aller Auszeichnung, in der Anerkennung aller ihrer An¬ sprüche, hier, wo einer der Augenblicke ist, zu denen sie erzogen, auf welche alle ihrer Thätigkeit, ihre Einrich¬ tung und Gewöhnung von Jugend auf gewandt worden, was sollen sie denn im Rathe des Fürsten, in des Lan¬ des höchsten Verwaltungsstellen, im Angesicht des Heeres sein, lauter Dinge, die sie nie so ernstlich bedacht und geübt haben, als die Vortheile gesellschaftlicher Erschei¬ nung? Mich ergriffen diese Betrachtungen um so leb¬ hafter, als man gewohnt war, in öffentlichen Berichten, namentlich von den französischen Höfen, als von dem Wohnsitze der Würde, der Feierlichkeit und imponiren¬ den Größe zu reden, da man doch fast nur Unordnung, Armseligkeit und Lächerlichkeit fand.
Endlich erschien die Zeit, zur Audienz hinaufzugehen; auf die erste Ankündigung davon stürzte alles ordnungs¬ los gegen die Thüre, man drängte sich, stieß und schob den Nachbar ohne Umstände. Kammerherren, Pagen und Garden füllten die Gänge und Vorzimmer; unruhige Geschäftigkeit zog auch hier die Augen auf sich, und die Soldaten schienen die einzigen, die sich mit einiger Sicher¬ heit in ihrem Dienste zu benehmen wußten, was sie freilich auch nicht am Hofe, sondern von ihren Feld¬ webeln gelernt hatten.
Nachdem man im Audienzsaale einen Halbkreis ge¬ bildet, und sich in mehrere gedrängte Reihen gestellt hatte, kündigte bald der Ruf: l'Empereur! die Erschei¬
aller Auszeichnung, in der Anerkennung aller ihrer An¬ ſpruͤche, hier, wo einer der Augenblicke iſt, zu denen ſie erzogen, auf welche alle ihrer Thaͤtigkeit, ihre Einrich¬ tung und Gewoͤhnung von Jugend auf gewandt worden, was ſollen ſie denn im Rathe des Fuͤrſten, in des Lan¬ des hoͤchſten Verwaltungsſtellen, im Angeſicht des Heeres ſein, lauter Dinge, die ſie nie ſo ernſtlich bedacht und geuͤbt haben, als die Vortheile geſellſchaftlicher Erſchei¬ nung? Mich ergriffen dieſe Betrachtungen um ſo leb¬ hafter, als man gewohnt war, in oͤffentlichen Berichten, namentlich von den franzoͤſiſchen Hoͤfen, als von dem Wohnſitze der Wuͤrde, der Feierlichkeit und imponiren¬ den Groͤße zu reden, da man doch faſt nur Unordnung, Armſeligkeit und Laͤcherlichkeit fand.
Endlich erſchien die Zeit, zur Audienz hinaufzugehen; auf die erſte Ankuͤndigung davon ſtuͤrzte alles ordnungs¬ los gegen die Thuͤre, man draͤngte ſich, ſtieß und ſchob den Nachbar ohne Umſtaͤnde. Kammerherren, Pagen und Garden fuͤllten die Gaͤnge und Vorzimmer; unruhige Geſchaͤftigkeit zog auch hier die Augen auf ſich, und die Soldaten ſchienen die einzigen, die ſich mit einiger Sicher¬ heit in ihrem Dienſte zu benehmen wußten, was ſie freilich auch nicht am Hofe, ſondern von ihren Feld¬ webeln gelernt hatten.
Nachdem man im Audienzſaale einen Halbkreis ge¬ bildet, und ſich in mehrere gedraͤngte Reihen geſtellt hatte, kuͤndigte bald der Ruf: l'Empereur! die Erſchei¬
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aller Auszeichnung, in der Anerkennung aller ihrer An¬
ſpruͤche, hier, wo einer der Augenblicke iſt, zu denen ſie
erzogen, auf welche alle ihrer Thaͤtigkeit, ihre Einrich¬
tung und Gewoͤhnung von Jugend auf gewandt worden,
was ſollen ſie denn im Rathe des Fuͤrſten, in des Lan¬
des hoͤchſten Verwaltungsſtellen, im Angeſicht des Heeres
ſein, lauter Dinge, die ſie nie ſo ernſtlich bedacht und
geuͤbt haben, als die Vortheile geſellſchaftlicher Erſchei¬
nung? Mich ergriffen dieſe Betrachtungen um ſo leb¬
hafter, als man gewohnt war, in oͤffentlichen Berichten,
namentlich von den franzoͤſiſchen Hoͤfen, als von dem
Wohnſitze der Wuͤrde, der Feierlichkeit und imponiren¬
den Groͤße zu reden, da man doch faſt nur Unordnung,
Armſeligkeit und Laͤcherlichkeit fand.
Endlich erſchien die Zeit, zur Audienz hinaufzugehen;
auf die erſte Ankuͤndigung davon ſtuͤrzte alles ordnungs¬
los gegen die Thuͤre, man draͤngte ſich, ſtieß und ſchob
den Nachbar ohne Umſtaͤnde. Kammerherren, Pagen
und Garden fuͤllten die Gaͤnge und Vorzimmer; unruhige
Geſchaͤftigkeit zog auch hier die Augen auf ſich, und die
Soldaten ſchienen die einzigen, die ſich mit einiger Sicher¬
heit in ihrem Dienſte zu benehmen wußten, was ſie
freilich auch nicht am Hofe, ſondern von ihren Feld¬
webeln gelernt hatten.
Nachdem man im Audienzſaale einen Halbkreis ge¬
bildet, und ſich in mehrere gedraͤngte Reihen geſtellt
hatte, kuͤndigte bald der Ruf: l'Empereur! die Erſchei¬
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 2. Mannheim, 1837, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten02_1837/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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