platz der Feindseligkeiten würde, hatten bereits mit 300 Mann und vielem Geschütz ihre Gränzen besetzt, und weigerten den Durchzug durch ihr Gebiet, über welches die Hauptstraße führte; die Nebenstraße hinge¬ gen durch die hamburgischen Niederungen des Billwär¬ ders schien den Franzosen unrathsam.
Unter diesen Umständen mußte Morand sich wenig¬ stens in Bergedorf und den Vierlanden behaupten, und da er inzwischen auch erkundet, daß die Russen nur Reiterei hätten, so sandte er am nächsten Morgen 500 Mann mit 8 Kanonen nach Escheburg, den von Lauenburg heranrückenden Russen entgegen. Tetten¬ born ließ durch den Oberstlieutenant Konstantin von Benkendorf sogleich den Feind angreifen und den gan¬ zen Tag bis zur Nacht unaufhörlich beunruhigen. Die Gegend war den Russen sehr unvortheilhaft; von Esche¬ burg bis Bergedorf ist ein einziger Engweg, den der Feind besetzt hielt, und dessen linke Seite nach dem Elbufer, des niedrigen und zerschnittenen Bodens we¬ gen, für Reiterei unzugänglich, die rechte Seite aber nur in weitem Bogen zu umgehen war. Der Eifer und die Gewandtheit der Kosaken ersetzte bald den Nachtheil dieser Umstände. Tettenborn ließ eine An¬ zahl absitzen und zu Fuß mit dem Feinde plänkeln, sie schlichen durch das Gebüsch ganz nah zu den feindli¬ chen Kanonen, deren Kartätschenschüsse sie geschickt ver¬ mieden, und dann mit Hurrahgeschrei verhöhnten, sie
platz der Feindſeligkeiten wuͤrde, hatten bereits mit 300 Mann und vielem Geſchuͤtz ihre Graͤnzen beſetzt, und weigerten den Durchzug durch ihr Gebiet, uͤber welches die Hauptſtraße fuͤhrte; die Nebenſtraße hinge¬ gen durch die hamburgiſchen Niederungen des Billwaͤr¬ ders ſchien den Franzoſen unrathſam.
Unter dieſen Umſtaͤnden mußte Morand ſich wenig¬ ſtens in Bergedorf und den Vierlanden behaupten, und da er inzwiſchen auch erkundet, daß die Ruſſen nur Reiterei haͤtten, ſo ſandte er am naͤchſten Morgen 500 Mann mit 8 Kanonen nach Eſcheburg, den von Lauenburg heranruͤckenden Ruſſen entgegen. Tetten¬ born ließ durch den Oberſtlieutenant Konſtantin von Benkendorf ſogleich den Feind angreifen und den gan¬ zen Tag bis zur Nacht unaufhoͤrlich beunruhigen. Die Gegend war den Ruſſen ſehr unvortheilhaft; von Eſche¬ burg bis Bergedorf iſt ein einziger Engweg, den der Feind beſetzt hielt, und deſſen linke Seite nach dem Elbufer, des niedrigen und zerſchnittenen Bodens we¬ gen, fuͤr Reiterei unzugaͤnglich, die rechte Seite aber nur in weitem Bogen zu umgehen war. Der Eifer und die Gewandtheit der Koſaken erſetzte bald den Nachtheil dieſer Umſtaͤnde. Tettenborn ließ eine An¬ zahl abſitzen und zu Fuß mit dem Feinde plaͤnkeln, ſie ſchlichen durch das Gebuͤſch ganz nah zu den feindli¬ chen Kanonen, deren Kartaͤtſchenſchuͤſſe ſie geſchickt ver¬ mieden, und dann mit Hurrahgeſchrei verhoͤhnten, ſie
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platz der Feindſeligkeiten wuͤrde, hatten bereits mit
300 Mann und vielem Geſchuͤtz ihre Graͤnzen beſetzt,
und weigerten den Durchzug durch ihr Gebiet, uͤber
welches die Hauptſtraße fuͤhrte; die Nebenſtraße hinge¬
gen durch die hamburgiſchen Niederungen des Billwaͤr¬
ders ſchien den Franzoſen unrathſam.
Unter dieſen Umſtaͤnden mußte Morand ſich wenig¬
ſtens in Bergedorf und den Vierlanden behaupten, und
da er inzwiſchen auch erkundet, daß die Ruſſen nur
Reiterei haͤtten, ſo ſandte er am naͤchſten Morgen
500 Mann mit 8 Kanonen nach Eſcheburg, den von
Lauenburg heranruͤckenden Ruſſen entgegen. Tetten¬
born ließ durch den Oberſtlieutenant Konſtantin von
Benkendorf ſogleich den Feind angreifen und den gan¬
zen Tag bis zur Nacht unaufhoͤrlich beunruhigen. Die
Gegend war den Ruſſen ſehr unvortheilhaft; von Eſche¬
burg bis Bergedorf iſt ein einziger Engweg, den der
Feind beſetzt hielt, und deſſen linke Seite nach dem
Elbufer, des niedrigen und zerſchnittenen Bodens we¬
gen, fuͤr Reiterei unzugaͤnglich, die rechte Seite aber
nur in weitem Bogen zu umgehen war. Der Eifer
und die Gewandtheit der Koſaken erſetzte bald den
Nachtheil dieſer Umſtaͤnde. Tettenborn ließ eine An¬
zahl abſitzen und zu Fuß mit dem Feinde plaͤnkeln, ſie
ſchlichen durch das Gebuͤſch ganz nah zu den feindli¬
chen Kanonen, deren Kartaͤtſchenſchuͤſſe ſie geſchickt ver¬
mieden, und dann mit Hurrahgeſchrei verhoͤhnten, ſie
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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