und Canitz gaben Beiträge. Man hielt sich schadlos für den erlittenen Zwang, und las eifrig die dargebo¬ tenen Schriften.
In Lübeck wiederholte sich beinahe jedes, was in Hamburg geschah; die geringere und weniger zusam¬ mengesetzte Volksmenge gestattete dort ruhigere Ueber¬ sicht, und der Ordnungsgeist und die Tüchtigkeit der Einwohner zeigte ihre vortheilhafte Wirkung auch in den jungen Kriegesschaaren, welche die Stadt zur han¬ seatischen Legion beitrug, und welche sich an Haltung und Auswahl sogar vor den Hamburgern auszeichne¬ ten. Den dortigen Zustand im Allgemeinen giebt fol¬ gendes Schreiben des Oberstlieutenants Konstantin von Benkendorf an Tettenborn zu erkennen: "Mein Herr General! Indem ich die Ehre habe, Ihnen die noch offenen Listen über den Fortgang der hiesigen Rüstun¬ gen einzusenden, kann ich mir das Vergnügen nicht versagen, Ihnen auch im allgemeinen die erfreulichsten Berichte über die Stimmung und den Eifer der hie¬ sigen Einwohner mitzutheilen. Die Zahl derjenigen, welche sich freiwillig zu den Waffen gestellt haben, und die hoffentlich in kurzem über tausend begreifen wird, könnte zwar schon allein den guten Geist beweisen, der in Lübeck herrscht, und so kräftige Anstrengungen her¬ vorbringt; allein auch auf jede andre Art, öffentlich und im Stillen, hat sich die Vaterlandsliebe und der Sinn für edle Hingebung bewährt, welche man von einem
und Canitz gaben Beitraͤge. Man hielt ſich ſchadlos fuͤr den erlittenen Zwang, und las eifrig die dargebo¬ tenen Schriften.
In Luͤbeck wiederholte ſich beinahe jedes, was in Hamburg geſchah; die geringere und weniger zuſam¬ mengeſetzte Volksmenge geſtattete dort ruhigere Ueber¬ ſicht, und der Ordnungsgeiſt und die Tuͤchtigkeit der Einwohner zeigte ihre vortheilhafte Wirkung auch in den jungen Kriegesſchaaren, welche die Stadt zur han¬ ſeatiſchen Legion beitrug, und welche ſich an Haltung und Auswahl ſogar vor den Hamburgern auszeichne¬ ten. Den dortigen Zuſtand im Allgemeinen giebt fol¬ gendes Schreiben des Oberſtlieutenants Konſtantin von Benkendorf an Tettenborn zu erkennen: „Mein Herr General! Indem ich die Ehre habe, Ihnen die noch offenen Liſten uͤber den Fortgang der hieſigen Ruͤſtun¬ gen einzuſenden, kann ich mir das Vergnuͤgen nicht verſagen, Ihnen auch im allgemeinen die erfreulichſten Berichte uͤber die Stimmung und den Eifer der hie¬ ſigen Einwohner mitzutheilen. Die Zahl derjenigen, welche ſich freiwillig zu den Waffen geſtellt haben, und die hoffentlich in kurzem uͤber tauſend begreifen wird, koͤnnte zwar ſchon allein den guten Geiſt beweiſen, der in Luͤbeck herrſcht, und ſo kraͤftige Anſtrengungen her¬ vorbringt; allein auch auf jede andre Art, oͤffentlich und im Stillen, hat ſich die Vaterlandsliebe und der Sinn fuͤr edle Hingebung bewaͤhrt, welche man von einem
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und Canitz gaben Beitraͤge. Man hielt ſich ſchadlos
fuͤr den erlittenen Zwang, und las eifrig die dargebo¬
tenen Schriften.
In Luͤbeck wiederholte ſich beinahe jedes, was in
Hamburg geſchah; die geringere und weniger zuſam¬
mengeſetzte Volksmenge geſtattete dort ruhigere Ueber¬
ſicht, und der Ordnungsgeiſt und die Tuͤchtigkeit der
Einwohner zeigte ihre vortheilhafte Wirkung auch in
den jungen Kriegesſchaaren, welche die Stadt zur han¬
ſeatiſchen Legion beitrug, und welche ſich an Haltung
und Auswahl ſogar vor den Hamburgern auszeichne¬
ten. Den dortigen Zuſtand im Allgemeinen giebt fol¬
gendes Schreiben des Oberſtlieutenants Konſtantin von
Benkendorf an Tettenborn zu erkennen: „Mein Herr
General! Indem ich die Ehre habe, Ihnen die noch
offenen Liſten uͤber den Fortgang der hieſigen Ruͤſtun¬
gen einzuſenden, kann ich mir das Vergnuͤgen nicht
verſagen, Ihnen auch im allgemeinen die erfreulichſten
Berichte uͤber die Stimmung und den Eifer der hie¬
ſigen Einwohner mitzutheilen. Die Zahl derjenigen,
welche ſich freiwillig zu den Waffen geſtellt haben, und
die hoffentlich in kurzem uͤber tauſend begreifen wird,
koͤnnte zwar ſchon allein den guten Geiſt beweiſen, der
in Luͤbeck herrſcht, und ſo kraͤftige Anſtrengungen her¬
vorbringt; allein auch auf jede andre Art, oͤffentlich und
im Stillen, hat ſich die Vaterlandsliebe und der Sinn
fuͤr edle Hingebung bewaͤhrt, welche man von einem
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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