ausgeht, und noch immer zu neuen Enthüllungen An¬ laß giebt. Dem Bedürfnisse seiner Leser gemäß, ver¬ sucht der Verfasser einen raschen gedrängten Abriß von Goethe's Lebensumständen mit eben solchen kurzen und festen Hauptzügen der inneren Geschichte desselben zu verbinden, und auf solche Weise ein vollständiges, klares Bild dieser persönlichen und geistigen Krafterscheinung hervorzurufen. Dies ist ihm vortrefflich gelungen, durch ruhige, milde Anreihung von Thatsachen, durch heitre, partheilose Erörterung, durch einfache, lichtgebende Aus¬ drucksweise. Sehr natürlich kann für uns nicht alles neu sein, was der Verfasser mittheilt, weder in den Sachen, noch in den Urtheilen und Betrachtungen, die sich damit verbinden, allein auch das Bekannte gewinnt in so gebildeter Hand einen neuen Reiz, und man ver¬ nimmt gern eine solche Wiederholung, die denn doch in ihrem Zuschnitt und Zweck eigenthümlich ist, und neue Verknüpfungen theils giebt, theils veranlaßt. So empfängt in dieser Darstellung alles, was Goethe's wissenschaftlichen Geist und Gang betrifft, eine besonders helle Beleuchtung, wie es sich von dem Verfasser aller¬ dings erwarten ließ, der sich als sinnvoller und thätiger Gefährte seines hohen Freundes in manchen Wegen jener Richtung bereits öffentlich dargethan hat. Auch nach andrer Seite jedoch überrascht uns diese Schrift mit unerwarteten und bedeutenden Neuigkeiten. Einige Nach¬ richten, die Verbindung Goethe's mit Lilli betreffend,
ausgeht, und noch immer zu neuen Enthuͤllungen An¬ laß giebt. Dem Beduͤrfniſſe ſeiner Leſer gemaͤß, ver¬ ſucht der Verfaſſer einen raſchen gedraͤngten Abriß von Goethe's Lebensumſtaͤnden mit eben ſolchen kurzen und feſten Hauptzuͤgen der inneren Geſchichte deſſelben zu verbinden, und auf ſolche Weiſe ein vollſtaͤndiges, klares Bild dieſer perſoͤnlichen und geiſtigen Krafterſcheinung hervorzurufen. Dies iſt ihm vortrefflich gelungen, durch ruhige, milde Anreihung von Thatſachen, durch heitre, partheiloſe Eroͤrterung, durch einfache, lichtgebende Aus¬ drucksweiſe. Sehr natuͤrlich kann fuͤr uns nicht alles neu ſein, was der Verfaſſer mittheilt, weder in den Sachen, noch in den Urtheilen und Betrachtungen, die ſich damit verbinden, allein auch das Bekannte gewinnt in ſo gebildeter Hand einen neuen Reiz, und man ver¬ nimmt gern eine ſolche Wiederholung, die denn doch in ihrem Zuſchnitt und Zweck eigenthuͤmlich iſt, und neue Verknuͤpfungen theils giebt, theils veranlaßt. So empfaͤngt in dieſer Darſtellung alles, was Goethe's wiſſenſchaftlichen Geiſt und Gang betrifft, eine beſonders helle Beleuchtung, wie es ſich von dem Verfaſſer aller¬ dings erwarten ließ, der ſich als ſinnvoller und thaͤtiger Gefaͤhrte ſeines hohen Freundes in manchen Wegen jener Richtung bereits oͤffentlich dargethan hat. Auch nach andrer Seite jedoch uͤberraſcht uns dieſe Schrift mit unerwarteten und bedeutenden Neuigkeiten. Einige Nach¬ richten, die Verbindung Goethe's mit Lilli betreffend,
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ausgeht, und noch immer zu neuen Enthuͤllungen An¬
laß giebt. Dem Beduͤrfniſſe ſeiner Leſer gemaͤß, ver¬
ſucht der Verfaſſer einen raſchen gedraͤngten Abriß von
Goethe's Lebensumſtaͤnden mit eben ſolchen kurzen und
feſten Hauptzuͤgen der inneren Geſchichte deſſelben zu
verbinden, und auf ſolche Weiſe ein vollſtaͤndiges, klares
Bild dieſer perſoͤnlichen und geiſtigen Krafterſcheinung
hervorzurufen. Dies iſt ihm vortrefflich gelungen, durch
ruhige, milde Anreihung von Thatſachen, durch heitre,
partheiloſe Eroͤrterung, durch einfache, lichtgebende Aus¬
drucksweiſe. Sehr natuͤrlich kann fuͤr uns nicht alles
neu ſein, was der Verfaſſer mittheilt, weder in den
Sachen, noch in den Urtheilen und Betrachtungen, die
ſich damit verbinden, allein auch das Bekannte gewinnt
in ſo gebildeter Hand einen neuen Reiz, und man ver¬
nimmt gern eine ſolche Wiederholung, die denn doch in
ihrem Zuſchnitt und Zweck eigenthuͤmlich iſt, und neue
Verknuͤpfungen theils giebt, theils veranlaßt. So
empfaͤngt in dieſer Darſtellung alles, was Goethe's
wiſſenſchaftlichen Geiſt und Gang betrifft, eine beſonders
helle Beleuchtung, wie es ſich von dem Verfaſſer aller¬
dings erwarten ließ, der ſich als ſinnvoller und thaͤtiger
Gefaͤhrte ſeines hohen Freundes in manchen Wegen jener
Richtung bereits oͤffentlich dargethan hat. Auch nach
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/397>, abgerufen am 23.11.2024.
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