Seiner Kaiserin zu strafen, Zu bestehen den versuchten Starken Arm des wilden Grafen; Dem will er die Schuld beweisen Auf sein Herz mit scharfen Waffen! Und so reitet frohbeherzt Er hervor von seinem Platze, Hält sein bäumend Roß dann plötzlich Rasch gewendet vor dem Grafen, Spricht: "Ihr seid nur ein Verläumder: Schändlich habt ihr angetastet Mit verruchten Lügenworten Meiner Herrin heil'gen Namen! Mir im Herzen glüht ein Zeugniß, Das will ich nun offenbaren, Und aus euern Todeswunden Soll es sich Bewährung schaffen." -- Schon hat er es ausgeredet, Alle ringsum stehn erstarret, In mitleidig stummer Rührung Scheu den Blick gewandt zum Grafen, Angstvoll die gewalt'gen Schläge Seines wilden Zorns erwartend: Doch er bleibet, wie zerstreut In tiefsinnige Gedanken, Und die Arme fest verschränket, Unbeweglich in dem Sattel. Düster wirft er kalte Blicke Auf den heitern Edelknaben, "Du?" so fragt er ernst und schaurig, Und der Muth ist ihm entfallen.
Seiner Kaiſerin zu ſtrafen, Zu beſtehen den verſuchten Starken Arm des wilden Grafen; Dem will er die Schuld beweiſen Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen! Und ſo reitet frohbeherzt Er hervor von ſeinem Platze, Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich Raſch gewendet vor dem Grafen, Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder: Schaͤndlich habt ihr angetaſtet Mit verruchten Luͤgenworten Meiner Herrin heil’gen Namen! Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß, Das will ich nun offenbaren, Und aus euern Todeswunden Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“ — Schon hat er es ausgeredet, Alle ringsum ſtehn erſtarret, In mitleidig ſtummer Ruͤhrung Scheu den Blick gewandt zum Grafen, Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge Seines wilden Zorns erwartend: Doch er bleibet, wie zerſtreut In tiefſinnige Gedanken, Und die Arme feſt verſchraͤnket, Unbeweglich in dem Sattel. Duͤſter wirft er kalte Blicke Auf den heitern Edelknaben, „Du?“ ſo fragt er ernſt und ſchaurig, Und der Muth iſt ihm entfallen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0526"n="512"/><lgn="3"><l>Seiner Kaiſerin zu ſtrafen,</l><lb/><l>Zu beſtehen den verſuchten</l><lb/><l>Starken Arm des wilden Grafen;</l><lb/><l>Dem will er die Schuld beweiſen</l><lb/><l>Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen!</l><lb/><l>Und ſo reitet frohbeherzt</l><lb/><l>Er hervor von ſeinem Platze,</l><lb/><l>Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich</l><lb/><l>Raſch gewendet vor dem Grafen,</l><lb/><l>Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder:</l><lb/><l>Schaͤndlich habt ihr angetaſtet</l><lb/><l>Mit verruchten Luͤgenworten</l><lb/><l>Meiner Herrin heil’gen Namen!</l><lb/><l>Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß,</l><lb/><l>Das will ich nun offenbaren,</l><lb/><l>Und aus euern Todeswunden</l><lb/><l>Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“—</l><lb/><l>Schon hat er es ausgeredet,</l><lb/><l>Alle ringsum ſtehn erſtarret,</l><lb/><l>In mitleidig ſtummer Ruͤhrung</l><lb/><l>Scheu den Blick gewandt zum Grafen,</l><lb/><l>Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge</l><lb/><l>Seines wilden Zorns erwartend:</l><lb/><l>Doch er bleibet, wie zerſtreut</l><lb/><l>In tiefſinnige Gedanken,</l><lb/><l>Und die Arme feſt verſchraͤnket,</l><lb/><l>Unbeweglich in dem Sattel.</l><lb/><l>Duͤſter wirft er kalte Blicke</l><lb/><l>Auf den heitern Edelknaben,</l><lb/><l>„Du?“ſo fragt er ernſt und ſchaurig,</l><lb/><l>Und der Muth iſt ihm entfallen.</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[512/0526]
Seiner Kaiſerin zu ſtrafen,
Zu beſtehen den verſuchten
Starken Arm des wilden Grafen;
Dem will er die Schuld beweiſen
Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen!
Und ſo reitet frohbeherzt
Er hervor von ſeinem Platze,
Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich
Raſch gewendet vor dem Grafen,
Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder:
Schaͤndlich habt ihr angetaſtet
Mit verruchten Luͤgenworten
Meiner Herrin heil’gen Namen!
Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß,
Das will ich nun offenbaren,
Und aus euern Todeswunden
Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“ —
Schon hat er es ausgeredet,
Alle ringsum ſtehn erſtarret,
In mitleidig ſtummer Ruͤhrung
Scheu den Blick gewandt zum Grafen,
Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge
Seines wilden Zorns erwartend:
Doch er bleibet, wie zerſtreut
In tiefſinnige Gedanken,
Und die Arme feſt verſchraͤnket,
Unbeweglich in dem Sattel.
Duͤſter wirft er kalte Blicke
Auf den heitern Edelknaben,
„Du?“ ſo fragt er ernſt und ſchaurig,
Und der Muth iſt ihm entfallen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/526>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.