Weltanschauung in einsamer Ruhe still zurückgezogen behaglichen Fleißes arbeitet, unser Autor dagegen über unruhige Lebenswirbel und die Treibhauseile des drin¬ genden Augenblickes klagt. Auch hat er bei vielem Wohlmeinen mehr Galle, als Schefer, so wie hingegen bei vieler Schärfe weniger, als Börne, mit welchem Ausspruche wohl jeder der Genannten zufrieden sein wird!
Unter den Erzählungen müssen wir diejenigen beson¬ ders auszeichnen, morin ein idyllisches Element vor¬ waltet, z. B. im zweiten Theile "James Skey" und "die Gemsjäger", auch "die Gewerke" im ersten Theile, wo ein Gegenstand, der sehr zur Ueberladung verleiten konnte, mit Glück durch jenes Element gemäßigt wor¬ den. In beiden letztern Novellen hat der Verfasser mit besonderer Zuneigung den Schwindel behandelt, und ist dabei seinen Vorgängern Baggesen und Schefer nichts schuldig geworden, ja sich selber nicht einmal, denn nach¬ dem er die Aufgabe vom Thurme herab in lauter städti¬ scher Umgebung und Bedingung glücklich gelöst, variirt er das Thema so neu als treffend in der ganz verschie¬ denen Gestalt, welche Gebirgshöhen und freie Natur dafür bedingen.
Sehr anziehend sind die Nachrichten über die per¬ sönlichen Verhältnisse des Verfassers mit Karl Maria von Weber, welchem Komponisten er besonders huldigt. Seine sonstigen musikalischen Zu- und Abneigungen können wir hier weder vertreten noch tadeln. Indessen
Weltanſchauung in einſamer Ruhe ſtill zuruͤckgezogen behaglichen Fleißes arbeitet, unſer Autor dagegen uͤber unruhige Lebenswirbel und die Treibhauseile des drin¬ genden Augenblickes klagt. Auch hat er bei vielem Wohlmeinen mehr Galle, als Schefer, ſo wie hingegen bei vieler Schaͤrfe weniger, als Boͤrne, mit welchem Ausſpruche wohl jeder der Genannten zufrieden ſein wird!
Unter den Erzaͤhlungen muͤſſen wir diejenigen beſon¬ ders auszeichnen, morin ein idylliſches Element vor¬ waltet, z. B. im zweiten Theile „James Skey“ und „die Gemsjaͤger“, auch „die Gewerke“ im erſten Theile, wo ein Gegenſtand, der ſehr zur Ueberladung verleiten konnte, mit Gluͤck durch jenes Element gemaͤßigt wor¬ den. In beiden letztern Novellen hat der Verfaſſer mit beſonderer Zuneigung den Schwindel behandelt, und iſt dabei ſeinen Vorgaͤngern Baggeſen und Schefer nichts ſchuldig geworden, ja ſich ſelber nicht einmal, denn nach¬ dem er die Aufgabe vom Thurme herab in lauter ſtaͤdti¬ ſcher Umgebung und Bedingung gluͤcklich geloͤſt, variirt er das Thema ſo neu als treffend in der ganz verſchie¬ denen Geſtalt, welche Gebirgshoͤhen und freie Natur dafuͤr bedingen.
Sehr anziehend ſind die Nachrichten uͤber die per¬ ſoͤnlichen Verhaͤltniſſe des Verfaſſers mit Karl Maria von Weber, welchem Komponiſten er beſonders huldigt. Seine ſonſtigen muſikaliſchen Zu- und Abneigungen koͤnnen wir hier weder vertreten noch tadeln. Indeſſen
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Weltanſchauung in einſamer Ruhe ſtill zuruͤckgezogen
behaglichen Fleißes arbeitet, unſer Autor dagegen uͤber
unruhige Lebenswirbel und die Treibhauseile des drin¬
genden Augenblickes klagt. Auch hat er bei vielem
Wohlmeinen mehr Galle, als Schefer, ſo wie hingegen
bei vieler Schaͤrfe weniger, als Boͤrne, mit welchem
Ausſpruche wohl jeder der Genannten zufrieden ſein wird!
Unter den Erzaͤhlungen muͤſſen wir diejenigen beſon¬
ders auszeichnen, morin ein idylliſches Element vor¬
waltet, z. B. im zweiten Theile „James Skey“ und
„die Gemsjaͤger“, auch „die Gewerke“ im erſten Theile,
wo ein Gegenſtand, der ſehr zur Ueberladung verleiten
konnte, mit Gluͤck durch jenes Element gemaͤßigt wor¬
den. In beiden letztern Novellen hat der Verfaſſer mit
beſonderer Zuneigung den Schwindel behandelt, und iſt
dabei ſeinen Vorgaͤngern Baggeſen und Schefer nichts
ſchuldig geworden, ja ſich ſelber nicht einmal, denn nach¬
dem er die Aufgabe vom Thurme herab in lauter ſtaͤdti¬
ſcher Umgebung und Bedingung gluͤcklich geloͤſt, variirt
er das Thema ſo neu als treffend in der ganz verſchie¬
denen Geſtalt, welche Gebirgshoͤhen und freie Natur
dafuͤr bedingen.
Sehr anziehend ſind die Nachrichten uͤber die per¬
ſoͤnlichen Verhaͤltniſſe des Verfaſſers mit Karl Maria
von Weber, welchem Komponiſten er beſonders huldigt.
Seine ſonſtigen muſikaliſchen Zu- und Abneigungen
koͤnnen wir hier weder vertreten noch tadeln. Indeſſen
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/424>, abgerufen am 25.11.2024.
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