eine hanseatische Legion aus freiwilligen Jägern zu Fuß und zu Pferde errichten werde, die als Bundestruppen der Hansestädte für die Dauer des Krieges mit den Russen und Preußen vereinigt fechten sollten. Die Aufforderung, sich zu dieser Legion zu melden, erging unter dem 20. März, und zugleich wurde ein ähnlicher Aufruf an die Stadt Lübeck erlassen, wo unterdessen der Oberstlieutenant von Benkendorf mit einigen rus¬ sischen Truppen eingezogen, und mit gleicher Begei¬ sterung und Freude, wie in Hamburg, aufgenommen worden war.
Der Zulauf, um sich unter die Freiwilligen ein¬ schreiben zu lassen, war außerordentlich. Nach wenigen Tagen schon betrug die Zahl der eingeschriebenen meh¬ rere Tausend, doch mußten von diesen manche, weil Kräfte und Alter nicht immer dem Eifer entsprachen, abgewiesen werden. Viele angesehene junge Leute, die der sorgfältigsten Erziehung genossen hatten, und in üppiger Lebensweise aufgewachsen waren, sah man hier als Gemeine eintreten. Manche, die kurz vorher durch große Summen sich von der französischen Konskription losgemacht, und Stellvertreter gekauft hatten, eilten mit Freuden, sich jetzt selbst unter die Waffen zu stellen.
Tettenborn hatte gleich anfangs den Herren des Raths erklärt, daß er mit allen Geldverhältnissen, die bei Errichtung der Legion vorkommen würden, nichts zu thun haben wolle, sondern bloß anzeigen werde,
eine hanſeatiſche Legion aus freiwilligen Jaͤgern zu Fuß und zu Pferde errichten werde, die als Bundestruppen der Hanſeſtaͤdte fuͤr die Dauer des Krieges mit den Ruſſen und Preußen vereinigt fechten ſollten. Die Aufforderung, ſich zu dieſer Legion zu melden, erging unter dem 20. Maͤrz, und zugleich wurde ein aͤhnlicher Aufruf an die Stadt Luͤbeck erlaſſen, wo unterdeſſen der Oberſtlieutenant von Benkendorf mit einigen ruſ¬ ſiſchen Truppen eingezogen, und mit gleicher Begei¬ ſterung und Freude, wie in Hamburg, aufgenommen worden war.
Der Zulauf, um ſich unter die Freiwilligen ein¬ ſchreiben zu laſſen, war außerordentlich. Nach wenigen Tagen ſchon betrug die Zahl der eingeſchriebenen meh¬ rere Tauſend, doch mußten von dieſen manche, weil Kraͤfte und Alter nicht immer dem Eifer entſprachen, abgewieſen werden. Viele angeſehene junge Leute, die der ſorgfaͤltigſten Erziehung genoſſen hatten, und in uͤppiger Lebensweiſe aufgewachſen waren, ſah man hier als Gemeine eintreten. Manche, die kurz vorher durch große Summen ſich von der franzoͤſiſchen Konſkription losgemacht, und Stellvertreter gekauft hatten, eilten mit Freuden, ſich jetzt ſelbſt unter die Waffen zu ſtellen.
Tettenborn hatte gleich anfangs den Herren des Raths erklaͤrt, daß er mit allen Geldverhaͤltniſſen, die bei Errichtung der Legion vorkommen wuͤrden, nichts zu thun haben wolle, ſondern bloß anzeigen werde,
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eine hanſeatiſche Legion aus freiwilligen Jaͤgern zu Fuß
und zu Pferde errichten werde, die als Bundestruppen
der Hanſeſtaͤdte fuͤr die Dauer des Krieges mit den
Ruſſen und Preußen vereinigt fechten ſollten. Die
Aufforderung, ſich zu dieſer Legion zu melden, erging
unter dem 20. Maͤrz, und zugleich wurde ein aͤhnlicher
Aufruf an die Stadt Luͤbeck erlaſſen, wo unterdeſſen
der Oberſtlieutenant von Benkendorf mit einigen ruſ¬
ſiſchen Truppen eingezogen, und mit gleicher Begei¬
ſterung und Freude, wie in Hamburg, aufgenommen
worden war.
Der Zulauf, um ſich unter die Freiwilligen ein¬
ſchreiben zu laſſen, war außerordentlich. Nach wenigen
Tagen ſchon betrug die Zahl der eingeſchriebenen meh¬
rere Tauſend, doch mußten von dieſen manche, weil
Kraͤfte und Alter nicht immer dem Eifer entſprachen,
abgewieſen werden. Viele angeſehene junge Leute, die
der ſorgfaͤltigſten Erziehung genoſſen hatten, und in
uͤppiger Lebensweiſe aufgewachſen waren, ſah man hier
als Gemeine eintreten. Manche, die kurz vorher durch
große Summen ſich von der franzoͤſiſchen Konſkription
losgemacht, und Stellvertreter gekauft hatten, eilten
mit Freuden, ſich jetzt ſelbſt unter die Waffen zu ſtellen.
Tettenborn hatte gleich anfangs den Herren des
Raths erklaͤrt, daß er mit allen Geldverhaͤltniſſen, die
bei Errichtung der Legion vorkommen wuͤrden, nichts
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/281>, abgerufen am 24.11.2024.
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