nicht, im eignen Lande auch dieser Uebermacht die Spitze bieten zu können. Er rief zwischen Pilsen und Klentsch alles Landvolk zu den Waffen, ließ in allen Dörfern die Sturmglocke läuten, und wagte nun den ihm sechsmal überlegenen Feind anzugreifen, der, durch diese Kühnheit und den gutgeleiteten Aufstand geschreckt, sich zuerst nach Klattau zurückzog, und bald darauf Böhmen völlig verließ.
Nach erfolgtem Frieden wurde Tettenborn durch die Nachricht überrascht, daß die unter seinem Befehl gestan¬ denen Offiziere der Regimenter Klenau und Rosenberg für ihn das Theresienkreuz verlangt hätten, eine Aus¬ zeichnung, welche in Oesterreich von den höchsten Per¬ sonen als das köstlichste Kleinod militärischer Ehre erstrebt, und nur dem anerkanntesten Verdienst ertheilt zu werden pflegt, auch noch jetzt ebenso selten als werth gehalten. Besondere Bedingungen beschränken die Verleihung dieses Ordens, auf den nur derjenigen Tapferkeit Anspruch gestattet ist, welche vor dem Feinde sich durch Thaten ausgezeichnet, die weder durch aus¬ drücklichen Befehl noch durch unerläßliche Pflicht gebo¬ ten waren. Das zur Prüfung der Ansprüche und Zeugnisse versammelte Ordenskapitel erkannte die For¬ derung der Offiziere für Tettenborn als völlig begrün¬ det an, und sprach ihm einstimmig den Orden zu.
Mit neuem Ruhm und neuen Vortheilen kehrte er wieder zu den Beschäftigungen des Friedensdienstes
nicht, im eignen Lande auch dieſer Uebermacht die Spitze bieten zu koͤnnen. Er rief zwiſchen Pilſen und Klentſch alles Landvolk zu den Waffen, ließ in allen Doͤrfern die Sturmglocke laͤuten, und wagte nun den ihm ſechsmal uͤberlegenen Feind anzugreifen, der, durch dieſe Kuͤhnheit und den gutgeleiteten Aufſtand geſchreckt, ſich zuerſt nach Klattau zuruͤckzog, und bald darauf Boͤhmen voͤllig verließ.
Nach erfolgtem Frieden wurde Tettenborn durch die Nachricht uͤberraſcht, daß die unter ſeinem Befehl geſtan¬ denen Offiziere der Regimenter Klenau und Roſenberg fuͤr ihn das Thereſienkreuz verlangt haͤtten, eine Aus¬ zeichnung, welche in Oeſterreich von den hoͤchſten Per¬ ſonen als das koͤſtlichſte Kleinod militaͤriſcher Ehre erſtrebt, und nur dem anerkannteſten Verdienſt ertheilt zu werden pflegt, auch noch jetzt ebenſo ſelten als werth gehalten. Beſondere Bedingungen beſchraͤnken die Verleihung dieſes Ordens, auf den nur derjenigen Tapferkeit Anſpruch geſtattet iſt, welche vor dem Feinde ſich durch Thaten ausgezeichnet, die weder durch aus¬ druͤcklichen Befehl noch durch unerlaͤßliche Pflicht gebo¬ ten waren. Das zur Pruͤfung der Anſpruͤche und Zeugniſſe verſammelte Ordenskapitel erkannte die For¬ derung der Offiziere fuͤr Tettenborn als voͤllig begruͤn¬ det an, und ſprach ihm einſtimmig den Orden zu.
Mit neuem Ruhm und neuen Vortheilen kehrte er wieder zu den Beſchaͤftigungen des Friedensdienſtes
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nicht, im eignen Lande auch dieſer Uebermacht die
Spitze bieten zu koͤnnen. Er rief zwiſchen Pilſen und
Klentſch alles Landvolk zu den Waffen, ließ in allen
Doͤrfern die Sturmglocke laͤuten, und wagte nun den
ihm ſechsmal uͤberlegenen Feind anzugreifen, der, durch
dieſe Kuͤhnheit und den gutgeleiteten Aufſtand geſchreckt,
ſich zuerſt nach Klattau zuruͤckzog, und bald darauf
Boͤhmen voͤllig verließ.
Nach erfolgtem Frieden wurde Tettenborn durch die
Nachricht uͤberraſcht, daß die unter ſeinem Befehl geſtan¬
denen Offiziere der Regimenter Klenau und Roſenberg
fuͤr ihn das Thereſienkreuz verlangt haͤtten, eine Aus¬
zeichnung, welche in Oeſterreich von den hoͤchſten Per¬
ſonen als das koͤſtlichſte Kleinod militaͤriſcher Ehre
erſtrebt, und nur dem anerkannteſten Verdienſt ertheilt
zu werden pflegt, auch noch jetzt ebenſo ſelten als
werth gehalten. Beſondere Bedingungen beſchraͤnken
die Verleihung dieſes Ordens, auf den nur derjenigen
Tapferkeit Anſpruch geſtattet iſt, welche vor dem Feinde
ſich durch Thaten ausgezeichnet, die weder durch aus¬
druͤcklichen Befehl noch durch unerlaͤßliche Pflicht gebo¬
ten waren. Das zur Pruͤfung der Anſpruͤche und
Zeugniſſe verſammelte Ordenskapitel erkannte die For¬
derung der Offiziere fuͤr Tettenborn als voͤllig begruͤn¬
det an, und ſprach ihm einſtimmig den Orden zu.
Mit neuem Ruhm und neuen Vortheilen kehrte er
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/240>, abgerufen am 24.11.2024.
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