was zur Ausrüstung der Truppen nöthig sei, die An¬ schaffung selbst aber der Stadt überlasse. Es wurden daher durch Rath- und Bürgerschluß 200,000 Thaler als vorläufige Summe für die Kosten der Einrichtung bewilligt, und einer eigends dazu bestellten Kommission die Verwendung übertragen. Wer irgend von den Summen, welche Hamburg von jeher zu politischen Ausgaben verwendet bat, unterrichtet ist, und da weiß, mit welch äußerster Leichtigkeit Millionen aufgebracht, und in den schon unglücklichen Zeiten noch Hundert¬ tausende hingegeben wurden, die man zu ersparen nicht einmal den Versuch machte, der wird über die Gering¬ heit jener angewiesenen Summe erstaunen, zumal wenn man bedenkt, welchen Zweck und welchen Gewinn für Hamburg es hier galt. Es ist bemerkenswert, daß der Rath sogar nur die Hälfte jener Summe anfäng¬ lich in Anregung brachte, und grade die Bürgerschaft, welche sie zahlen sollte, die vorgeschlagene Summe ver¬ doppelte. Aber freilich zeigte sich schon hier, noch mehr aber in der Folge, ein Unterschied der Gesinnung, der die nachtheiligsten Wirkungen äußerte, und wohl ein¬ gesehn, aber nicht abgeändert werden konnte. Die Anordnungen aller Art wurden von den alten Behör¬ den so unzulänglich und langsam betrieben, daß ganze Tage der kostbarsten Zeit verloren gingen, und nichts zu Stande kommen wollte. Hindernisse wurden ange¬ führt, Schwierigkeiten erörtert, Besorgnisse gezeigt,
was zur Ausruͤſtung der Truppen noͤthig ſei, die An¬ ſchaffung ſelbſt aber der Stadt uͤberlaſſe. Es wurden daher durch Rath- und Buͤrgerſchluß 200,000 Thaler als vorlaͤufige Summe fuͤr die Koſten der Einrichtung bewilligt, und einer eigends dazu beſtellten Kommiſſion die Verwendung uͤbertragen. Wer irgend von den Summen, welche Hamburg von jeher zu politiſchen Ausgaben verwendet bat, unterrichtet iſt, und da weiß, mit welch aͤußerſter Leichtigkeit Millionen aufgebracht, und in den ſchon ungluͤcklichen Zeiten noch Hundert¬ tauſende hingegeben wurden, die man zu erſparen nicht einmal den Verſuch machte, der wird uͤber die Gering¬ heit jener angewieſenen Summe erſtaunen, zumal wenn man bedenkt, welchen Zweck und welchen Gewinn fuͤr Hamburg es hier galt. Es iſt bemerkenswert, daß der Rath ſogar nur die Haͤlfte jener Summe anfaͤng¬ lich in Anregung brachte, und grade die Buͤrgerſchaft, welche ſie zahlen ſollte, die vorgeſchlagene Summe ver¬ doppelte. Aber freilich zeigte ſich ſchon hier, noch mehr aber in der Folge, ein Unterſchied der Geſinnung, der die nachtheiligſten Wirkungen aͤußerte, und wohl ein¬ geſehn, aber nicht abgeaͤndert werden konnte. Die Anordnungen aller Art wurden von den alten Behoͤr¬ den ſo unzulaͤnglich und langſam betrieben, daß ganze Tage der koſtbarſten Zeit verloren gingen, und nichts zu Stande kommen wollte. Hinderniſſe wurden ange¬ fuͤhrt, Schwierigkeiten eroͤrtert, Beſorgniſſe gezeigt,
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was zur Ausruͤſtung der Truppen noͤthig ſei, die An¬
ſchaffung ſelbſt aber der Stadt uͤberlaſſe. Es wurden
daher durch Rath- und Buͤrgerſchluß 200,000 Thaler
als vorlaͤufige Summe fuͤr die Koſten der Einrichtung
bewilligt, und einer eigends dazu beſtellten Kommiſſion
die Verwendung uͤbertragen. Wer irgend von den
Summen, welche Hamburg von jeher zu politiſchen
Ausgaben verwendet bat, unterrichtet iſt, und da weiß,
mit welch aͤußerſter Leichtigkeit Millionen aufgebracht,
und in den ſchon ungluͤcklichen Zeiten noch Hundert¬
tauſende hingegeben wurden, die man zu erſparen nicht
einmal den Verſuch machte, der wird uͤber die Gering¬
heit jener angewieſenen Summe erſtaunen, zumal wenn
man bedenkt, welchen Zweck und welchen Gewinn fuͤr
Hamburg es hier galt. Es iſt bemerkenswert, daß
der Rath ſogar nur die Haͤlfte jener Summe anfaͤng¬
lich in Anregung brachte, und grade die Buͤrgerſchaft,
welche ſie zahlen ſollte, die vorgeſchlagene Summe ver¬
doppelte. Aber freilich zeigte ſich ſchon hier, noch mehr
aber in der Folge, ein Unterſchied der Geſinnung, der
die nachtheiligſten Wirkungen aͤußerte, und wohl ein¬
geſehn, aber nicht abgeaͤndert werden konnte. Die
Anordnungen aller Art wurden von den alten Behoͤr¬
den ſo unzulaͤnglich und langſam betrieben, daß ganze
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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