. Unter dieſen Umſtaͤnden blieb nichts
anderes uͤbrig, als zu verſuchen, ob nicht die ſchwedi¬
ſchen Truppen, die in Mecklenburg, den Kronprinzen
abwartend, ſtillſtanden, zur Rettung Hamburgs herbei¬
zuziehen waͤren. Tettenborn wandte ſich an den Ge¬
lll. 23
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/365>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.