Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.Romanze. Wie wird mir der Tag so lang!
Noch nicht kommen will der Abend: Ist die Sonne doch hinunter Und der Mond hervorgegangen: Ungeduldig stehend, wandelnd, Blick' ich von dem hohen Walle In des Nachmittags und Abends Unentschiedene Gestalten. Dunkler schauen schon die Wipfel Von dem nahen Waldesrande; Und die kühlen Abendlüfte, Aus Gebüsch und Gräsern wallend, Dringen mit dem leisen Flüstern In der Vorstadt weite Straßen. Doch an hohen Giebeln brennen Golden noch verlorne Strahlen, Und der Wolkenhimmel sendet Rothen Schimmer in die Gassen. O wie lange soll ich harren, Bis verdunkelt sind die Pfade, Romanze. Wie wird mir der Tag ſo lang!
Noch nicht kommen will der Abend: Iſt die Sonne doch hinunter Und der Mond hervorgegangen: Ungeduldig ſtehend, wandelnd, Blick' ich von dem hohen Walle In des Nachmittags und Abends Unentſchiedene Geſtalten. Dunkler ſchauen ſchon die Wipfel Von dem nahen Waldesrande; Und die kuͤhlen Abendluͤfte, Aus Gebuͤſch und Graͤſern wallend, Dringen mit dem leiſen Fluͤſtern In der Vorſtadt weite Straßen. Doch an hohen Giebeln brennen Golden noch verlorne Strahlen, Und der Wolkenhimmel ſendet Rothen Schimmer in die Gaſſen. O wie lange ſoll ich harren, Bis verdunkelt ſind die Pfade, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0506" n="492"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Romanze.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie wird mir der Tag ſo lang!</l><lb/> <l>Noch nicht kommen will der Abend:</l><lb/> <l>Iſt die Sonne doch hinunter</l><lb/> <l>Und der Mond hervorgegangen:</l><lb/> <l>Ungeduldig ſtehend, wandelnd,</l><lb/> <l>Blick' ich von dem hohen Walle</l><lb/> <l>In des Nachmittags und Abends</l><lb/> <l>Unentſchiedene Geſtalten.</l><lb/> <l>Dunkler ſchauen ſchon die Wipfel</l><lb/> <l>Von dem nahen Waldesrande;</l><lb/> <l>Und die kuͤhlen Abendluͤfte,</l><lb/> <l>Aus Gebuͤſch und Graͤſern wallend,</l><lb/> <l>Dringen mit dem leiſen Fluͤſtern</l><lb/> <l>In der Vorſtadt weite Straßen.</l><lb/> <l>Doch an hohen Giebeln brennen</l><lb/> <l>Golden noch verlorne Strahlen,</l><lb/> <l>Und der Wolkenhimmel ſendet</l><lb/> <l>Rothen Schimmer in die Gaſſen.</l><lb/> <l>O wie lange ſoll ich harren,</l><lb/> <l>Bis verdunkelt ſind die Pfade,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [492/0506]
Romanze.
Wie wird mir der Tag ſo lang!
Noch nicht kommen will der Abend:
Iſt die Sonne doch hinunter
Und der Mond hervorgegangen:
Ungeduldig ſtehend, wandelnd,
Blick' ich von dem hohen Walle
In des Nachmittags und Abends
Unentſchiedene Geſtalten.
Dunkler ſchauen ſchon die Wipfel
Von dem nahen Waldesrande;
Und die kuͤhlen Abendluͤfte,
Aus Gebuͤſch und Graͤſern wallend,
Dringen mit dem leiſen Fluͤſtern
In der Vorſtadt weite Straßen.
Doch an hohen Giebeln brennen
Golden noch verlorne Strahlen,
Und der Wolkenhimmel ſendet
Rothen Schimmer in die Gaſſen.
O wie lange ſoll ich harren,
Bis verdunkelt ſind die Pfade,
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