Zweck haben konnte, so kehrte der General Sebastiani mit seinen Truppen wieder nach der Gegend von Mag¬ deburg zurück, der Marschall Davoust hingegen behielt mit seiner Hauptmacht Lüneburg und Winsen besetzt, von hieraus die wichtigsten Elbübergänge bewachend und bedrohend, und sandte zugleich abwärts nach Stade und Kuxhaven starke Schaaren, um sich dieser Orte zu versichern. Der englische Major von Kenzinger be¬ gab sich mit seiner Mannschaft von Kuxhaven an Bord der daselbst liegenden Kriegsschiffe.
Von jetzt an trat für Hamburg die verhängnißvolle Zeit ein, da von Tag zu Tag in unaufhaltsamer Ent¬ wicklung sein Untergang näher kam, der nun durch den stets mit neuen Mitteln erneuerten Widerstand noch eine Zeit lang aufgehalten wurde, bis die Erschöpfung dieser Mittel mit der Vermehrung derer des Feindes in größtem Mißverhältnisse stand, und längere Gegen¬ wehr zuletzt unmöglich machte! Bei der großen Ue¬ bermacht der Franzosen konnte man nicht hoffen, durch Angriffe die Vertheidigung kräftig zu führen, man sah sich auf die trostlose Vertheidigung der bloßen Abwehr beschränkt, und für lange Zeit darauf angewiesen, alle Bewegungen und Anstalten nur nach denen des Fein¬ des abzumessen.
Die Franzosen näherten sich der Elbe mit großer Vorsicht; es vergingen einige Tage, ehe Davoust sein Hauptquartier über Winsen hinaus nach Haarburg zu
Zweck haben konnte, ſo kehrte der General Sebaſtiani mit ſeinen Truppen wieder nach der Gegend von Mag¬ deburg zuruͤck, der Marſchall Davouſt hingegen behielt mit ſeiner Hauptmacht Luͤneburg und Winſen beſetzt, von hieraus die wichtigſten Elbuͤbergaͤnge bewachend und bedrohend, und ſandte zugleich abwaͤrts nach Stade und Kuxhaven ſtarke Schaaren, um ſich dieſer Orte zu verſichern. Der engliſche Major von Kenzinger be¬ gab ſich mit ſeiner Mannſchaft von Kuxhaven an Bord der daſelbſt liegenden Kriegsſchiffe.
Von jetzt an trat fuͤr Hamburg die verhaͤngnißvolle Zeit ein, da von Tag zu Tag in unaufhaltſamer Ent¬ wicklung ſein Untergang naͤher kam, der nun durch den ſtets mit neuen Mitteln erneuerten Widerſtand noch eine Zeit lang aufgehalten wurde, bis die Erſchoͤpfung dieſer Mittel mit der Vermehrung derer des Feindes in groͤßtem Mißverhaͤltniſſe ſtand, und laͤngere Gegen¬ wehr zuletzt unmoͤglich machte! Bei der großen Ue¬ bermacht der Franzoſen konnte man nicht hoffen, durch Angriffe die Vertheidigung kraͤftig zu fuͤhren, man ſah ſich auf die troſtloſe Vertheidigung der bloßen Abwehr beſchraͤnkt, und fuͤr lange Zeit darauf angewieſen, alle Bewegungen und Anſtalten nur nach denen des Fein¬ des abzumeſſen.
Die Franzoſen naͤherten ſich der Elbe mit großer Vorſicht; es vergingen einige Tage, ehe Davouſt ſein Hauptquartier uͤber Winſen hinaus nach Haarburg zu
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Zweck haben konnte, ſo kehrte der General Sebaſtiani
mit ſeinen Truppen wieder nach der Gegend von Mag¬
deburg zuruͤck, der Marſchall Davouſt hingegen behielt
mit ſeiner Hauptmacht Luͤneburg und Winſen beſetzt,
von hieraus die wichtigſten Elbuͤbergaͤnge bewachend
und bedrohend, und ſandte zugleich abwaͤrts nach Stade
und Kuxhaven ſtarke Schaaren, um ſich dieſer Orte
zu verſichern. Der engliſche Major von Kenzinger be¬
gab ſich mit ſeiner Mannſchaft von Kuxhaven an Bord
der daſelbſt liegenden Kriegsſchiffe.
Von jetzt an trat fuͤr Hamburg die verhaͤngnißvolle
Zeit ein, da von Tag zu Tag in unaufhaltſamer Ent¬
wicklung ſein Untergang naͤher kam, der nun durch den
ſtets mit neuen Mitteln erneuerten Widerſtand noch
eine Zeit lang aufgehalten wurde, bis die Erſchoͤpfung
dieſer Mittel mit der Vermehrung derer des Feindes
in groͤßtem Mißverhaͤltniſſe ſtand, und laͤngere Gegen¬
wehr zuletzt unmoͤglich machte! Bei der großen Ue¬
bermacht der Franzoſen konnte man nicht hoffen, durch
Angriffe die Vertheidigung kraͤftig zu fuͤhren, man ſah
ſich auf die troſtloſe Vertheidigung der bloßen Abwehr
beſchraͤnkt, und fuͤr lange Zeit darauf angewieſen, alle
Bewegungen und Anſtalten nur nach denen des Fein¬
des abzumeſſen.
Die Franzoſen naͤherten ſich der Elbe mit großer
Vorſicht; es vergingen einige Tage, ehe Davouſt ſein
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/338>, abgerufen am 26.11.2024.
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