Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.Auf der Reise. 1810. Heil'ge Wälder hör' ich rauschen, Alter Eichen Riesenbau Trägt mit starken Aesten grüne Zweige hoch im Himmelblau; Busch und Gras in üpp'ger Fülle Nähren treu das scheue Wild, Aus dem schwankenden Gezweige Muntrer Vogelsang erquillt. Dunkle Fluthen wogen leise
In dem hellen Wiesenbach, Und die Sehnsuchtsblicke folgen Ihrem Laufe brünstig nach; Ach, sie fliehn von Bergeshöhen, Wo die Freiheit nicht mehr weilt, Bis im Meere freudig wieder Freie Fluthen sie ereilt. Auf der Reiſe. 1810. Heil'ge Waͤlder hoͤr' ich rauſchen, Alter Eichen Rieſenbau Traͤgt mit ſtarken Aeſten gruͤne Zweige hoch im Himmelblau; Buſch und Gras in uͤpp'ger Fuͤlle Naͤhren treu das ſcheue Wild, Aus dem ſchwankenden Gezweige Muntrer Vogelſang erquillt. Dunkle Fluthen wogen leiſe
In dem hellen Wieſenbach, Und die Sehnſuchtsblicke folgen Ihrem Laufe bruͤnſtig nach; Ach, ſie fliehn von Bergeshoͤhen, Wo die Freiheit nicht mehr weilt, Bis im Meere freudig wieder Freie Fluthen ſie ereilt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0520" n="506"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Auf der Reiſe.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"><hi rendition="#b">1810</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">H</hi>eil'ge Waͤlder hoͤr' ich rauſchen,</l><lb/> <l>Alter Eichen Rieſenbau</l><lb/> <l>Traͤgt mit ſtarken Aeſten gruͤne</l><lb/> <l>Zweige hoch im Himmelblau;</l><lb/> <l>Buſch und Gras in uͤpp'ger Fuͤlle</l><lb/> <l>Naͤhren treu das ſcheue Wild,</l><lb/> <l>Aus dem ſchwankenden Gezweige</l><lb/> <l>Muntrer Vogelſang erquillt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Dunkle Fluthen wogen leiſe</l><lb/> <l>In dem hellen Wieſenbach,</l><lb/> <l>Und die Sehnſuchtsblicke folgen</l><lb/> <l>Ihrem Laufe bruͤnſtig nach;</l><lb/> <l>Ach, ſie fliehn von Bergeshoͤhen,</l><lb/> <l>Wo die Freiheit nicht mehr weilt,</l><lb/> <l>Bis im Meere freudig wieder</l><lb/> <l>Freie Fluthen ſie ereilt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [506/0520]
Auf der Reiſe.
1810.
Heil'ge Waͤlder hoͤr' ich rauſchen,
Alter Eichen Rieſenbau
Traͤgt mit ſtarken Aeſten gruͤne
Zweige hoch im Himmelblau;
Buſch und Gras in uͤpp'ger Fuͤlle
Naͤhren treu das ſcheue Wild,
Aus dem ſchwankenden Gezweige
Muntrer Vogelſang erquillt.
Dunkle Fluthen wogen leiſe
In dem hellen Wieſenbach,
Und die Sehnſuchtsblicke folgen
Ihrem Laufe bruͤnſtig nach;
Ach, ſie fliehn von Bergeshoͤhen,
Wo die Freiheit nicht mehr weilt,
Bis im Meere freudig wieder
Freie Fluthen ſie ereilt.
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