tödtete oder verwundete zu gleicher Zeit einen großen Theil der Besatzung, deren Klagegeschrei man verneh¬ men konnte. Auch das Schloß Haarburg wurde mehr¬ mals beschossen und mit Granaten beworfen, weil man das französische Hauptquartier darin vermuthete; der Versuch, es in Brand zu setzen, wollte jedoch nicht gelingen.
Es fand kein Zweifel darüber Statt, daß Hamburg sich in einer höchst bedrohenden Lage befände; die fran¬ zösischen Truppen sah man mit jedem Tage sich ver¬ mehren, und nach Maßgabe dieser Vermehrung sich zu einstlicherern Unternehmungen bereiten. Sie waren mei¬ stens ungeübte neue Soldaten; doch dieser Umstand traf leider die Truppen, denen die Vertheidigung Ham¬ burgs oblag, in größerem Maße, und war bei den Franzosen, die wegen ihrer Zahl und Stellung die Angreifenden sein mußten, durch die Kräftigung, welche der Angriff gewährt, einigermaßen aufgewogen. Der Fürst Dolgoruky, der in diesen Tagen aus Kopenha¬ gen in Hamburg eintraf, versicherte zwar, die Dänen würden niemals zugeben, daß die Franzosen wieder nach Hamburg kämen; allein es war Tettenborn nicht verborgen geblieben, daß die Dänen, verdrießlich über die vereitelte Hoffnung, die Hansestädte an sich zu bringen, noch immer in Ungewißheit schwankten, und manche zweideutige Schritte thaten, indem sie mit den Franzosen neue Verbindungen suchten. Die Einwoh¬
toͤdtete oder verwundete zu gleicher Zeit einen großen Theil der Beſatzung, deren Klagegeſchrei man verneh¬ men konnte. Auch das Schloß Haarburg wurde mehr¬ mals beſchoſſen und mit Granaten beworfen, weil man das franzoͤſiſche Hauptquartier darin vermuthete; der Verſuch, es in Brand zu ſetzen, wollte jedoch nicht gelingen.
Es fand kein Zweifel daruͤber Statt, daß Hamburg ſich in einer hoͤchſt bedrohenden Lage befaͤnde; die fran¬ zoͤſiſchen Truppen ſah man mit jedem Tage ſich ver¬ mehren, und nach Maßgabe dieſer Vermehrung ſich zu einſtlicherern Unternehmungen bereiten. Sie waren mei¬ ſtens ungeuͤbte neue Soldaten; doch dieſer Umſtand traf leider die Truppen, denen die Vertheidigung Ham¬ burgs oblag, in groͤßerem Maße, und war bei den Franzoſen, die wegen ihrer Zahl und Stellung die Angreifenden ſein mußten, durch die Kraͤftigung, welche der Angriff gewaͤhrt, einigermaßen aufgewogen. Der Fuͤrſt Dolgoruky, der in dieſen Tagen aus Kopenha¬ gen in Hamburg eintraf, verſicherte zwar, die Daͤnen wuͤrden niemals zugeben, daß die Franzoſen wieder nach Hamburg kaͤmen; allein es war Tettenborn nicht verborgen geblieben, daß die Daͤnen, verdrießlich uͤber die vereitelte Hoffnung, die Hanſeſtaͤdte an ſich zu bringen, noch immer in Ungewißheit ſchwankten, und manche zweideutige Schritte thaten, indem ſie mit den Franzoſen neue Verbindungen ſuchten. Die Einwoh¬
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toͤdtete oder verwundete zu gleicher Zeit einen großen
Theil der Beſatzung, deren Klagegeſchrei man verneh¬
men konnte. Auch das Schloß Haarburg wurde mehr¬
mals beſchoſſen und mit Granaten beworfen, weil man
das franzoͤſiſche Hauptquartier darin vermuthete; der
Verſuch, es in Brand zu ſetzen, wollte jedoch nicht
gelingen.
Es fand kein Zweifel daruͤber Statt, daß Hamburg
ſich in einer hoͤchſt bedrohenden Lage befaͤnde; die fran¬
zoͤſiſchen Truppen ſah man mit jedem Tage ſich ver¬
mehren, und nach Maßgabe dieſer Vermehrung ſich zu
einſtlicherern Unternehmungen bereiten. Sie waren mei¬
ſtens ungeuͤbte neue Soldaten; doch dieſer Umſtand
traf leider die Truppen, denen die Vertheidigung Ham¬
burgs oblag, in groͤßerem Maße, und war bei den
Franzoſen, die wegen ihrer Zahl und Stellung die
Angreifenden ſein mußten, durch die Kraͤftigung, welche
der Angriff gewaͤhrt, einigermaßen aufgewogen. Der
Fuͤrſt Dolgoruky, der in dieſen Tagen aus Kopenha¬
gen in Hamburg eintraf, verſicherte zwar, die Daͤnen
wuͤrden niemals zugeben, daß die Franzoſen wieder
nach Hamburg kaͤmen; allein es war Tettenborn nicht
verborgen geblieben, daß die Daͤnen, verdrießlich uͤber
die vereitelte Hoffnung, die Hanſeſtaͤdte an ſich zu
bringen, noch immer in Ungewißheit ſchwankten, und
manche zweideutige Schritte thaten, indem ſie mit den
Franzoſen neue Verbindungen ſuchten. Die Einwoh¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/345>, abgerufen am 25.11.2024.
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