um das Landvolk zu schrecken, das in gerechter Wuth über die von den Franzosen erlittenen Mißhandlungen überall die Waffen ergreift; sie schleppen euch herum, um unter euerm Schutze sich selbst vom Untergange zu retten. Ihr seid von tausend Kosaken und Jägern umringt, und schon läutet die Sturmglocke im ganzen Lande. Alles, was deutsch ist, steht auf; und ihr nur wollt noch fechten für eure Unterdrücker, und gegen die welche euch befreien wollen? Ihr wißt nicht, was vorgeht; die russischen und preußischen Heere rücken bereits unaufhaltsam in eurem Vaterlande vor; in Dresden sprengte Davoust eure schöne Brücke aus Muthwillen, um sich an den Einwohnern zu rächen, die dem General Reynier die Fenster eingeworfen und einige drohende Reden gegen übermüthige Franzosen ausgestoßen hatten. Ueberall flieht der Feind aus eurem Vaterlande, alle Gegenden verheerend, durch welche er zieht. Jetzt bedenkt und erwägt! Wollt ihr noch fech¬ ten gegen uns, so ist Untergang, schmählicher Unter¬ gang euer Loos; denn jeder Deutsche, so hat der Kai¬ ser, mein Herr, befohlen, der mit den Waffen in der Hand gefangen wird, soll nach Sibirien geschickt wer¬ den. Wollt ihr dagegen nicht fechten für eure Feinde, so werdet ihr an uns eure Brüder finden."
Der Zeitpunkt schien günstig, um die zwar schon eingeleitete, aber noch auf Schwierigkeiten stoßende Er¬ richtung der Bürgergarde rasch durchzusetzen, und in
um das Landvolk zu ſchrecken, das in gerechter Wuth uͤber die von den Franzoſen erlittenen Mißhandlungen uͤberall die Waffen ergreift; ſie ſchleppen euch herum, um unter euerm Schutze ſich ſelbſt vom Untergange zu retten. Ihr ſeid von tauſend Koſaken und Jaͤgern umringt, und ſchon laͤutet die Sturmglocke im ganzen Lande. Alles, was deutſch iſt, ſteht auf; und ihr nur wollt noch fechten fuͤr eure Unterdruͤcker, und gegen die welche euch befreien wollen? Ihr wißt nicht, was vorgeht; die ruſſiſchen und preußiſchen Heere ruͤcken bereits unaufhaltſam in eurem Vaterlande vor; in Dresden ſprengte Davouſt eure ſchoͤne Bruͤcke aus Muthwillen, um ſich an den Einwohnern zu raͤchen, die dem General Reynier die Fenſter eingeworfen und einige drohende Reden gegen uͤbermuͤthige Franzoſen ausgeſtoßen hatten. Ueberall flieht der Feind aus eurem Vaterlande, alle Gegenden verheerend, durch welche er zieht. Jetzt bedenkt und erwaͤgt! Wollt ihr noch fech¬ ten gegen uns, ſo iſt Untergang, ſchmaͤhlicher Unter¬ gang euer Loos; denn jeder Deutſche, ſo hat der Kai¬ ſer, mein Herr, befohlen, der mit den Waffen in der Hand gefangen wird, ſoll nach Sibirien geſchickt wer¬ den. Wollt ihr dagegen nicht fechten fuͤr eure Feinde, ſo werdet ihr an uns eure Bruͤder finden.“
Der Zeitpunkt ſchien guͤnſtig, um die zwar ſchon eingeleitete, aber noch auf Schwierigkeiten ſtoßende Er¬ richtung der Buͤrgergarde raſch durchzuſetzen, und in
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um das Landvolk zu ſchrecken, das in gerechter Wuth
uͤber die von den Franzoſen erlittenen Mißhandlungen
uͤberall die Waffen ergreift; ſie ſchleppen euch herum,
um unter euerm Schutze ſich ſelbſt vom Untergange zu
retten. Ihr ſeid von tauſend Koſaken und Jaͤgern
umringt, und ſchon laͤutet die Sturmglocke im ganzen
Lande. Alles, was deutſch iſt, ſteht auf; und ihr nur
wollt noch fechten fuͤr eure Unterdruͤcker, und gegen
die welche euch befreien wollen? Ihr wißt nicht, was
vorgeht; die ruſſiſchen und preußiſchen Heere ruͤcken
bereits unaufhaltſam in eurem Vaterlande vor; in
Dresden ſprengte Davouſt eure ſchoͤne Bruͤcke aus
Muthwillen, um ſich an den Einwohnern zu raͤchen,
die dem General Reynier die Fenſter eingeworfen und
einige drohende Reden gegen uͤbermuͤthige Franzoſen
ausgeſtoßen hatten. Ueberall flieht der Feind aus eurem
Vaterlande, alle Gegenden verheerend, durch welche er
zieht. Jetzt bedenkt und erwaͤgt! Wollt ihr noch fech¬
ten gegen uns, ſo iſt Untergang, ſchmaͤhlicher Unter¬
gang euer Loos; denn jeder Deutſche, ſo hat der Kai¬
ſer, mein Herr, befohlen, der mit den Waffen in der
Hand gefangen wird, ſoll nach Sibirien geſchickt wer¬
den. Wollt ihr dagegen nicht fechten fuͤr eure Feinde,
ſo werdet ihr an uns eure Bruͤder finden.“
Der Zeitpunkt ſchien guͤnſtig, um die zwar ſchon
eingeleitete, aber noch auf Schwierigkeiten ſtoßende Er¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/309>, abgerufen am 25.11.2024.
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