Maßstab ruhigen Friedens anlegen, und mußten aus ihrem Wahn bisweilen hart aufgerüttelt werden.
Inzwischen hatte der englische Major von Kenzin¬ ger von Helgoland aus mit einigen hundert Mann Kuxhaven besetzt, und den Aufstand der Bauern bei Bremerlehe, so viel in seinen Kräften stand, unter¬ stützt. Tettenborn setzte sich sogleich mit ihm in Ver¬ bindung, und erfuhr zu seinem Leidwesen, daß von Helgoland vor einiger Zeit alle vorräthig gewesenen Gewehre wieder nach England abgeführt worden, ein beklagenswerther Zufall, dessen Nachtheil durch nichts ersetzt werden konnte. Jedoch eilte Tettenborn, die mit England aufgeschlossene Verbindung möglichst zu benutzen, und schickte einen russischen Offizier, den Ritt¬ meister von Bock, dem er einen donischen Kosaken zur Begleitung gab, mit Briefen an den Prinzen-Regen¬ ten und an den russischen Botschafter nach London, wo die Erscheinung eines Kosaken, des ersten, den man je dort gesehen, die außerordentliste Aufregung machte.
Der nahen Nachbarschaft wegen mußten die Dänen die ganz besondere Aufmerksamkeit der Hamburger so¬ wohl als der Russen auf sich ziehen. Das Verhältniß zu Dänemark behielt, ungeachtet der bezeigten Annä¬ herung des Kabinets zu der russisch-preußischen Sache, zwei schwierige Seiten, die so viel als möglich umgan¬ gen werden mußten. Die Russen nämlich waren Ver¬
Maßſtab ruhigen Friedens anlegen, und mußten aus ihrem Wahn bisweilen hart aufgeruͤttelt werden.
Inzwiſchen hatte der engliſche Major von Kenzin¬ ger von Helgoland aus mit einigen hundert Mann Kuxhaven beſetzt, und den Aufſtand der Bauern bei Bremerlehe, ſo viel in ſeinen Kraͤften ſtand, unter¬ ſtuͤtzt. Tettenborn ſetzte ſich ſogleich mit ihm in Ver¬ bindung, und erfuhr zu ſeinem Leidweſen, daß von Helgoland vor einiger Zeit alle vorraͤthig geweſenen Gewehre wieder nach England abgefuͤhrt worden, ein beklagenswerther Zufall, deſſen Nachtheil durch nichts erſetzt werden konnte. Jedoch eilte Tettenborn, die mit England aufgeſchloſſene Verbindung moͤglichſt zu benutzen, und ſchickte einen ruſſiſchen Offizier, den Ritt¬ meiſter von Bock, dem er einen doniſchen Koſaken zur Begleitung gab, mit Briefen an den Prinzen-Regen¬ ten und an den ruſſiſchen Botſchafter nach London, wo die Erſcheinung eines Koſaken, des erſten, den man je dort geſehen, die außerordentliſte Aufregung machte.
Der nahen Nachbarſchaft wegen mußten die Daͤnen die ganz beſondere Aufmerkſamkeit der Hamburger ſo¬ wohl als der Ruſſen auf ſich ziehen. Das Verhaͤltniß zu Daͤnemark behielt, ungeachtet der bezeigten Annaͤ¬ herung des Kabinets zu der ruſſiſch-preußiſchen Sache, zwei ſchwierige Seiten, die ſo viel als moͤglich umgan¬ gen werden mußten. Die Ruſſen naͤmlich waren Ver¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0294"n="282"/>
Maßſtab ruhigen Friedens anlegen, und mußten aus<lb/>
ihrem Wahn bisweilen hart aufgeruͤttelt werden.</p><lb/><p>Inzwiſchen hatte der engliſche Major von Kenzin¬<lb/>
ger von Helgoland aus mit einigen hundert Mann<lb/>
Kuxhaven beſetzt, und den Aufſtand der Bauern bei<lb/>
Bremerlehe, ſo viel in ſeinen Kraͤften ſtand, unter¬<lb/>ſtuͤtzt. Tettenborn ſetzte ſich ſogleich mit ihm in Ver¬<lb/>
bindung, und erfuhr zu ſeinem Leidweſen, daß von<lb/>
Helgoland vor einiger Zeit alle vorraͤthig geweſenen<lb/>
Gewehre wieder nach England abgefuͤhrt worden, ein<lb/>
beklagenswerther Zufall, deſſen Nachtheil durch nichts<lb/>
erſetzt werden konnte. Jedoch eilte Tettenborn, die<lb/>
mit England aufgeſchloſſene Verbindung moͤglichſt zu<lb/>
benutzen, und ſchickte einen ruſſiſchen Offizier, den Ritt¬<lb/>
meiſter von Bock, dem er einen doniſchen Koſaken zur<lb/>
Begleitung gab, mit Briefen an den Prinzen-Regen¬<lb/>
ten und an den ruſſiſchen Botſchafter nach London,<lb/>
wo die Erſcheinung eines Koſaken, des erſten, den<lb/>
man je dort geſehen, die außerordentliſte Aufregung<lb/>
machte.</p><lb/><p>Der nahen Nachbarſchaft wegen mußten die Daͤnen<lb/>
die ganz beſondere Aufmerkſamkeit der Hamburger ſo¬<lb/>
wohl als der Ruſſen auf ſich ziehen. Das Verhaͤltniß<lb/>
zu Daͤnemark behielt, ungeachtet der bezeigten Annaͤ¬<lb/>
herung des Kabinets zu der ruſſiſch-preußiſchen Sache,<lb/>
zwei ſchwierige Seiten, die ſo viel als moͤglich umgan¬<lb/>
gen werden mußten. Die Ruſſen naͤmlich waren Ver¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[282/0294]
Maßſtab ruhigen Friedens anlegen, und mußten aus
ihrem Wahn bisweilen hart aufgeruͤttelt werden.
Inzwiſchen hatte der engliſche Major von Kenzin¬
ger von Helgoland aus mit einigen hundert Mann
Kuxhaven beſetzt, und den Aufſtand der Bauern bei
Bremerlehe, ſo viel in ſeinen Kraͤften ſtand, unter¬
ſtuͤtzt. Tettenborn ſetzte ſich ſogleich mit ihm in Ver¬
bindung, und erfuhr zu ſeinem Leidweſen, daß von
Helgoland vor einiger Zeit alle vorraͤthig geweſenen
Gewehre wieder nach England abgefuͤhrt worden, ein
beklagenswerther Zufall, deſſen Nachtheil durch nichts
erſetzt werden konnte. Jedoch eilte Tettenborn, die
mit England aufgeſchloſſene Verbindung moͤglichſt zu
benutzen, und ſchickte einen ruſſiſchen Offizier, den Ritt¬
meiſter von Bock, dem er einen doniſchen Koſaken zur
Begleitung gab, mit Briefen an den Prinzen-Regen¬
ten und an den ruſſiſchen Botſchafter nach London,
wo die Erſcheinung eines Koſaken, des erſten, den
man je dort geſehen, die außerordentliſte Aufregung
machte.
Der nahen Nachbarſchaft wegen mußten die Daͤnen
die ganz beſondere Aufmerkſamkeit der Hamburger ſo¬
wohl als der Ruſſen auf ſich ziehen. Das Verhaͤltniß
zu Daͤnemark behielt, ungeachtet der bezeigten Annaͤ¬
herung des Kabinets zu der ruſſiſch-preußiſchen Sache,
zwei ſchwierige Seiten, die ſo viel als moͤglich umgan¬
gen werden mußten. Die Ruſſen naͤmlich waren Ver¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/294>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.