dem diese Festung erobert worden, kehrt alles im Frie¬ den zur Heimath. Unser Autor, der inzwischen Offizier geworden, wird in Schlesien angestellt, und leistet da¬ selbst bei dem Einbruche der Truppen Napoleons in den Jahren 1806 und 1807 treffliche Dienste, besonders bei der Vertheidigung der Festung Silberberg, die auch von dem Feinde nicht erobert wird. Mit dem Frieden von Tilsit hören die Denkschriften auf, obwohl der Ver¬ fasser erst viel später gestorben zu seyn scheint.
Ein wackres Gemüth, von keinen ausgezeichneten Fähigkeiten, aber von gutem leichten Sinn und thäti¬ ger Lebhaftigkeit getragen, bildet hier eine Art mäßigen Deutschen Karakters, wie er uns in den mittlern Re¬ gionen des Lebens oft und leidlich genug zu begegnen pflegt. Auch sein Mittheilungstrieb gehört ganz in diese Sphäre, und wird in seinem einfachen Zuge nur bis¬ weilen gestört durch etwas gesteigerte, kostbare oder auch geschmacklos muntre Ausdruckweisen, die theils noch von der Schule Zeugniß geben, theils als zufällige Beute aus dem Weltverkehr aufgehascht sind. Die Betrach¬ tungen, die unser Verfasser häufig anstellt, wollen sich gern erheben, und sind meistens gut und brav, ohne doch ihren Flug sonderlich auszudehnen. Seltsam aber nimmt sich ein Abriß der Französischen Revolutionsge¬ schichte aus, den er in aller Kürze nach damaligen flüch¬ tigen Auffassungen mittheilt. Man sieht wenigstens, welche Thatsachen zumeist, und in welcher Gestalt diese
dem dieſe Feſtung erobert worden, kehrt alles im Frie¬ den zur Heimath. Unſer Autor, der inzwiſchen Offizier geworden, wird in Schleſien angeſtellt, und leiſtet da¬ ſelbſt bei dem Einbruche der Truppen Napoleons in den Jahren 1806 und 1807 treffliche Dienſte, beſonders bei der Vertheidigung der Feſtung Silberberg, die auch von dem Feinde nicht erobert wird. Mit dem Frieden von Tilſit hoͤren die Denkſchriften auf, obwohl der Ver¬ faſſer erſt viel ſpaͤter geſtorben zu ſeyn ſcheint.
Ein wackres Gemuͤth, von keinen ausgezeichneten Faͤhigkeiten, aber von gutem leichten Sinn und thaͤti¬ ger Lebhaftigkeit getragen, bildet hier eine Art maͤßigen Deutſchen Karakters, wie er uns in den mittlern Re¬ gionen des Lebens oft und leidlich genug zu begegnen pflegt. Auch ſein Mittheilungstrieb gehoͤrt ganz in dieſe Sphaͤre, und wird in ſeinem einfachen Zuge nur bis¬ weilen geſtoͤrt durch etwas geſteigerte, koſtbare oder auch geſchmacklos muntre Ausdruckweiſen, die theils noch von der Schule Zeugniß geben, theils als zufaͤllige Beute aus dem Weltverkehr aufgehaſcht ſind. Die Betrach¬ tungen, die unſer Verfaſſer haͤufig anſtellt, wollen ſich gern erheben, und ſind meiſtens gut und brav, ohne doch ihren Flug ſonderlich auszudehnen. Seltſam aber nimmt ſich ein Abriß der Franzoͤſiſchen Revolutionsge¬ ſchichte aus, den er in aller Kuͤrze nach damaligen fluͤch¬ tigen Auffaſſungen mittheilt. Man ſieht wenigſtens, welche Thatſachen zumeiſt, und in welcher Geſtalt dieſe
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dem dieſe Feſtung erobert worden, kehrt alles im Frie¬
den zur Heimath. Unſer Autor, der inzwiſchen Offizier
geworden, wird in Schleſien angeſtellt, und leiſtet da¬
ſelbſt bei dem Einbruche der Truppen Napoleons in den
Jahren 1806 und 1807 treffliche Dienſte, beſonders
bei der Vertheidigung der Feſtung Silberberg, die auch
von dem Feinde nicht erobert wird. Mit dem Frieden
von Tilſit hoͤren die Denkſchriften auf, obwohl der Ver¬
faſſer erſt viel ſpaͤter geſtorben zu ſeyn ſcheint.
Ein wackres Gemuͤth, von keinen ausgezeichneten
Faͤhigkeiten, aber von gutem leichten Sinn und thaͤti¬
ger Lebhaftigkeit getragen, bildet hier eine Art maͤßigen
Deutſchen Karakters, wie er uns in den mittlern Re¬
gionen des Lebens oft und leidlich genug zu begegnen
pflegt. Auch ſein Mittheilungstrieb gehoͤrt ganz in dieſe
Sphaͤre, und wird in ſeinem einfachen Zuge nur bis¬
weilen geſtoͤrt durch etwas geſteigerte, koſtbare oder auch
geſchmacklos muntre Ausdruckweiſen, die theils noch von
der Schule Zeugniß geben, theils als zufaͤllige Beute
aus dem Weltverkehr aufgehaſcht ſind. Die Betrach¬
tungen, die unſer Verfaſſer haͤufig anſtellt, wollen ſich
gern erheben, und ſind meiſtens gut und brav, ohne
doch ihren Flug ſonderlich auszudehnen. Seltſam aber
nimmt ſich ein Abriß der Franzoͤſiſchen Revolutionsge¬
ſchichte aus, den er in aller Kuͤrze nach damaligen fluͤch¬
tigen Auffaſſungen mittheilt. Man ſieht wenigſtens,
welche Thatſachen zumeiſt, und in welcher Geſtalt dieſe
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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