Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

als solche, die sich den Kosaken hatten ergeben müssen.
Unter den erstern befanden sich häufig Offiziere, und
unter andern ein Adjutant des Marschall Davoust,
Namens Lachelle.

Doch konnten diese Vorgänge nicht hindern, daß
der Feind, im Bewußtsein des großen Uebergewichts
an Fußvolk und Geschütz, eine entscheidende Bewegung
unternahm, welche die Russen zwang, das linke Elb¬
ufer für jetzt aufzugeben. Glücklicherweise wurden diese
frühzeitig von dem feindlichen Vorhaben unterrichtet.
Der hannöversche Postmeister zu Soltau hatte einen
französischen Kourier, der sich als Ueberbringer wichti¬
ger Befehle ankündigte, todtgeschlagen und die Papiere
desselben nach Hamburg an Tettenborn abgeliefert. Aus
diesen ergab sich, daß der Feind gesonnen sei, die bei
Lüneburg durch Morand's Niederlage vereitelte Bewe¬
gung zweier von verschiedenen Seiten auf einen und
denselben Punkt vorrückenden Truppenabtheilungen in
größerem Maßstabe zu wiederholen. Der Marschall
Davoust rückte mit 12,000 Mann von der Weser ge¬
gen Lüneburg vor, während der General Sebastiani
mit 8000 Mann von der mittlern Elbe her gegen Giff¬
horn marschirte. Die sämmtlichen verbündeten Trup¬
pen in diesen Gegenden waren nicht einer einzelnen
dieser feindlichen Abtheilungen gewachsen, um so weni¬
ger also den vereinigten, und die vorgerückte Reiterei
mußte daher, um nicht abgeschnitten zu werden, un¬

als ſolche, die ſich den Koſaken hatten ergeben muͤſſen.
Unter den erſtern befanden ſich haͤufig Offiziere, und
unter andern ein Adjutant des Marſchall Davouſt,
Namens Lachelle.

