dieser Absicht erschien em 29. März abermals eine Be¬ kanntmachung an die Einwohner Hamburgs, deren unruhige Besorgniß schon wieder einigermaßen in thä¬ tigen Eifer erloschen war und nur durch wenige Uebelge¬ sinnte noch genährt wurde; sie lautete: "Gerüchte, wie die, welche gestern in Umlauf waren, liefern einen untrüg¬ lichen Probestein des Muthes und der Festigkeit des Volks. Hamburger! ich habe den eurigen bewährt ge¬ funden, und ich lobe das Vertrauen, welches ihr in die Maßregeln setztet, die von mir zur Sicherheit der Stadt genommen waren. Eure Selbstvertheidigung darf sich jedoch nicht auf ein augenblickliches Aufgebot, das nur im Momente der Gefahr stattfindet, gründen, sondern muß gehörig vorbereitet und geordnet sein. Damit ihr Vertrauen zu euch selbst gewinnt, soll die Bürgergarde unverzüglich organisirt werden. Eilet, euch einschreiben zu lassen, eilet, ein mächtiges Bollwerk gegen jeden vorrückenden Feind aufzustellen! Heß ist euch zum Anführer gesetzt, vertraut ihm, wie er euch vertraut. Das große Ziel der Befreiung im Auge, muß jeder mit seiner ganzen Kraft es zu erreichen bei¬ tragen, und Hamburg müsse unter allen Städten des sich befreienden Deutschlands groß, würdig und kraft¬ voll gerüstet dastehn."
Bevor jedoch der Erfolg dieser Anordnungen gegen den Feind wirksam werden konnte, übereilte diesen, unter welchem leider die Sachsen mitbegriffen blieben,
dieſer Abſicht erſchien em 29. Maͤrz abermals eine Be¬ kanntmachung an die Einwohner Hamburgs, deren unruhige Beſorgniß ſchon wieder einigermaßen in thaͤ¬ tigen Eifer erloſchen war und nur durch wenige Uebelge¬ ſinnte noch genaͤhrt wurde; ſie lautete: „Geruͤchte, wie die, welche geſtern in Umlauf waren, liefern einen untruͤg¬ lichen Probeſtein des Muthes und der Feſtigkeit des Volks. Hamburger! ich habe den eurigen bewaͤhrt ge¬ funden, und ich lobe das Vertrauen, welches ihr in die Maßregeln ſetztet, die von mir zur Sicherheit der Stadt genommen waren. Eure Selbſtvertheidigung darf ſich jedoch nicht auf ein augenblickliches Aufgebot, das nur im Momente der Gefahr ſtattfindet, gruͤnden, ſondern muß gehoͤrig vorbereitet und geordnet ſein. Damit ihr Vertrauen zu euch ſelbſt gewinnt, ſoll die Buͤrgergarde unverzuͤglich organiſirt werden. Eilet, euch einſchreiben zu laſſen, eilet, ein maͤchtiges Bollwerk gegen jeden vorruͤckenden Feind aufzuſtellen! Heß iſt euch zum Anfuͤhrer geſetzt, vertraut ihm, wie er euch vertraut. Das große Ziel der Befreiung im Auge, muß jeder mit ſeiner ganzen Kraft es zu erreichen bei¬ tragen, und Hamburg muͤſſe unter allen Staͤdten des ſich befreienden Deutſchlands groß, wuͤrdig und kraft¬ voll geruͤſtet daſtehn.“
Bevor jedoch der Erfolg dieſer Anordnungen gegen den Feind wirkſam werden konnte, uͤbereilte dieſen, unter welchem leider die Sachſen mitbegriffen blieben,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0310"n="298"/>
dieſer Abſicht erſchien em <hirendition="#b">29.</hi> Maͤrz abermals eine Be¬<lb/>
kanntmachung an die Einwohner Hamburgs, deren<lb/>
