von Hexametern und Pentametern hersagt aus einer Elegie, worin die Befreiung Griechenlands durch Bo¬ naparte geweissagt wird, und diese Elegie ist von Conz! Genug, der Mann hat die größte Freude an mir, hat es seit Jahren nicht so gut gehabt, kann alle seine lang¬ verhaltenen Reden an mich richten, ist unerschöpflich in Mittheilungen, erzählt von sich und Andern, führt seine eignen nicht recht bekannt gewordenen Schriften an, er sieht, daß er verstanden, daß er gewürdigt wird. Leider trägt aber auch dies seltne Glück einen geheimen Stachel von der Nemesis eingepflanzt! Denn, wenn ihr es noch nicht wißt, so erfahret es jetzt, Conz ist der Rezensent in der Hallischen Litteraturzeitung, der unsre Gedichte dort so scharf mitgenommen und her¬ untergerissen hat, und jetzt, da er an mir seine größte Freude, so ganz seinen langentbehrten Mann findet, ist er beschämt und bestürzt wegen jener That, und fragt Kerner'n ängstlich, ob ich wohl etwas davon wisse, und fürchtet, daß ich es erfahre! Er hat aber nichts zu fürchten, er ist ja für sein Uebelthun schon genug gestraft durch die Sache selbst, daß er denjenigen getadelt, den er nun liebt und schätzt, und daß dieser ihn nun doch meidet und flieht; denn er langweilt mich ungeheuer, und verhöhnen mag ich ihn nicht, weil er das nicht verdient, und ohnehin schon geplagt genug ist! -- Ich ziehe aus der lächerlichen Geschichte die lehr¬ reiche Warnung, daß man im Rezensiren vorsichtig sein
von Hexametern und Pentametern herſagt aus einer Elegie, worin die Befreiung Griechenlands durch Bo¬ naparte geweiſſagt wird, und dieſe Elegie iſt von Conz! Genug, der Mann hat die groͤßte Freude an mir, hat es ſeit Jahren nicht ſo gut gehabt, kann alle ſeine lang¬ verhaltenen Reden an mich richten, iſt unerſchoͤpflich in Mittheilungen, erzaͤhlt von ſich und Andern, fuͤhrt ſeine eignen nicht recht bekannt gewordenen Schriften an, er ſieht, daß er verſtanden, daß er gewuͤrdigt wird. Leider traͤgt aber auch dies ſeltne Gluͤck einen geheimen Stachel von der Nemeſis eingepflanzt! Denn, wenn ihr es noch nicht wißt, ſo erfahret es jetzt, Conz iſt der Rezenſent in der Halliſchen Litteraturzeitung, der unſre Gedichte dort ſo ſcharf mitgenommen und her¬ untergeriſſen hat, und jetzt, da er an mir ſeine groͤßte Freude, ſo ganz ſeinen langentbehrten Mann findet, iſt er beſchaͤmt und beſtuͤrzt wegen jener That, und fragt Kerner'n aͤngſtlich, ob ich wohl etwas davon wiſſe, und fuͤrchtet, daß ich es erfahre! Er hat aber nichts zu fuͤrchten, er iſt ja fuͤr ſein Uebelthun ſchon genug geſtraft durch die Sache ſelbſt, daß er denjenigen getadelt, den er nun liebt und ſchaͤtzt, und daß dieſer ihn nun doch meidet und flieht; denn er langweilt mich ungeheuer, und verhoͤhnen mag ich ihn nicht, weil er das nicht verdient, und ohnehin ſchon geplagt genug iſt! — Ich ziehe aus der laͤcherlichen Geſchichte die lehr¬ reiche Warnung, daß man im Rezenſiren vorſichtig ſein
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von Hexametern und Pentametern herſagt aus einer
Elegie, worin die Befreiung Griechenlands durch Bo¬
naparte geweiſſagt wird, und dieſe Elegie iſt von Conz!
Genug, der Mann hat die groͤßte Freude an mir, hat
es ſeit Jahren nicht ſo gut gehabt, kann alle ſeine lang¬
verhaltenen Reden an mich richten, iſt unerſchoͤpflich in
Mittheilungen, erzaͤhlt von ſich und Andern, fuͤhrt ſeine
eignen nicht recht bekannt gewordenen Schriften an,
er ſieht, daß er verſtanden, daß er gewuͤrdigt wird.
Leider traͤgt aber auch dies ſeltne Gluͤck einen geheimen
Stachel von der Nemeſis eingepflanzt! Denn, wenn
ihr es noch nicht wißt, ſo erfahret es jetzt, Conz iſt
der Rezenſent in der Halliſchen Litteraturzeitung, der
unſre Gedichte dort ſo ſcharf mitgenommen und her¬
untergeriſſen hat, und jetzt, da er an mir ſeine groͤßte
Freude, ſo ganz ſeinen langentbehrten Mann findet, iſt
er beſchaͤmt und beſtuͤrzt wegen jener That, und fragt
Kerner'n aͤngſtlich, ob ich wohl etwas davon wiſſe,
und fuͤrchtet, daß ich es erfahre! Er hat aber
nichts zu fuͤrchten, er iſt ja fuͤr ſein Uebelthun ſchon
genug geſtraft durch die Sache ſelbſt, daß er denjenigen
getadelt, den er nun liebt und ſchaͤtzt, und daß dieſer
ihn nun doch meidet und flieht; denn er langweilt mich
ungeheuer, und verhoͤhnen mag ich ihn nicht, weil er
das nicht verdient, und ohnehin ſchon geplagt genug
iſt! — Ich ziehe aus der laͤcherlichen Geſchichte die lehr¬
reiche Warnung, daß man im Rezenſiren vorſichtig ſein
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/135>, abgerufen am 12.12.2024.
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