hen Abzugs zu sehr vergegenwärtigt hätten. Die Lösung dieses gespannten Zustandes rückte indeß von außen mit beschleunigten Schritten jeden Tag näher.
Schon am 14. Mai war Tettenborn an der Spitze einer vorausgeeilten Kosakenschaar in Ludwigslust ein¬ getroffen, und hatte durch sein kluges, rücksichtvolles, aber auch entschlossenes Betragen den Herzog von Mecklenburg-Schwerin sogleich bestimmt, das französi¬ sche Bundesverhältniß augenblicklich aufzugeben und sich für die Russen und Preußen zu erklären. Dies erste Beispiel eines deutschen Fürsten, der die aufgedrungene Fremdherrschaft abzuwerfen wagte, und für die Frei¬ heit und Ehre des Vaterlandes sich jeder Gefahr un¬ terzog, zeigte dem ganzen nördlichen Deutschland, was zu thun sei, und wirkte besonders auch in Hamburg auf die Gemüther, welche den Tag nicht fern sahen, der auch ihre Entscheidung fordern würde.
Nach diesem erlangten Gewinne zog Tettenborn sogleich weiter, und war mit seinem Vortrab am 15. März eben in Lauenburg eingerückt, als ihn dort eine Meldung traf, welche für den Augenblick die ganze Bewegung stocken machte, ja sogar zweifeln ließ, ob nicht der ganze Zug auf Hamburg schon als geschei¬ tert anzusehen sei.
Während nämlich Tettenborn durch Mecklenburg gegen Hamburg vordrang, war gleichzeitig der franzö¬ sische General Morand auf dem Marsche durch dieses
hen Abzugs zu ſehr vergegenwaͤrtigt haͤtten. Die Loͤſung dieſes geſpannten Zuſtandes ruͤckte indeß von außen mit beſchleunigten Schritten jeden Tag naͤher.
Schon am 14. Mai war Tettenborn an der Spitze einer vorausgeeilten Koſakenſchaar in Ludwigsluſt ein¬ getroffen, und hatte durch ſein kluges, ruͤckſichtvolles, aber auch entſchloſſenes Betragen den Herzog von Mecklenburg-Schwerin ſogleich beſtimmt, das franzoͤſi¬ ſche Bundesverhaͤltniß augenblicklich aufzugeben und ſich fuͤr die Ruſſen und Preußen zu erklaͤren. Dies erſte Beiſpiel eines deutſchen Fuͤrſten, der die aufgedrungene Fremdherrſchaft abzuwerfen wagte, und fuͤr die Frei¬ heit und Ehre des Vaterlandes ſich jeder Gefahr un¬ terzog, zeigte dem ganzen noͤrdlichen Deutſchland, was zu thun ſei, und wirkte beſonders auch in Hamburg auf die Gemuͤther, welche den Tag nicht fern ſahen, der auch ihre Entſcheidung fordern wuͤrde.
Nach dieſem erlangten Gewinne zog Tettenborn ſogleich weiter, und war mit ſeinem Vortrab am 15. Maͤrz eben in Lauenburg eingeruͤckt, als ihn dort eine Meldung traf, welche fuͤr den Augenblick die ganze Bewegung ſtocken machte, ja ſogar zweifeln ließ, ob nicht der ganze Zug auf Hamburg ſchon als geſchei¬ tert anzuſehen ſei.
Waͤhrend naͤmlich Tettenborn durch Mecklenburg gegen Hamburg vordrang, war gleichzeitig der franzoͤ¬ ſiſche General Morand auf dem Marſche durch dieſes
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hen Abzugs zu ſehr vergegenwaͤrtigt haͤtten. Die
Loͤſung dieſes geſpannten Zuſtandes ruͤckte indeß von
außen mit beſchleunigten Schritten jeden Tag naͤher.
Schon am 14. Mai war Tettenborn an der Spitze
einer vorausgeeilten Koſakenſchaar in Ludwigsluſt ein¬
getroffen, und hatte durch ſein kluges, ruͤckſichtvolles,
aber auch entſchloſſenes Betragen den Herzog von
Mecklenburg-Schwerin ſogleich beſtimmt, das franzoͤſi¬
ſche Bundesverhaͤltniß augenblicklich aufzugeben und ſich
fuͤr die Ruſſen und Preußen zu erklaͤren. Dies erſte
Beiſpiel eines deutſchen Fuͤrſten, der die aufgedrungene
Fremdherrſchaft abzuwerfen wagte, und fuͤr die Frei¬
heit und Ehre des Vaterlandes ſich jeder Gefahr un¬
terzog, zeigte dem ganzen noͤrdlichen Deutſchland, was
zu thun ſei, und wirkte beſonders auch in Hamburg
auf die Gemuͤther, welche den Tag nicht fern ſahen,
der auch ihre Entſcheidung fordern wuͤrde.
Nach dieſem erlangten Gewinne zog Tettenborn
ſogleich weiter, und war mit ſeinem Vortrab am
15. Maͤrz eben in Lauenburg eingeruͤckt, als ihn dort
eine Meldung traf, welche fuͤr den Augenblick die ganze
Bewegung ſtocken machte, ja ſogar zweifeln ließ, ob
nicht der ganze Zug auf Hamburg ſchon als geſchei¬
tert anzuſehen ſei.
Waͤhrend naͤmlich Tettenborn durch Mecklenburg
gegen Hamburg vordrang, war gleichzeitig der franzoͤ¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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