Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.Seiner Kaiserin zu strafen, Zu bestehen den versuchten Starken Arm des wilden Grafen; Dem will er die Schuld beweisen Auf sein Herz mit scharfen Waffen! Und so reitet frohbeherzt Er hervor von seinem Platze, Hält sein bäumend Roß dann plötzlich Rasch gewendet vor dem Grafen, Spricht: "Ihr seid nur ein Verläumder: Schändlich habt ihr angetastet Mit verruchten Lügenworten Meiner Herrin heil'gen Namen! Mir im Herzen glüht ein Zeugniß, Das will ich nun offenbaren, Und aus euern Todeswunden Soll es sich Bewährung schaffen." -- Schon hat er es ausgeredet, Alle ringsum stehn erstarret, In mitleidig stummer Rührung Scheu den Blick gewandt zum Grafen, Angstvoll die gewalt'gen Schläge Seines wilden Zorns erwartend: Doch er bleibet, wie zerstreut In tiefsinnige Gedanken, Und die Arme fest verschränket, Unbeweglich in dem Sattel. Düster wirft er kalte Blicke Auf den heitern Edelknaben, "Du?" so fragt er ernst und schaurig, Und der Muth ist ihm entfallen. Seiner Kaiſerin zu ſtrafen, Zu beſtehen den verſuchten Starken Arm des wilden Grafen; Dem will er die Schuld beweiſen Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen! Und ſo reitet frohbeherzt Er hervor von ſeinem Platze, Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich Raſch gewendet vor dem Grafen, Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder: Schaͤndlich habt ihr angetaſtet Mit verruchten Luͤgenworten Meiner Herrin heil’gen Namen! Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß, Das will ich nun offenbaren, Und aus euern Todeswunden Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“ — Schon hat er es ausgeredet, Alle ringsum ſtehn erſtarret, In mitleidig ſtummer Ruͤhrung Scheu den Blick gewandt zum Grafen, Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge Seines wilden Zorns erwartend: Doch er bleibet, wie zerſtreut In tiefſinnige Gedanken, Und die Arme feſt verſchraͤnket, Unbeweglich in dem Sattel. Duͤſter wirft er kalte Blicke Auf den heitern Edelknaben, „Du?“ ſo fragt er ernſt und ſchaurig, Und der Muth iſt ihm entfallen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0526" n="512"/> <lg n="3"> <l>Seiner Kaiſerin zu ſtrafen,</l><lb/> <l>Zu beſtehen den verſuchten</l><lb/> <l>Starken Arm des wilden Grafen;</l><lb/> <l>Dem will er die Schuld beweiſen</l><lb/> <l>Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen!</l><lb/> <l>Und ſo reitet frohbeherzt</l><lb/> <l>Er hervor von ſeinem Platze,</l><lb/> <l>Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich</l><lb/> <l>Raſch gewendet vor dem Grafen,</l><lb/> <l>Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder:</l><lb/> <l>Schaͤndlich habt ihr angetaſtet</l><lb/> <l>Mit verruchten Luͤgenworten</l><lb/> <l>Meiner Herrin heil’gen Namen!</l><lb/> <l>Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß,</l><lb/> <l>Das will ich nun offenbaren,</l><lb/> <l>Und aus euern Todeswunden</l><lb/> <l>Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“ —</l><lb/> <l>Schon hat er es ausgeredet,</l><lb/> <l>Alle ringsum ſtehn erſtarret,</l><lb/> <l>In mitleidig ſtummer Ruͤhrung</l><lb/> <l>Scheu den Blick gewandt zum Grafen,</l><lb/> <l>Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge</l><lb/> <l>Seines wilden Zorns erwartend:</l><lb/> <l>Doch er bleibet, wie zerſtreut</l><lb/> <l>In tiefſinnige Gedanken,</l><lb/> <l>Und die Arme feſt verſchraͤnket,</l><lb/> <l>Unbeweglich in dem Sattel.</l><lb/> <l>Duͤſter wirft er kalte Blicke</l><lb/> <l>Auf den heitern Edelknaben,</l><lb/> <l>„Du?“ ſo fragt er ernſt und ſchaurig,</l><lb/> <l>Und der Muth iſt ihm entfallen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [512/0526]
Seiner Kaiſerin zu ſtrafen,
Zu beſtehen den verſuchten
Starken Arm des wilden Grafen;
Dem will er die Schuld beweiſen
Auf ſein Herz mit ſcharfen Waffen!
Und ſo reitet frohbeherzt
Er hervor von ſeinem Platze,
Haͤlt ſein baͤumend Roß dann ploͤtzlich
Raſch gewendet vor dem Grafen,
Spricht: „Ihr ſeid nur ein Verlaͤumder:
Schaͤndlich habt ihr angetaſtet
Mit verruchten Luͤgenworten
Meiner Herrin heil’gen Namen!
Mir im Herzen gluͤht ein Zeugniß,
Das will ich nun offenbaren,
Und aus euern Todeswunden
Soll es ſich Bewaͤhrung ſchaffen.“ —
Schon hat er es ausgeredet,
Alle ringsum ſtehn erſtarret,
In mitleidig ſtummer Ruͤhrung
Scheu den Blick gewandt zum Grafen,
Angſtvoll die gewalt’gen Schlaͤge
Seines wilden Zorns erwartend:
Doch er bleibet, wie zerſtreut
In tiefſinnige Gedanken,
Und die Arme feſt verſchraͤnket,
Unbeweglich in dem Sattel.
Duͤſter wirft er kalte Blicke
Auf den heitern Edelknaben,
„Du?“ ſo fragt er ernſt und ſchaurig,
Und der Muth iſt ihm entfallen.
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