gangenen Vorfälle und Umstände sicher übertragen und fest bewahrt sein konnte. Die Annahme, Pöllnitz habe jene Geschichten erfunden, ist höchst willkürlich, und kann, so lange man nicht nachweist, daß er überhaupt Fabeln ersonnen, und zu dieser einen besondern Anlaß gehabt habe, nur als ein leeres Vorgeben erscheinen. Das Schweigen Pufendorfs und Buchs (und obendrein auch der Leichenredner!) beweist gar nichts. Wie viele Ereignisse und Bezüge von Wichtigkeit werden grade von Zeitgenossen übergangen, aus hundert Gründen und Zufälligkeiten, die hier nicht aufzuzählen sind! Man muß dabei genau erwägen, was alles zu einer bestimm¬ ten Zeit unbekannt oder im Gegentheil allzu bekannt sein mochte, was bedeutend oder unwichtig erschien, unangenehm oder bedenklich zu erwähnen war. Es gibt heutigen Tages Dinge, die jedermann weiß, aber schwer¬ lich sagt, und selbst für sich niederzuschreiben Bedenken trägt; und eben so andre, deren Erwähnung aus Mi߬ laune oder Uebelwollen absichtlich vernachlässigt wird. Die bestimmte Angabe Friedrichs und Pöllnitzens ist durch zweifelnde Muthmaßung nicht zu beseitigen, und wird in der geschichtlichen Kunde einstweilen noch ihre Stelle fest behaupten. In der Sache selbst ist durchaus keine Unwahrscheinlichkeit aufzustellen; ein bestimmter Widerspruch findet abseiten der Erzähler, welche die erwähnten Umstände verschweigen, auch nicht Statt. Der Urheber all dieses Zweifels ist diesmal der als Samm¬
gangenen Vorfaͤlle und Umſtaͤnde ſicher uͤbertragen und feſt bewahrt ſein konnte. Die Annahme, Poͤllnitz habe jene Geſchichten erfunden, iſt hoͤchſt willkuͤrlich, und kann, ſo lange man nicht nachweiſt, daß er uͤberhaupt Fabeln erſonnen, und zu dieſer einen beſondern Anlaß gehabt habe, nur als ein leeres Vorgeben erſcheinen. Das Schweigen Pufendorfs und Buchs (und obendrein auch der Leichenredner!) beweiſt gar nichts. Wie viele Ereigniſſe und Bezuͤge von Wichtigkeit werden grade von Zeitgenoſſen uͤbergangen, aus hundert Gruͤnden und Zufaͤlligkeiten, die hier nicht aufzuzaͤhlen ſind! Man muß dabei genau erwaͤgen, was alles zu einer beſtimm¬ ten Zeit unbekannt oder im Gegentheil allzu bekannt ſein mochte, was bedeutend oder unwichtig erſchien, unangenehm oder bedenklich zu erwaͤhnen war. Es gibt heutigen Tages Dinge, die jedermann weiß, aber ſchwer¬ lich ſagt, und ſelbſt fuͤr ſich niederzuſchreiben Bedenken traͤgt; und eben ſo andre, deren Erwaͤhnung aus Mi߬ laune oder Uebelwollen abſichtlich vernachlaͤſſigt wird. Die beſtimmte Angabe Friedrichs und Poͤllnitzens iſt durch zweifelnde Muthmaßung nicht zu beſeitigen, und wird in der geſchichtlichen Kunde einſtweilen noch ihre Stelle feſt behaupten. In der Sache ſelbſt iſt durchaus keine Unwahrſcheinlichkeit aufzuſtellen; ein beſtimmter Widerſpruch findet abſeiten der Erzaͤhler, welche die erwaͤhnten Umſtaͤnde verſchweigen, auch nicht Statt. Der Urheber all dieſes Zweifels iſt diesmal der als Samm¬
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gangenen Vorfaͤlle und Umſtaͤnde ſicher uͤbertragen und
feſt bewahrt ſein konnte. Die Annahme, Poͤllnitz habe
jene Geſchichten erfunden, iſt hoͤchſt willkuͤrlich, und
kann, ſo lange man nicht nachweiſt, daß er uͤberhaupt
Fabeln erſonnen, und zu dieſer einen beſondern Anlaß
gehabt habe, nur als ein leeres Vorgeben erſcheinen.
Das Schweigen Pufendorfs und Buchs (und obendrein
auch der Leichenredner!) beweiſt gar nichts. Wie viele
Ereigniſſe und Bezuͤge von Wichtigkeit werden grade
von Zeitgenoſſen uͤbergangen, aus hundert Gruͤnden und
Zufaͤlligkeiten, die hier nicht aufzuzaͤhlen ſind! Man
muß dabei genau erwaͤgen, was alles zu einer beſtimm¬
ten Zeit unbekannt oder im Gegentheil allzu bekannt
ſein mochte, was bedeutend oder unwichtig erſchien,
unangenehm oder bedenklich zu erwaͤhnen war. Es gibt
heutigen Tages Dinge, die jedermann weiß, aber ſchwer¬
lich ſagt, und ſelbſt fuͤr ſich niederzuſchreiben Bedenken
traͤgt; und eben ſo andre, deren Erwaͤhnung aus Mi߬
laune oder Uebelwollen abſichtlich vernachlaͤſſigt wird.
Die beſtimmte Angabe Friedrichs und Poͤllnitzens iſt
durch zweifelnde Muthmaßung nicht zu beſeitigen, und
wird in der geſchichtlichen Kunde einſtweilen noch ihre
Stelle feſt behaupten. In der Sache ſelbſt iſt durchaus
keine Unwahrſcheinlichkeit aufzuſtellen; ein beſtimmter
Widerſpruch findet abſeiten der Erzaͤhler, welche die
erwaͤhnten Umſtaͤnde verſchweigen, auch nicht Statt. Der
Urheber all dieſes Zweifels iſt diesmal der als Samm¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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