Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.3. Hoch von reichverzierter Bühne
Schaut der Kaiser bang hinunter In die volkumdrängten Schranken, Wo die hellen Schwerter funkeln. Und er wendet scheu die Augen Seitwärts hin, wo Kunigunde Vor dem Kreuze hingeworfen Fleht aus tiefstem Herzensgrunde Zu dem Himmel um Erbarmung, Um Vergebung aller Schulden. Da entscheidet sich der Kampf: Aus drei tiefgeschlagnen Wunden Strömen, zeugend für die Fürstin, Schwarzen Blutes Wogen sprudelnd. Tausend rufen Heil und Segen, Tausend rings aus Einem Munde, Dem siegreichen jungen Helden, Der den starken Feind bezwungen. Blassen Angesichts, von Thränen Seine Kinderaugen dunkel, Sieht mit lieblich traur'gem Lächeln Sich der Edelknab' umrungen, Ach! und findet keine Stütze, Daß er nur ein wenig ruhe! Ihm zu schwer ist es zu halten, Dieses Schwert, das er geschwungen, Und aus seinen zarten Händen Auf den Boden leis' entsunken. Keiner denkt an zarte Pflege, II. 33
3. Hoch von reichverzierter Buͤhne
Schaut der Kaiſer bang hinunter In die volkumdraͤngten Schranken, Wo die hellen Schwerter funkeln. Und er wendet ſcheu die Augen Seitwaͤrts hin, wo Kunigunde Vor dem Kreuze hingeworfen Fleht aus tiefſtem Herzensgrunde Zu dem Himmel um Erbarmung, Um Vergebung aller Schulden. Da entſcheidet ſich der Kampf: Aus drei tiefgeſchlagnen Wunden Stroͤmen, zeugend fuͤr die Fuͤrſtin, Schwarzen Blutes Wogen ſprudelnd. Tauſend rufen Heil und Segen, Tauſend rings aus Einem Munde, Dem ſiegreichen jungen Helden, Der den ſtarken Feind bezwungen. Blaſſen Angeſichts, von Thraͤnen Seine Kinderaugen dunkel, Sieht mit lieblich traur'gem Laͤcheln Sich der Edelknab' umrungen, Ach! und findet keine Stuͤtze, Daß er nur ein wenig ruhe! Ihm zu ſchwer iſt es zu halten, Dieſes Schwert, das er geſchwungen, Und aus ſeinen zarten Haͤnden Auf den Boden leiſ' entſunken. Keiner denkt an zarte Pflege, II. 33
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3.
Hoch von reichverzierter Buͤhne
Schaut der Kaiſer bang hinunter
In die volkumdraͤngten Schranken,
Wo die hellen Schwerter funkeln.
Und er wendet ſcheu die Augen
Seitwaͤrts hin, wo Kunigunde
Vor dem Kreuze hingeworfen
Fleht aus tiefſtem Herzensgrunde
Zu dem Himmel um Erbarmung,
Um Vergebung aller Schulden.
Da entſcheidet ſich der Kampf:
Aus drei tiefgeſchlagnen Wunden
Stroͤmen, zeugend fuͤr die Fuͤrſtin,
Schwarzen Blutes Wogen ſprudelnd.
Tauſend rufen Heil und Segen,
Tauſend rings aus Einem Munde,
Dem ſiegreichen jungen Helden,
Der den ſtarken Feind bezwungen.
Blaſſen Angeſichts, von Thraͤnen
Seine Kinderaugen dunkel,
Sieht mit lieblich traur'gem Laͤcheln
Sich der Edelknab' umrungen,
Ach! und findet keine Stuͤtze,
Daß er nur ein wenig ruhe!
Ihm zu ſchwer iſt es zu halten,
Dieſes Schwert, das er geſchwungen,
Und aus ſeinen zarten Haͤnden
Auf den Boden leiſ' entſunken.
Keiner denkt an zarte Pflege,
II. 33
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