an welchen beiden einer minder kundigen Hand viel mi߬ lingen konnte. Auch die übrigen Karaktere sind gut gehalten, und gemäß ihrer verschiedenen Betheiligung gebührend hervorgehoben. Durch die warme, ja glühende Farbengebung des dichterischen Ausdrucks ist gleichwohl der Konflikt herber Gegensätze in heitere Gemeinschaft zusammengefaßt. So wird der Leser, angezogen von dem Inhalt und von der Darstellung, durch den Wechsel der Scenen und Akte von Anfang bis zu Ende von stets belebter Theilnahme begleitet, und kommt erst mit dem Schlusse wieder zu Athem, und mag alsdann erst überlegen und prüfen, was ihm denn eigentlich darge¬ boten worden. Von wenig Büchern läßt sich dergleichen rühmen! -- Betrachten wir aber nun näher die orga¬ nischen Bestandtheile, auf welche das Gegebene sich in dieser Bearbeitung zurückführen läßt, so unterscheiden wir zunächst vierfachen Gehalt, der sich zu dem Ge¬ mählde gruppirt. Zuerst die Liebesgeschichte in ihrer einfachsten Auffassung, der eigentliche Kern des Ganzen; dann die Universität, welche den Schauplatz liefert; hier¬ auf die Zauberei, die als Einwirkendes bedeutend wird; endlich im Hintergrunde die Schlacht von Lepanto, gleich¬ sam den Anfang und das Ende versöhnt zusammen¬ schlingend. Von diesen vier Hauptstücken finden wir die Liebesgeschichte durchaus gelungen, den Hintergrund trefflich benutzt und an das Wesentliche glücklich ange¬ schlossen, die Universität größtentheils mit Wirkung auf¬
an welchen beiden einer minder kundigen Hand viel mi߬ lingen konnte. Auch die uͤbrigen Karaktere ſind gut gehalten, und gemaͤß ihrer verſchiedenen Betheiligung gebuͤhrend hervorgehoben. Durch die warme, ja gluͤhende Farbengebung des dichteriſchen Ausdrucks iſt gleichwohl der Konflikt herber Gegenſaͤtze in heitere Gemeinſchaft zuſammengefaßt. So wird der Leſer, angezogen von dem Inhalt und von der Darſtellung, durch den Wechſel der Scenen und Akte von Anfang bis zu Ende von ſtets belebter Theilnahme begleitet, und kommt erſt mit dem Schluſſe wieder zu Athem, und mag alsdann erſt uͤberlegen und pruͤfen, was ihm denn eigentlich darge¬ boten worden. Von wenig Buͤchern laͤßt ſich dergleichen ruͤhmen! — Betrachten wir aber nun naͤher die orga¬ niſchen Beſtandtheile, auf welche das Gegebene ſich in dieſer Bearbeitung zuruͤckfuͤhren laͤßt, ſo unterſcheiden wir zunaͤchſt vierfachen Gehalt, der ſich zu dem Ge¬ maͤhlde gruppirt. Zuerſt die Liebesgeſchichte in ihrer einfachſten Auffaſſung, der eigentliche Kern des Ganzen; dann die Univerſitaͤt, welche den Schauplatz liefert; hier¬ auf die Zauberei, die als Einwirkendes bedeutend wird; endlich im Hintergrunde die Schlacht von Lepanto, gleich¬ ſam den Anfang und das Ende verſoͤhnt zuſammen¬ ſchlingend. Von dieſen vier Hauptſtuͤcken finden wir die Liebesgeſchichte durchaus gelungen, den Hintergrund trefflich benutzt und an das Weſentliche gluͤcklich ange¬ ſchloſſen, die Univerſitaͤt groͤßtentheils mit Wirkung auf¬
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an welchen beiden einer minder kundigen Hand viel mi߬
lingen konnte. Auch die uͤbrigen Karaktere ſind gut
gehalten, und gemaͤß ihrer verſchiedenen Betheiligung
gebuͤhrend hervorgehoben. Durch die warme, ja gluͤhende
Farbengebung des dichteriſchen Ausdrucks iſt gleichwohl
der Konflikt herber Gegenſaͤtze in heitere Gemeinſchaft
zuſammengefaßt. So wird der Leſer, angezogen von
dem Inhalt und von der Darſtellung, durch den Wechſel
der Scenen und Akte von Anfang bis zu Ende von
ſtets belebter Theilnahme begleitet, und kommt erſt mit
dem Schluſſe wieder zu Athem, und mag alsdann erſt
uͤberlegen und pruͤfen, was ihm denn eigentlich darge¬
boten worden. Von wenig Buͤchern laͤßt ſich dergleichen
ruͤhmen! — Betrachten wir aber nun naͤher die orga¬
niſchen Beſtandtheile, auf welche das Gegebene ſich in
dieſer Bearbeitung zuruͤckfuͤhren laͤßt, ſo unterſcheiden
wir zunaͤchſt vierfachen Gehalt, der ſich zu dem Ge¬
maͤhlde gruppirt. Zuerſt die Liebesgeſchichte in ihrer
einfachſten Auffaſſung, der eigentliche Kern des Ganzen;
dann die Univerſitaͤt, welche den Schauplatz liefert; hier¬
auf die Zauberei, die als Einwirkendes bedeutend wird;
endlich im Hintergrunde die Schlacht von Lepanto, gleich¬
ſam den Anfang und das Ende verſoͤhnt zuſammen¬
ſchlingend. Von dieſen vier Hauptſtuͤcken finden wir die
Liebesgeſchichte durchaus gelungen, den Hintergrund
trefflich benutzt und an das Weſentliche gluͤcklich ange¬
ſchloſſen, die Univerſitaͤt groͤßtentheils mit Wirkung auf¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/366>, abgerufen am 24.11.2024.
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