zuversichtlich emporblickten, um uns zum Rechten und Wahren zu vereinigen und zu stärken. -- --
Für mich gab es in meinen Verhältnissen fortwährend Ertrag genug, um von dem, was sich Widriges und Lästiges andrängte, mich nicht gänzlich befangen zu lassen. Eine Fahrt nach Potsdam ließ uns heitre gesellige Freude an diesem schönen Orte genießen, und ich wurde mit diesem denkwürdigen Aufenthalt eines großen Königs umständlich bekannt. Ich sah Fichte'n von Zeit zu Zeit, und immer mit nachhaltiger Herzstärkung. Mit den jüngern Freunden ging der poetische Verkehr lebhaft fort, und unsre Poesie athmete nicht blos in unsern Gedichten, sie war das Element, in welchem wir lebten. Mit Chamisso knüpften sich die Bande stets fester. Da¬ gegen war mit Lippe mehrmals Gefahr völliger Ent¬ zweiung, er nahm alles übel, auch die Erwiederung dessen, was er doch selbst eben verübt hatte, und einst ging er in düstrer Wuth grimmig von mir weg, weil ich ihm den schlechten Spaß, daß er mir den Knoten der Halsbinde im Gespräch neckend gelöst hatte, nicht ohne die gleiche Vergeltung hingehen ließ; da er dann schmerzlich bei Chamisso klagte, daß ich ihn hätte erwürgen wollen, bis dieser von mir den Anlaß erfuhr, und mit mir darüber lachte, ja sogar einige heroische Verse da¬ rüber lieferte. Dergleichen begütigte sich doch auf der Stelle wieder, und solche Vorfälle und Begegnisse trugen
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zuverſichtlich emporblickten, um uns zum Rechten und Wahren zu vereinigen und zu ſtaͤrken. — —
Fuͤr mich gab es in meinen Verhaͤltniſſen fortwaͤhrend Ertrag genug, um von dem, was ſich Widriges und Laͤſtiges andraͤngte, mich nicht gaͤnzlich befangen zu laſſen. Eine Fahrt nach Potsdam ließ uns heitre geſellige Freude an dieſem ſchoͤnen Orte genießen, und ich wurde mit dieſem denkwuͤrdigen Aufenthalt eines großen Koͤnigs umſtaͤndlich bekannt. Ich ſah Fichte'n von Zeit zu Zeit, und immer mit nachhaltiger Herzſtaͤrkung. Mit den juͤngern Freunden ging der poetiſche Verkehr lebhaft fort, und unſre Poeſie athmete nicht blos in unſern Gedichten, ſie war das Element, in welchem wir lebten. Mit Chamiſſo knuͤpften ſich die Bande ſtets feſter. Da¬ gegen war mit Lippe mehrmals Gefahr voͤlliger Ent¬ zweiung, er nahm alles uͤbel, auch die Erwiederung deſſen, was er doch ſelbſt eben veruͤbt hatte, und einſt ging er in duͤſtrer Wuth grimmig von mir weg, weil ich ihm den ſchlechten Spaß, daß er mir den Knoten der Halsbinde im Geſpraͤch neckend geloͤſt hatte, nicht ohne die gleiche Vergeltung hingehen ließ; da er dann ſchmerzlich bei Chamiſſo klagte, daß ich ihn haͤtte erwuͤrgen wollen, bis dieſer von mir den Anlaß erfuhr, und mit mir daruͤber lachte, ja ſogar einige heroiſche Verſe da¬ ruͤber lieferte. Dergleichen beguͤtigte ſich doch auf der Stelle wieder, und ſolche Vorfaͤlle und Begegniſſe trugen
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zuverſichtlich emporblickten, um uns zum Rechten und
Wahren zu vereinigen und zu ſtaͤrken. — —
Fuͤr mich gab es in meinen Verhaͤltniſſen fortwaͤhrend
Ertrag genug, um von dem, was ſich Widriges und
Laͤſtiges andraͤngte, mich nicht gaͤnzlich befangen zu laſſen.
Eine Fahrt nach Potsdam ließ uns heitre geſellige Freude
an dieſem ſchoͤnen Orte genießen, und ich wurde mit
dieſem denkwuͤrdigen Aufenthalt eines großen Koͤnigs
umſtaͤndlich bekannt. Ich ſah Fichte'n von Zeit zu Zeit,
und immer mit nachhaltiger Herzſtaͤrkung. Mit den
juͤngern Freunden ging der poetiſche Verkehr lebhaft
fort, und unſre Poeſie athmete nicht blos in unſern
Gedichten, ſie war das Element, in welchem wir lebten.
Mit Chamiſſo knuͤpften ſich die Bande ſtets feſter. Da¬
gegen war mit Lippe mehrmals Gefahr voͤlliger Ent¬
zweiung, er nahm alles uͤbel, auch die Erwiederung
deſſen, was er doch ſelbſt eben veruͤbt hatte, und einſt
ging er in duͤſtrer Wuth grimmig von mir weg, weil
ich ihm den ſchlechten Spaß, daß er mir den Knoten
der Halsbinde im Geſpraͤch neckend geloͤſt hatte, nicht
ohne die gleiche Vergeltung hingehen ließ; da er dann
ſchmerzlich bei Chamiſſo klagte, daß ich ihn haͤtte erwuͤrgen
wollen, bis dieſer von mir den Anlaß erfuhr, und mit
mir daruͤber lachte, ja ſogar einige heroiſche Verſe da¬
ruͤber lieferte. Dergleichen beguͤtigte ſich doch auf der
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/49>, abgerufen am 11.12.2024.
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