wünschten. Nun war ein leidliches Manuscript bei¬ sammen und geordnet, allein jetzt mußte damit ein Durchbruch bei irgend einem Verleger versucht werden, und hier zeigten sich große Schwierigkeiten. Chamisso's und meine Bemühungen bei Buchhändlern, die wir kannten oder nicht kannten, schlugen sämmtlich fehl, man wagte nicht an der Vortrefflichkeit unsrer Gedichte zu zweifeln, aber man wollte Namen, die schon be¬ rühmt und bekannt wären, und wir mußten voll In¬ grimm sehen, daß man dafür auch solche gelten ließ, über die wir uns weit erhoben glaubten, und deren wir uns nur geschämt hätten. Endlich war nichts an¬ deres zu thun, wenn wir gedruckt sein wollten, als es auf unsre Kosten zu werden, und es fand sich ein guter Mann in Leipzig, der seine Firma dazu hergab. Chamisso war es eigentlich, der mit seinem Gelde das Unternehmen machte, und obgleich Neumann und ich einen Theil der Exemplare ihm abkauften, wird er doch, bei dem sonstigen geringen Absatz, nicht ganz ohne Einbuße davon gekommen sein. Genug, wir waren gedruckt, wir Alle zum erstenmal, und das war keine Kleinigkeit! --
Von dem litterarischen Werthe dieser Jugendver¬ suche kann gar keine Rede mehr sein; ganz unabhängig von diesem aber verknüpfte sich für uns Theilnehmer ein unendlicher Lebensgewinn mit diesem grünen Buche, wie es von der Farbe seines Umschlags fortan hieß.
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wuͤnſchten. Nun war ein leidliches Manuſcript bei¬ ſammen und geordnet, allein jetzt mußte damit ein Durchbruch bei irgend einem Verleger verſucht werden, und hier zeigten ſich große Schwierigkeiten. Chamiſſo’s und meine Bemuͤhungen bei Buchhaͤndlern, die wir kannten oder nicht kannten, ſchlugen ſaͤmmtlich fehl, man wagte nicht an der Vortrefflichkeit unſrer Gedichte zu zweifeln, aber man wollte Namen, die ſchon be¬ ruͤhmt und bekannt waͤren, und wir mußten voll In¬ grimm ſehen, daß man dafuͤr auch ſolche gelten ließ, uͤber die wir uns weit erhoben glaubten, und deren wir uns nur geſchaͤmt haͤtten. Endlich war nichts an¬ deres zu thun, wenn wir gedruckt ſein wollten, als es auf unſre Koſten zu werden, und es fand ſich ein guter Mann in Leipzig, der ſeine Firma dazu hergab. Chamiſſo war es eigentlich, der mit ſeinem Gelde das Unternehmen machte, und obgleich Neumann und ich einen Theil der Exemplare ihm abkauften, wird er doch, bei dem ſonſtigen geringen Abſatz, nicht ganz ohne Einbuße davon gekommen ſein. Genug, wir waren gedruckt, wir Alle zum erſtenmal, und das war keine Kleinigkeit! —
Von dem litterariſchen Werthe dieſer Jugendver¬ ſuche kann gar keine Rede mehr ſein; ganz unabhaͤngig von dieſem aber verknuͤpfte ſich fuͤr uns Theilnehmer ein unendlicher Lebensgewinn mit dieſem gruͤnen Buche, wie es von der Farbe ſeines Umſchlags fortan hieß.
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wuͤnſchten. Nun war ein leidliches Manuſcript bei¬
ſammen und geordnet, allein jetzt mußte damit ein
Durchbruch bei irgend einem Verleger verſucht werden,
und hier zeigten ſich große Schwierigkeiten. Chamiſſo’s
und meine Bemuͤhungen bei Buchhaͤndlern, die wir
kannten oder nicht kannten, ſchlugen ſaͤmmtlich fehl,
man wagte nicht an der Vortrefflichkeit unſrer Gedichte
zu zweifeln, aber man wollte Namen, die ſchon be¬
ruͤhmt und bekannt waͤren, und wir mußten voll In¬
grimm ſehen, daß man dafuͤr auch ſolche gelten ließ,
uͤber die wir uns weit erhoben glaubten, und deren
wir uns nur geſchaͤmt haͤtten. Endlich war nichts an¬
deres zu thun, wenn wir gedruckt ſein wollten, als es
auf unſre Koſten zu werden, und es fand ſich ein
guter Mann in Leipzig, der ſeine Firma dazu hergab.
Chamiſſo war es eigentlich, der mit ſeinem Gelde das
Unternehmen machte, und obgleich Neumann und ich
einen Theil der Exemplare ihm abkauften, wird er
doch, bei dem ſonſtigen geringen Abſatz, nicht ganz ohne
Einbuße davon gekommen ſein. Genug, wir waren
gedruckt, wir Alle zum erſtenmal, und das war keine
Kleinigkeit! —
Von dem litterariſchen Werthe dieſer Jugendver¬
ſuche kann gar keine Rede mehr ſein; ganz unabhaͤngig
von dieſem aber verknuͤpfte ſich fuͤr uns Theilnehmer
ein unendlicher Lebensgewinn mit dieſem gruͤnen Buche,
wie es von der Farbe ſeines Umſchlags fortan hieß.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/65>, abgerufen am 23.11.2024.
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