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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837.

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Die dritte Abtheilung, fast die Hälfte der ganzen
Schrift, ist ein Versuch: "von dem Wesen der mysti¬
schen Theologie." In diesem Aufsatze verläßt der Ver¬
fasser die Form des eigentlichen Kunstgebildes, und
spricht im schlichten Vortrag der erörternden Unter¬
suchung. Das Verdienst seiner Künstlerschaft zeigt sich
aber auch hier in der klaren Besonnenheit, mit der er,
ohne rednerische Erhebung und Abschweifung, aber gleich¬
wohl mit innerer Wärme, seinen Weg forschend dahin¬
schreitet, und bei jedem Schritte das Ziel fest im Auge
behält. Er nimmt in der Theologie eine dreifache Rich¬
tung an, die historische, die philosophische und die my¬
stische, deren jede ihren eigenen Grund haben, und
neben den andern wirksam bestehen, ja ihnen zur Ver¬
vollständigung dienen soll. Nachdem er die Gränzen
einer jeden dieser Richtungen bestimmt, wobei doch der
philosophischen, wie uns dünkt, ihr Standpunkt nicht
ganz nach Gebühr geworden, untersucht er näher das
Wesen der mystischen Theologie, für welche er den
besser bezeichnenden Namen "Theologie der unmittel¬
baren Anschauung" vorschlägt, sondert deren Abwege
und Verirrungen von der graden und sichern Bahn,
auf welcher Johann Gerson und Fenelon gewandelt,
und zeigt, daß diese mit den Wegen der historischen
und philosophischen Theologie in völliger Uebereinstim¬
mung zu demselben Ziele gelangt, und ihr Dasein auch
den beiden andern Richtungen hülfreich, ja in gewissem

Die dritte Abtheilung, faſt die Haͤlfte der ganzen
Schrift, iſt ein Verſuch: „von dem Weſen der myſti¬
ſchen Theologie.“ In dieſem Aufſatze verlaͤßt der Ver¬
faſſer die Form des eigentlichen Kunſtgebildes, und
ſpricht im ſchlichten Vortrag der eroͤrternden Unter¬
ſuchung. Das Verdienſt ſeiner Kuͤnſtlerſchaft zeigt ſich
aber auch hier in der klaren Beſonnenheit, mit der er,
ohne redneriſche Erhebung und Abſchweifung, aber gleich¬
wohl mit innerer Waͤrme, ſeinen Weg forſchend dahin¬
ſchreitet, und bei jedem Schritte das Ziel feſt im Auge
behaͤlt. Er nimmt in der Theologie eine dreifache Rich¬
tung an, die hiſtoriſche, die philoſophiſche und die my¬
ſtiſche, deren jede ihren eigenen Grund haben, und
neben den andern wirkſam beſtehen, ja ihnen zur Ver¬
vollſtaͤndigung dienen ſoll. Nachdem er die Graͤnzen
einer jeden dieſer Richtungen beſtimmt, wobei doch der
philoſophiſchen, wie uns duͤnkt, ihr Standpunkt nicht
ganz nach Gebuͤhr geworden, unterſucht er naͤher das
Weſen der myſtiſchen Theologie, fuͤr welche er den
beſſer bezeichnenden Namen „Theologie der unmittel¬
baren Anſchauung“ vorſchlaͤgt, ſondert deren Abwege
und Verirrungen von der graden und ſichern Bahn,
auf welcher Johann Gerſon und Fenelon gewandelt,
und zeigt, daß dieſe mit den Wegen der hiſtoriſchen
und philoſophiſchen Theologie in voͤlliger Uebereinſtim¬
mung zu demſelben Ziele gelangt, und ihr Daſein auch
den beiden andern Richtungen huͤlfreich, ja in gewiſſem

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[421/0435] Die dritte Abtheilung, faſt die Haͤlfte der ganzen Schrift, iſt ein Verſuch: „von dem Weſen der myſti¬ ſchen Theologie.“ In dieſem Aufſatze verlaͤßt der Ver¬ faſſer die Form des eigentlichen Kunſtgebildes, und ſpricht im ſchlichten Vortrag der eroͤrternden Unter¬ ſuchung. Das Verdienſt ſeiner Kuͤnſtlerſchaft zeigt ſich aber auch hier in der klaren Beſonnenheit, mit der er, ohne redneriſche Erhebung und Abſchweifung, aber gleich¬ wohl mit innerer Waͤrme, ſeinen Weg forſchend dahin¬ ſchreitet, und bei jedem Schritte das Ziel feſt im Auge behaͤlt. Er nimmt in der Theologie eine dreifache Rich¬ tung an, die hiſtoriſche, die philoſophiſche und die my¬ ſtiſche, deren jede ihren eigenen Grund haben, und neben den andern wirkſam beſtehen, ja ihnen zur Ver¬ vollſtaͤndigung dienen ſoll. Nachdem er die Graͤnzen einer jeden dieſer Richtungen beſtimmt, wobei doch der philoſophiſchen, wie uns duͤnkt, ihr Standpunkt nicht ganz nach Gebuͤhr geworden, unterſucht er naͤher das Weſen der myſtiſchen Theologie, fuͤr welche er den beſſer bezeichnenden Namen „Theologie der unmittel¬ baren Anſchauung“ vorſchlaͤgt, ſondert deren Abwege und Verirrungen von der graden und ſichern Bahn, auf welcher Johann Gerſon und Fenelon gewandelt, und zeigt, daß dieſe mit den Wegen der hiſtoriſchen und philoſophiſchen Theologie in voͤlliger Uebereinſtim¬ mung zu demſelben Ziele gelangt, und ihr Daſein auch den beiden andern Richtungen huͤlfreich, ja in gewiſſem

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/435>, abgerufen am 25.11.2024.