Gedruckten seine eigene Arbeit nicht mehr wiederfinde; doch ließ er den von Voltaire überarbeiteten Text in der Folge gelten, und die Berliner Zeitungen durften das Buch lobend anzeigen.
Für uns aber besteht freilich ein höheres Interesse, des Königs ursprüngliche Arbeit vor Augen zu haben. Denn was ein solcher Mann eigenthümlich will und ausdrückt, sei auch der Gegenstand nicht gerade der wich¬ tigste, kann für seine durch Liebe und Bewunderung ihm angehörigen Freunde -- und solche wird Friedrich wohl unter allen gebildeten Völkern bis ans Ende aller Zeiten haben -- niemals gleichgültig werden, darf viel¬ mehr allgemein für wissenswerth und belehrend gelten. Hier aber ist nichts Geringfügiges der Gegenstand unse¬ rer Nachfrage, es betrifft die geistige Form, worin ein großer König hinsichtlich seines Berufes als Volks- und Staatsführer seine wahren Ueberzeugungen niedergelegt hat, an deren freiem Ausdrucke sich seine spätere Hand¬ lungsweise messen läßt, wo dann leicht zu scheiden sein mag, was dem ungehemmten Geistesfluge und was dem bedingenden Drange der Welt zugerechnet werden müsse. Ein Theil dieser ursprünglichen Arbeit -- leider nicht das Ganze, aber doch ein beträchtlicher, weit der größte Theil -- tritt nun wirklich aus langer Verbor¬ genheit an das Licht. Die Handschrift war in guter Hand bewahrt, sie kam in die beste zur Herausgabe. Mit gründlicher Sorgfalt, wie wir solche von dem deut¬
Gedruckten ſeine eigene Arbeit nicht mehr wiederfinde; doch ließ er den von Voltaire uͤberarbeiteten Text in der Folge gelten, und die Berliner Zeitungen durften das Buch lobend anzeigen.
Fuͤr uns aber beſteht freilich ein hoͤheres Intereſſe, des Koͤnigs urſpruͤngliche Arbeit vor Augen zu haben. Denn was ein ſolcher Mann eigenthuͤmlich will und ausdruͤckt, ſei auch der Gegenſtand nicht gerade der wich¬ tigſte, kann fuͤr ſeine durch Liebe und Bewunderung ihm angehoͤrigen Freunde — und ſolche wird Friedrich wohl unter allen gebildeten Voͤlkern bis ans Ende aller Zeiten haben — niemals gleichguͤltig werden, darf viel¬ mehr allgemein fuͤr wiſſenswerth und belehrend gelten. Hier aber iſt nichts Geringfuͤgiges der Gegenſtand unſe¬ rer Nachfrage, es betrifft die geiſtige Form, worin ein großer Koͤnig hinſichtlich ſeines Berufes als Volks- und Staatsfuͤhrer ſeine wahren Ueberzeugungen niedergelegt hat, an deren freiem Ausdrucke ſich ſeine ſpaͤtere Hand¬ lungsweiſe meſſen laͤßt, wo dann leicht zu ſcheiden ſein mag, was dem ungehemmten Geiſtesfluge und was dem bedingenden Drange der Welt zugerechnet werden muͤſſe. Ein Theil dieſer urſpruͤnglichen Arbeit — leider nicht das Ganze, aber doch ein betraͤchtlicher, weit der groͤßte Theil — tritt nun wirklich aus langer Verbor¬ genheit an das Licht. Die Handſchrift war in guter Hand bewahrt, ſie kam in die beſte zur Herausgabe. Mit gruͤndlicher Sorgfalt, wie wir ſolche von dem deut¬
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Gedruckten ſeine eigene Arbeit nicht mehr wiederfinde;
doch ließ er den von Voltaire uͤberarbeiteten Text in
der Folge gelten, und die Berliner Zeitungen durften
das Buch lobend anzeigen.
Fuͤr uns aber beſteht freilich ein hoͤheres Intereſſe,
des Koͤnigs urſpruͤngliche Arbeit vor Augen zu haben.
Denn was ein ſolcher Mann eigenthuͤmlich will und
ausdruͤckt, ſei auch der Gegenſtand nicht gerade der wich¬
tigſte, kann fuͤr ſeine durch Liebe und Bewunderung
ihm angehoͤrigen Freunde — und ſolche wird Friedrich
wohl unter allen gebildeten Voͤlkern bis ans Ende aller
Zeiten haben — niemals gleichguͤltig werden, darf viel¬
mehr allgemein fuͤr wiſſenswerth und belehrend gelten.
Hier aber iſt nichts Geringfuͤgiges der Gegenſtand unſe¬
rer Nachfrage, es betrifft die geiſtige Form, worin ein
großer Koͤnig hinſichtlich ſeines Berufes als Volks- und
Staatsfuͤhrer ſeine wahren Ueberzeugungen niedergelegt
hat, an deren freiem Ausdrucke ſich ſeine ſpaͤtere Hand¬
lungsweiſe meſſen laͤßt, wo dann leicht zu ſcheiden ſein
mag, was dem ungehemmten Geiſtesfluge und was
dem bedingenden Drange der Welt zugerechnet werden
muͤſſe. Ein Theil dieſer urſpruͤnglichen Arbeit — leider
nicht das Ganze, aber doch ein betraͤchtlicher, weit der
groͤßte Theil — tritt nun wirklich aus langer Verbor¬
genheit an das Licht. Die Handſchrift war in guter
Hand bewahrt, ſie kam in die beſte zur Herausgabe.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/446>, abgerufen am 22.11.2024.
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