Zumuthung ist in neuerer Zeit als eine unbegründete und ganz unbillige mit großem Erfolg abgewiesen wor¬ den, und sie kömmt nur selten noch vor. Wir wollen sie nicht wieder aufleben lassen, glauben aber doch, daß man den Kritiker in Betreff des Machens seitdem etwas zu sehr freigesprochen hat. Die Verpflichtung des Bes¬ sermachens kann ihm freilich nicht auferlegt werden, aber die des Auchmachens darf ihm schwerlich erlassen sein; wie soll er sonst den Beweis liefern, daß er wirklich alle Bedingungen, Gränzen, Vortheile und Schwierig¬ keiten des Kunstgebietes kenne, über dessen Erzeugnisse er urtheilt, daß er seine Forderungen nicht schrankenlos ausdehne, und ein erreichtes Wirkliche nach erträumten Möglichkeiten abmesse? In der That haben unsre besten Kritiker von jeher auch durch eigne Kunstschöpfungen sich hervorgethan, und wir finden fast immer, daß der Werth von diesen mit dem ihrer Kritiken gleichen Schritt hält, von Lessing an gerechnet bis auf A. W. vor Schlegel herab. Unsre Bemerkung wird auch durch die vorliegende Sammlung bekräftigt.
Der Verfasser, als ein scharfer, und dabei scharf¬ sinniger und nicht ungründlicher, rüstiger Kritiker vor¬ theilhaft bekannt, nimmt durch diese Dichtungen auch im Gebiete des Selbstmachens die Stelle ein, welche der Stufe, worauf er in jenem Gebiete steht, nicht nur entspricht, sondern ihn auf ihr auch bestätigt. Eine große Mannigfaltigkeit von Gebilden und Ausdrucksweisen, die
Zumuthung iſt in neuerer Zeit als eine unbegruͤndete und ganz unbillige mit großem Erfolg abgewieſen wor¬ den, und ſie koͤmmt nur ſelten noch vor. Wir wollen ſie nicht wieder aufleben laſſen, glauben aber doch, daß man den Kritiker in Betreff des Machens ſeitdem etwas zu ſehr freigeſprochen hat. Die Verpflichtung des Beſ¬ ſermachens kann ihm freilich nicht auferlegt werden, aber die des Auchmachens darf ihm ſchwerlich erlaſſen ſein; wie ſoll er ſonſt den Beweis liefern, daß er wirklich alle Bedingungen, Graͤnzen, Vortheile und Schwierig¬ keiten des Kunſtgebietes kenne, uͤber deſſen Erzeugniſſe er urtheilt, daß er ſeine Forderungen nicht ſchrankenlos ausdehne, und ein erreichtes Wirkliche nach ertraͤumten Moͤglichkeiten abmeſſe? In der That haben unſre beſten Kritiker von jeher auch durch eigne Kunſtſchoͤpfungen ſich hervorgethan, und wir finden faſt immer, daß der Werth von dieſen mit dem ihrer Kritiken gleichen Schritt haͤlt, von Leſſing an gerechnet bis auf A. W. vor Schlegel herab. Unſre Bemerkung wird auch durch die vorliegende Sammlung bekraͤftigt.
Der Verfaſſer, als ein ſcharfer, und dabei ſcharf¬ ſinniger und nicht ungruͤndlicher, ruͤſtiger Kritiker vor¬ theilhaft bekannt, nimmt durch dieſe Dichtungen auch im Gebiete des Selbſtmachens die Stelle ein, welche der Stufe, worauf er in jenem Gebiete ſteht, nicht nur entſpricht, ſondern ihn auf ihr auch beſtaͤtigt. Eine große Mannigfaltigkeit von Gebilden und Ausdrucksweiſen, die
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Zumuthung iſt in neuerer Zeit als eine unbegruͤndete
und ganz unbillige mit großem Erfolg abgewieſen wor¬
den, und ſie koͤmmt nur ſelten noch vor. Wir wollen
ſie nicht wieder aufleben laſſen, glauben aber doch, daß
man den Kritiker in Betreff des Machens ſeitdem etwas
zu ſehr freigeſprochen hat. Die Verpflichtung des Beſ¬
ſermachens kann ihm freilich nicht auferlegt werden, aber
die des Auchmachens darf ihm ſchwerlich erlaſſen ſein;
wie ſoll er ſonſt den Beweis liefern, daß er wirklich
alle Bedingungen, Graͤnzen, Vortheile und Schwierig¬
keiten des Kunſtgebietes kenne, uͤber deſſen Erzeugniſſe
er urtheilt, daß er ſeine Forderungen nicht ſchrankenlos
ausdehne, und ein erreichtes Wirkliche nach ertraͤumten
Moͤglichkeiten abmeſſe? In der That haben unſre beſten
Kritiker von jeher auch durch eigne Kunſtſchoͤpfungen
ſich hervorgethan, und wir finden faſt immer, daß der
Werth von dieſen mit dem ihrer Kritiken gleichen Schritt
haͤlt, von Leſſing an gerechnet bis auf A. W. vor
Schlegel herab. Unſre Bemerkung wird auch durch die
vorliegende Sammlung bekraͤftigt.
Der Verfaſſer, als ein ſcharfer, und dabei ſcharf¬
ſinniger und nicht ungruͤndlicher, ruͤſtiger Kritiker vor¬
theilhaft bekannt, nimmt durch dieſe Dichtungen auch
im Gebiete des Selbſtmachens die Stelle ein, welche
der Stufe, worauf er in jenem Gebiete ſteht, nicht nur
entſpricht, ſondern ihn auf ihr auch beſtaͤtigt. Eine große
Mannigfaltigkeit von Gebilden und Ausdrucksweiſen, die
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/422>, abgerufen am 25.11.2024.
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