Doch konnten dieſe Vorgaͤnge nicht hindern, daß
der Feind, im Bewußtſein des großen Uebergewichts
an Fußvolk und Geſchuͤtz, eine entſcheidende Bewegung
unternahm, welche die Ruſſen zwang, das linke Elb¬
ufer fuͤr jetzt aufzugeben. Gluͤcklicherweiſe wurden dieſe
fruͤhzeitig von dem feindlichen Vorhaben unterrichtet.
Der hannoͤverſche Poſtmeiſter zu Soltau hatte einen
franzoͤſiſchen Kourier, der ſich als Ueberbringer wichti¬
ger Befehle ankuͤndigte, todtgeſchlagen und die Papiere
deſſelben nach Hamburg an Tettenborn abgeliefert. Aus
dieſen ergab ſich, daß der Feind geſonnen ſei, die bei
Luͤneburg durch Morand's Niederlage vereitelte Bewe¬
gung zweier von verſchiedenen Seiten auf einen und
denſelben Punkt vorruͤckenden Truppenabtheilungen in
groͤßerem Maßſtabe zu wiederholen. Der Marſchall
Davouſt ruͤckte mit 12,000 Mann von der Weſer ge¬
gen Luͤneburg vor, waͤhrend der General Sebaſtiani
mit 8000 Mann von der mittlern Elbe her gegen Giff¬
horn marſchirte. Die ſaͤmmtlichen verbuͤndeten Trup¬
pen in dieſen Gegenden waren nicht einer einzelnen
dieſer feindlichen Abtheilungen gewachſen, um ſo weni¬
ger alſo den vereinigten, und die vorgeruͤckte Reiterei
mußte daher, um nicht abgeſchnitten zu werden, un¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0336" n="324"/>
als &#x017F;olche, die &#x017F;ich den Ko&#x017F;aken hatten ergeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Unter den er&#x017F;tern befanden &#x017F;ich ha&#x0364;ufig Offiziere, und<lb/>
unter andern ein Adjutant des Mar&#x017F;chall Davou&#x017F;t,<lb/>
Namens Lachelle.</p><lb/>
        <p>Doch konnten die&#x017F;e Vorga&#x0364;nge nicht hindern, daß<lb/>
der Feind, im Bewußt&#x017F;ein des großen Uebergewichts<lb/>
an Fußvolk und Ge&#x017F;chu&#x0364;tz, eine ent&#x017F;cheidende Bewegung<lb/>
unternahm, welche die Ru&#x017F;&#x017F;en zwang, das linke Elb¬<lb/>
ufer fu&#x0364;r jetzt aufzugeben. Glu&#x0364;cklicherwei&#x017F;e wurden die&#x017F;e<lb/>
fru&#x0364;hzeitig von dem feindlichen Vorhaben unterrichtet.<lb/>
Der hanno&#x0364;ver&#x017F;che Po&#x017F;tmei&#x017F;ter zu Soltau hatte einen<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Kourier, der &#x017F;ich als Ueberbringer wichti¬<lb/>
ger Befehle anku&#x0364;ndigte, todtge&#x017F;chlagen und die Papiere<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben nach Hamburg an Tettenborn abgeliefert. Aus<lb/>
die&#x017F;en ergab &#x017F;ich, daß der Feind ge&#x017F;onnen &#x017F;ei, die bei<lb/>
Lu&#x0364;neburg durch Morand's Niederlage vereitelte Bewe¬<lb/>
gung zweier von ver&#x017F;chiedenen Seiten auf einen und<lb/>
den&#x017F;elben Punkt vorru&#x0364;ckenden Truppenabtheilungen in<lb/>
gro&#x0364;ßerem Maß&#x017F;tabe zu wiederholen. Der Mar&#x017F;chall<lb/>
Davou&#x017F;t ru&#x0364;ckte mit <hi rendition="#b">12,000</hi> Mann von der We&#x017F;er ge¬<lb/>
gen Lu&#x0364;neburg vor, wa&#x0364;hrend der General Seba&#x017F;tiani<lb/>
mit <hi rendition="#b">8000</hi> Mann von der mittlern Elbe her gegen Giff¬<lb/>
horn mar&#x017F;chirte. Die &#x017F;a&#x0364;mmtlichen verbu&#x0364;ndeten Trup¬<lb/>
pen in die&#x017F;en Gegenden waren nicht einer einzelnen<lb/>
die&#x017F;er feindlichen Abtheilungen gewach&#x017F;en, um &#x017F;o weni¬<lb/>
ger al&#x017F;o den vereinigten, und die vorgeru&#x0364;ckte Reiterei<lb/>
mußte daher, um nicht abge&#x017F;chnitten zu werden, un¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0336] als ſolche, die ſich den Koſaken hatten ergeben muͤſſen. Unter den erſtern befanden ſich haͤufig Offiziere, und unter andern ein Adjutant des Marſchall Davouſt, Namens Lachelle. Doch konnten dieſe Vorgaͤnge nicht hindern, daß der Feind, im Bewußtſein des großen Uebergewichts an Fußvolk und Geſchuͤtz, eine entſcheidende Bewegung unternahm, welche die Ruſſen zwang, das linke Elb¬ ufer fuͤr jetzt aufzugeben. Gluͤcklicherweiſe wurden dieſe fruͤhzeitig von dem feindlichen Vorhaben unterrichtet. Der hannoͤverſche Poſtmeiſter zu Soltau hatte einen franzoͤſiſchen Kourier, der ſich als Ueberbringer wichti¬ ger Befehle ankuͤndigte, todtgeſchlagen und die Papiere deſſelben nach Hamburg an Tettenborn abgeliefert. Aus dieſen ergab ſich, daß der Feind geſonnen ſei, die bei Luͤneburg durch Morand's Niederlage vereitelte Bewe¬ gung zweier von verſchiedenen Seiten auf einen und denſelben Punkt vorruͤckenden Truppenabtheilungen in groͤßerem Maßſtabe zu wiederholen. Der Marſchall Davouſt ruͤckte mit 12,000 Mann von der Weſer ge¬ gen Luͤneburg vor, waͤhrend der General Sebaſtiani mit 8000 Mann von der mittlern Elbe her gegen Giff¬ horn marſchirte. Die ſaͤmmtlichen verbuͤndeten Trup¬ pen in dieſen Gegenden waren nicht einer einzelnen dieſer feindlichen Abtheilungen gewachſen, um ſo weni¬ ger alſo den vereinigten, und die vorgeruͤckte Reiterei mußte daher, um nicht abgeſchnitten zu werden, un¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/336
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/336>, abgerufen am 26.11.2024.