der General es verlange, ihm zur Besetzung von Ham¬ burg und Lübeck anzubieten.
Was mit dieser letztern Zuvorkommenheit gemeint sei, erklärte sich bald durch ein Schreiben des Fürsten Sergius Dolgoruky, der am 23. März mit besondern Aufträgen des Kaisers Alexander in Kopenhagen ange¬ kommen, und mit dem dänischen Kabinet in rasche Verhandlung getreten war. Der Kaiser, wohlgesinnt für Dänemark, hatte wie überall so auch hier den Weg der Güte und Ausgleichung versuchen wollen, und sei¬ nen Abgesandten beauftragt, dem dänischen Hofe für den Verlust von Norwegen, der durch die früheren mit Schweden geschlossenen Verträge wider Dänemark aus¬ gesprochen war, reichliche Entschädigung zu verheißen, im Falle Dänemark gleich auf der Stelle dem franzö¬ sischen Bund entsagen und seine Waffen mit denen der Russen und Preußen vereinigen wollte. Der dänische Hof war auf diese Eröffnung eingegangen, und wünschte sich in der Aussicht auf jene Entschädigung zunächst der Hansestädte zu versichern. Der Fürst Dolgoruky, erfreut über das schnelle Gelingen seiner Unterhandlung, und voll Eifer, der Sache der Verbündeten einen im Augenblicke so bedeutenden Zuwachs von Streitkräften zuzuwenden, sagte den Dänen die einstweilige Besetzung von Hamburg und Lübeck zu, und forderte demgemäß Tettenborn auf, ungesäumt die beiden Städte den dä¬ nischen Truppen zu überlassen, und dagegen deren un¬
der General es verlange, ihm zur Beſetzung von Ham¬ burg und Luͤbeck anzubieten.
Was mit dieſer letztern Zuvorkommenheit gemeint ſei, erklaͤrte ſich bald durch ein Schreiben des Fuͤrſten Sergius Dolgoruky, der am 23. Maͤrz mit beſondern Auftraͤgen des Kaiſers Alexander in Kopenhagen ange¬ kommen, und mit dem daͤniſchen Kabinet in raſche Verhandlung getreten war. Der Kaiſer, wohlgeſinnt fuͤr Daͤnemark, hatte wie uͤberall ſo auch hier den Weg der Guͤte und Ausgleichung verſuchen wollen, und ſei¬ nen Abgeſandten beauftragt, dem daͤniſchen Hofe fuͤr den Verluſt von Norwegen, der durch die fruͤheren mit Schweden geſchloſſenen Vertraͤge wider Daͤnemark aus¬ geſprochen war, reichliche Entſchaͤdigung zu verheißen, im Falle Daͤnemark gleich auf der Stelle dem franzoͤ¬ ſiſchen Bund entſagen und ſeine Waffen mit denen der Ruſſen und Preußen vereinigen wollte. Der daͤniſche Hof war auf dieſe Eroͤffnung eingegangen, und wuͤnſchte ſich in der Ausſicht auf jene Entſchaͤdigung zunaͤchſt der Hanſeſtaͤdte zu verſichern. Der Fuͤrſt Dolgoruky, erfreut uͤber das ſchnelle Gelingen ſeiner Unterhandlung, und voll Eifer, der Sache der Verbuͤndeten einen im Augenblicke ſo bedeutenden Zuwachs von Streitkraͤften zuzuwenden, ſagte den Daͤnen die einſtweilige Beſetzung von Hamburg und Luͤbeck zu, und forderte demgemaͤß Tettenborn auf, ungeſaͤumt die beiden Staͤdte den daͤ¬ niſchen Truppen zu uͤberlaſſen, und dagegen deren un¬
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der General es verlange, ihm zur Beſetzung von Ham¬
burg und Luͤbeck anzubieten.
Was mit dieſer letztern Zuvorkommenheit gemeint
ſei, erklaͤrte ſich bald durch ein Schreiben des Fuͤrſten
Sergius Dolgoruky, der am 23. Maͤrz mit beſondern
Auftraͤgen des Kaiſers Alexander in Kopenhagen ange¬
kommen, und mit dem daͤniſchen Kabinet in raſche
Verhandlung getreten war. Der Kaiſer, wohlgeſinnt
fuͤr Daͤnemark, hatte wie uͤberall ſo auch hier den Weg
der Guͤte und Ausgleichung verſuchen wollen, und ſei¬
nen Abgeſandten beauftragt, dem daͤniſchen Hofe fuͤr
den Verluſt von Norwegen, der durch die fruͤheren mit
Schweden geſchloſſenen Vertraͤge wider Daͤnemark aus¬
geſprochen war, reichliche Entſchaͤdigung zu verheißen,
im Falle Daͤnemark gleich auf der Stelle dem franzoͤ¬
ſiſchen Bund entſagen und ſeine Waffen mit denen der
Ruſſen und Preußen vereinigen wollte. Der daͤniſche
Hof war auf dieſe Eroͤffnung eingegangen, und wuͤnſchte
ſich in der Ausſicht auf jene Entſchaͤdigung zunaͤchſt
der Hanſeſtaͤdte zu verſichern. Der Fuͤrſt Dolgoruky,
erfreut uͤber das ſchnelle Gelingen ſeiner Unterhandlung,
und voll Eifer, der Sache der Verbuͤndeten einen im
Augenblicke ſo bedeutenden Zuwachs von Streitkraͤften
zuzuwenden, ſagte den Daͤnen die einſtweilige Beſetzung
von Hamburg und Luͤbeck zu, und forderte demgemaͤß
Tettenborn auf, ungeſaͤumt die beiden Staͤdte den daͤ¬
niſchen Truppen zu uͤberlaſſen, und dagegen deren un¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/326>, abgerufen am 26.11.2024.
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