Freundlich schimmernd, hell umwölbet Von den schönen goldnen Haaren? In der Kaiserin Gefolge Dient seit früher Zeit der Knabe, Und es hielt ihn treuer Liebe Edle Neigung fest gebannet, Daß er von der holden Herrin Nimmer wieder konnte lassen, Alle seine Lebenstage Ihr allein zu widmen dachte. Darum als des großen Kaisers Glänzend werbende Gesandten Die holdblühende Prinzessin Ihrem Herrn zur Braut, gewannen Und in prächtige Galeeren Mit der hohen Jungfrau traten, War das fromme Kind getreulich Ihr gefolgt aus Dänemarke, Unverändert in dem Dienste Der Gebieterin verharrend, Deren hohen Lichtglanz nimmer Selbst der kaiserliche Namen Irgend zu erhöh'n vermochte In den Augen ihres Knaben. Seht, das holde Jugendantlitz Sinket nieder schnell erblassend, Und erhebet gleich sich wieder Feurig mit hochrothen Wangen! Auferweckt von innerm Rufe Will er Ungeheures wagen, Den nichtswürdigen Verläumder
Freundlich ſchimmernd, hell umwoͤlbet Von den ſchoͤnen goldnen Haaren? In der Kaiſerin Gefolge Dient ſeit fruͤher Zeit der Knabe, Und es hielt ihn treuer Liebe Edle Neigung feſt gebannet, Daß er von der holden Herrin Nimmer wieder konnte laſſen, Alle ſeine Lebenstage Ihr allein zu widmen dachte. Darum als des großen Kaiſers Glaͤnzend werbende Geſandten Die holdbluͤhende Prinzeſſin Ihrem Herrn zur Braut, gewannen Und in praͤchtige Galeeren Mit der hohen Jungfrau traten, War das fromme Kind getreulich Ihr gefolgt aus Daͤnemarke, Unveraͤndert in dem Dienſte Der Gebieterin verharrend, Deren hohen Lichtglanz nimmer Selbſt der kaiſerliche Namen Irgend zu erhoͤh'n vermochte In den Augen ihres Knaben. Seht, das holde Jugendantlitz Sinket nieder ſchnell erblaſſend, Und erhebet gleich ſich wieder Feurig mit hochrothen Wangen! Auferweckt von innerm Rufe Will er Ungeheures wagen, Den nichtswuͤrdigen Verlaͤumder
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[511/0525]
Freundlich ſchimmernd, hell umwoͤlbet
Von den ſchoͤnen goldnen Haaren?
In der Kaiſerin Gefolge
Dient ſeit fruͤher Zeit der Knabe,
Und es hielt ihn treuer Liebe
Edle Neigung feſt gebannet,
Daß er von der holden Herrin
Nimmer wieder konnte laſſen,
Alle ſeine Lebenstage
Ihr allein zu widmen dachte.
Darum als des großen Kaiſers
Glaͤnzend werbende Geſandten
Die holdbluͤhende Prinzeſſin
Ihrem Herrn zur Braut, gewannen
Und in praͤchtige Galeeren
Mit der hohen Jungfrau traten,
War das fromme Kind getreulich
Ihr gefolgt aus Daͤnemarke,
Unveraͤndert in dem Dienſte
Der Gebieterin verharrend,
Deren hohen Lichtglanz nimmer
Selbſt der kaiſerliche Namen
Irgend zu erhoͤh'n vermochte
In den Augen ihres Knaben.
Seht, das holde Jugendantlitz
Sinket nieder ſchnell erblaſſend,
Und erhebet gleich ſich wieder
Feurig mit hochrothen Wangen!
Auferweckt von innerm Rufe
Will er Ungeheures wagen,
Den nichtswuͤrdigen Verlaͤumder
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/525>, abgerufen am 23.07.2024.
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