Achtung der russischen Nation werth. Nicht in eine neufranzösische, sondern in eine altdeutsche Stadt führtet ihr uns ein, und so nur durften wir euch als Brüder begrüßen. Euer Jubel bei unserm Einzuge in eure Stadt hat jeden unter uns tief bewegt; doch, ihr deut¬ schen Männer und Brüder! eure Freude wird nur als¬ dann die wahre Bedeutung gewinnen, wenn ihr Hand mit anlegt an das große Werk der Befreiung Deutsch¬ lands. Zu den Waffen demnach, wenn die Unter¬ drückung eine Schmach war; zu den Waffen für Va¬ terland und Recht! Noch ist das Werk der Rettung nicht vollbracht, und darum denke keiner bis dahin an Erholung und Genuß. Das ehrenvollste Geschäft ist jetzt, das Schwert zu ziehen und die Fremdlinge vom deutschen Boden zu verjagen, die bereits dreihundert Meilen weit von den siegreichen russischen Heeren ver¬ folgt werden. Schande und Schmach für jeden, der in dieser verhängnißvollen Zeit, wo um die höchsten Güter der Menschen gefochten wird, die Hände in den Schoß legt. Noch Einmal also: zu den Waffen! zu den Waffen! Unter dem Schutze meines erhabenen Kai¬ sers werdet ihr euch unter eignen Panieren versammeln, und ich freue mich, daß mir das Loos beschieden, euch zuerst gegen den Feind zu führen, und Zeuge eurer Tapferkeit zu sein. Tettenborn."
Er kündigte hierauf dem Rath und der Bürger¬ schaft an, daß er, dem Auftrage seines Kaisers zufolge,
Achtung der ruſſiſchen Nation werth. Nicht in eine neufranzoͤſiſche, ſondern in eine altdeutſche Stadt fuͤhrtet ihr uns ein, und ſo nur durften wir euch als Bruͤder begruͤßen. Euer Jubel bei unſerm Einzuge in eure Stadt hat jeden unter uns tief bewegt; doch, ihr deut¬ ſchen Maͤnner und Bruͤder! eure Freude wird nur als¬ dann die wahre Bedeutung gewinnen, wenn ihr Hand mit anlegt an das große Werk der Befreiung Deutſch¬ lands. Zu den Waffen demnach, wenn die Unter¬ druͤckung eine Schmach war; zu den Waffen fuͤr Va¬ terland und Recht! Noch iſt das Werk der Rettung nicht vollbracht, und darum denke keiner bis dahin an Erholung und Genuß. Das ehrenvollſte Geſchaͤft iſt jetzt, das Schwert zu ziehen und die Fremdlinge vom deutſchen Boden zu verjagen, die bereits dreihundert Meilen weit von den ſiegreichen ruſſiſchen Heeren ver¬ folgt werden. Schande und Schmach fuͤr jeden, der in dieſer verhaͤngnißvollen Zeit, wo um die hoͤchſten Guͤter der Menſchen gefochten wird, die Haͤnde in den Schoß legt. Noch Einmal alſo: zu den Waffen! zu den Waffen! Unter dem Schutze meines erhabenen Kai¬ ſers werdet ihr euch unter eignen Panieren verſammeln, und ich freue mich, daß mir das Loos beſchieden, euch zuerſt gegen den Feind zu fuͤhren, und Zeuge eurer Tapferkeit zu ſein. Tettenborn.“
Er kuͤndigte hierauf dem Rath und der Buͤrger¬ ſchaft an, daß er, dem Auftrage ſeines Kaiſers zufolge,
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Achtung der ruſſiſchen Nation werth. Nicht in eine
neufranzoͤſiſche, ſondern in eine altdeutſche Stadt fuͤhrtet
ihr uns ein, und ſo nur durften wir euch als Bruͤder
begruͤßen. Euer Jubel bei unſerm Einzuge in eure
Stadt hat jeden unter uns tief bewegt; doch, ihr deut¬
ſchen Maͤnner und Bruͤder! eure Freude wird nur als¬
dann die wahre Bedeutung gewinnen, wenn ihr Hand
mit anlegt an das große Werk der Befreiung Deutſch¬
lands. Zu den Waffen demnach, wenn die Unter¬
druͤckung eine Schmach war; zu den Waffen fuͤr Va¬
terland und Recht! Noch iſt das Werk der Rettung
nicht vollbracht, und darum denke keiner bis dahin an
Erholung und Genuß. Das ehrenvollſte Geſchaͤft iſt
jetzt, das Schwert zu ziehen und die Fremdlinge vom
deutſchen Boden zu verjagen, die bereits dreihundert
Meilen weit von den ſiegreichen ruſſiſchen Heeren ver¬
folgt werden. Schande und Schmach fuͤr jeden, der
in dieſer verhaͤngnißvollen Zeit, wo um die hoͤchſten
Guͤter der Menſchen gefochten wird, die Haͤnde in den
Schoß legt. Noch Einmal alſo: zu den Waffen! zu
den Waffen! Unter dem Schutze meines erhabenen Kai¬
ſers werdet ihr euch unter eignen Panieren verſammeln,
und ich freue mich, daß mir das Loos beſchieden, euch
zuerſt gegen den Feind zu fuͤhren, und Zeuge eurer
Tapferkeit zu ſein. Tettenborn.“
Er kuͤndigte hierauf dem Rath und der Buͤrger¬
ſchaft an, daß er, dem Auftrage ſeines Kaiſers zufolge,
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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