sehr in Betracht kamen. Die unzufriedene Stimmung der Hamburger war bekannt, so wie auch der schwache Zustand der französischen Macht in jenen Gegenden, wo man einen äußeren Angriff noch gar nicht erwar¬ tete. Jedoch würde dieser Zug nach Hamburg, so zweckmäßig und günstig er auch erschien, wohl nicht zur Ausführung gekommen sein, wäre nicht in Tetten¬ born zugleich der tüchtigste und bereitwilligste Führer vor Augen gewesen, der kein Bedenken trug, sich mit einer kleinen Schaar auf vierzig Meilen weit von der Hauptstärke zu entfernen, und sich in eine Verwicklung von Ereignissen einzulassen, deren Wendung niemand absehen konnte. Er legte seine Entwürfe vor, erörterte die Aufgaben, die sich darbieten konnten, zeigte die Maßregeln, die er auszuführen dachte, und alles wurde gutgeheißen und angenommen. Er empfing die nöthi¬ gen Befehle und Vorschriften, und an der Spitze von 4 Kosakenregimentern, 2 Schwadronen Isum'scher Hu¬ saren, 2 Schwadronen Kasan'scher Dragoner, und 2 Stücken leichtes Geschütz, verließ er am 12. März Berlin, und rückte rasch gegen Mecklenburg vor. Ein schreckender Ruf, der die Zahl der Truppen ungeheuer vergrößerte, ging vor ihm her und erhöhte ebenso den Muth der Freunde, als er den des Feindes nie¬ derschlug.
Wir gehen jetzt zu der näheren Betrachtung derje¬ nigen Ereignisse über, welche diesen Zug und seine
ſehr in Betracht kamen. Die unzufriedene Stimmung der Hamburger war bekannt, ſo wie auch der ſchwache Zuſtand der franzoͤſiſchen Macht in jenen Gegenden, wo man einen aͤußeren Angriff noch gar nicht erwar¬ tete. Jedoch wuͤrde dieſer Zug nach Hamburg, ſo zweckmaͤßig und guͤnſtig er auch erſchien, wohl nicht zur Ausfuͤhrung gekommen ſein, waͤre nicht in Tetten¬ born zugleich der tuͤchtigſte und bereitwilligſte Fuͤhrer vor Augen geweſen, der kein Bedenken trug, ſich mit einer kleinen Schaar auf vierzig Meilen weit von der Hauptſtaͤrke zu entfernen, und ſich in eine Verwicklung von Ereigniſſen einzulaſſen, deren Wendung niemand abſehen konnte. Er legte ſeine Entwuͤrfe vor, eroͤrterte die Aufgaben, die ſich darbieten konnten, zeigte die Maßregeln, die er auszufuͤhren dachte, und alles wurde gutgeheißen und angenommen. Er empfing die noͤthi¬ gen Befehle und Vorſchriften, und an der Spitze von 4 Koſakenregimentern, 2 Schwadronen Iſum'ſcher Hu¬ ſaren, 2 Schwadronen Kaſan'ſcher Dragoner, und 2 Stuͤcken leichtes Geſchuͤtz, verließ er am 12. Maͤrz Berlin, und ruͤckte raſch gegen Mecklenburg vor. Ein ſchreckender Ruf, der die Zahl der Truppen ungeheuer vergroͤßerte, ging vor ihm her und erhoͤhte ebenſo den Muth der Freunde, als er den des Feindes nie¬ derſchlug.
Wir gehen jetzt zu der naͤheren Betrachtung derje¬ nigen Ereigniſſe uͤber, welche dieſen Zug und ſeine
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ſehr in Betracht kamen. Die unzufriedene Stimmung
der Hamburger war bekannt, ſo wie auch der ſchwache
Zuſtand der franzoͤſiſchen Macht in jenen Gegenden,
wo man einen aͤußeren Angriff noch gar nicht erwar¬
tete. Jedoch wuͤrde dieſer Zug nach Hamburg, ſo
zweckmaͤßig und guͤnſtig er auch erſchien, wohl nicht
zur Ausfuͤhrung gekommen ſein, waͤre nicht in Tetten¬
born zugleich der tuͤchtigſte und bereitwilligſte Fuͤhrer
vor Augen geweſen, der kein Bedenken trug, ſich mit
einer kleinen Schaar auf vierzig Meilen weit von der
Hauptſtaͤrke zu entfernen, und ſich in eine Verwicklung
von Ereigniſſen einzulaſſen, deren Wendung niemand
abſehen konnte. Er legte ſeine Entwuͤrfe vor, eroͤrterte
die Aufgaben, die ſich darbieten konnten, zeigte die
Maßregeln, die er auszufuͤhren dachte, und alles wurde
gutgeheißen und angenommen. Er empfing die noͤthi¬
gen Befehle und Vorſchriften, und an der Spitze von
4 Koſakenregimentern, 2 Schwadronen Iſum'ſcher Hu¬
ſaren, 2 Schwadronen Kaſan'ſcher Dragoner, und
2 Stuͤcken leichtes Geſchuͤtz, verließ er am 12. Maͤrz
Berlin, und ruͤckte raſch gegen Mecklenburg vor. Ein
ſchreckender Ruf, der die Zahl der Truppen ungeheuer
vergroͤßerte, ging vor ihm her und erhoͤhte ebenſo den
Muth der Freunde, als er den des Feindes nie¬
derſchlug.
Wir gehen jetzt zu der naͤheren Betrachtung derje¬
nigen Ereigniſſe uͤber, welche dieſen Zug und ſeine
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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