unruhige Beſorgniß ſchon wieder einigermaßen in thaͤ¬<lb/>
tigen Eifer erloſchen war und nur durch wenige Uebelge¬<lb/>ſinnte noch genaͤhrt wurde; ſie lautete: „Geruͤchte, wie die,<lb/>
welche geſtern in Umlauf waren, liefern einen untruͤg¬<lb/>
lichen Probeſtein des Muthes und der Feſtigkeit des<lb/>
Volks. Hamburger! ich habe den eurigen bewaͤhrt ge¬<lb/>
funden, und ich lobe das Vertrauen, welches ihr in<lb/>
die Maßregeln ſetztet, die von mir zur Sicherheit der<lb/>
Stadt genommen waren. Eure Selbſtvertheidigung<lb/>
darf ſich jedoch nicht auf ein augenblickliches Aufgebot,<lb/>
das nur im Momente der Gefahr ſtattfindet, gruͤnden,<lb/>ſondern muß gehoͤrig vorbereitet und geordnet ſein.<lb/>
Damit ihr Vertrauen zu euch ſelbſt gewinnt, ſoll die<lb/>
Buͤrgergarde unverzuͤglich organiſirt werden. Eilet, euch<lb/>
einſchreiben zu laſſen, eilet, ein maͤchtiges Bollwerk<lb/>
gegen jeden vorruͤckenden Feind aufzuſtellen! Heß iſt<lb/>
euch zum Anfuͤhrer geſetzt, vertraut ihm, wie er euch<lb/>
vertraut. Das große Ziel der Befreiung im Auge,<lb/>
muß jeder mit ſeiner ganzen Kraft es zu erreichen bei¬<lb/>
tragen, und Hamburg muͤſſe unter allen Staͤdten des<lb/>ſich befreienden Deutſchlands groß, wuͤrdig und kraft¬<lb/>
voll geruͤſtet daſtehn.“</p><lb/><p>Bevor jedoch der Erfolg dieſer Anordnungen gegen<lb/>
den Feind wirkſam werden konnte, uͤbereilte dieſen,<lb/>
unter welchem leider die Sachſen mitbegriffen blieben,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[298/0310]
dieſer Abſicht erſchien em 29. Maͤrz abermals eine Be¬
kanntmachung an die Einwohner Hamburgs, deren
unruhige Beſorgniß ſchon wieder einigermaßen in thaͤ¬
tigen Eifer erloſchen war und nur durch wenige Uebelge¬
ſinnte noch genaͤhrt wurde; ſie lautete: „Geruͤchte, wie die,
welche geſtern in Umlauf waren, liefern einen untruͤg¬
lichen Probeſtein des Muthes und der Feſtigkeit des
Volks. Hamburger! ich habe den eurigen bewaͤhrt ge¬
funden, und ich lobe das Vertrauen, welches ihr in
die Maßregeln ſetztet, die von mir zur Sicherheit der
Stadt genommen waren. Eure Selbſtvertheidigung
darf ſich jedoch nicht auf ein augenblickliches Aufgebot,
das nur im Momente der Gefahr ſtattfindet, gruͤnden,
ſondern muß gehoͤrig vorbereitet und geordnet ſein.
Damit ihr Vertrauen zu euch ſelbſt gewinnt, ſoll die
Buͤrgergarde unverzuͤglich organiſirt werden. Eilet, euch
einſchreiben zu laſſen, eilet, ein maͤchtiges Bollwerk
gegen jeden vorruͤckenden Feind aufzuſtellen! Heß iſt
euch zum Anfuͤhrer geſetzt, vertraut ihm, wie er euch
vertraut. Das große Ziel der Befreiung im Auge,
muß jeder mit ſeiner ganzen Kraft es zu erreichen bei¬
tragen, und Hamburg muͤſſe unter allen Staͤdten des
ſich befreienden Deutſchlands groß, wuͤrdig und kraft¬
voll geruͤſtet daſtehn.“
Bevor jedoch der Erfolg dieſer Anordnungen gegen
den Feind wirkſam werden konnte, uͤbereilte dieſen,
unter welchem leider die Sachſen mitbegriffen blieben,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/310>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.